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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph; Schelling, Caroline; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]; Frank, Erich [Oth.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1912, 1. Abhandlung): Rezensionen über schöne Literatur von Schelling und Caroline in der Neuen Jenaischen Literatur-Zeitung — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.32876#0055
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Rezensionen über schöne Literatur von Schelling uncl Caroline.

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Schvverer fällt für Schelling die gründliche Kenntnis des Diogenes Laertius
ins Gevvicht, wie sie der Yerf. S. 18 — und besonders Z. 20ff. v. u. durch sein
feines Urteil über den Charakter dieses Buches — verrät, und die herab-
lassende Zurechtweisung wegen des „Aulugella“, S. 23, vvird man eher dem
klassisch gebildeten Gelehrten als einer Frau* vvie Caroline, zuschreiben wollen.
Dazu kommt noch, daß sich in der ganzen Rezension kaum ein logisch oder
grammatikalisch schlecht konstruierter Satz fmdet, selbst da nichf, wo es ziem-
lich verwickelte Verhältnisse auszudrücken galt ; auch hält sich die Beur-
teilung ganz auf der Höhe philosophisch abstrakter Redeweise, ohne sich zu der,
aus den Briefen Carolinens so gut bekannten, losen, sinnlichen Sclialkhaftig-
keit herabzulassen. Man lese etwa Sätze, vvie auf S. 13 : „In Absicht mancher
Eigenschaften vvar er vielleicht von jeher perfect zu nennen ; in anderen zeigte
er eine ebenso geschmeidige Perfect.ibilität“, oder S. 19 : „Möglich, daß diese
und eine weit längere Reihe von Gegensätzen keine mehr sind, wenn das
Überstehen aller Grade und Feuerproben sie erst verschmolzen hat“, oder
S. 24 : „In der ersten hat das Pikante die Oberhand, in der zweiten das Pein-
liche, in der dritten das Lehrende“, und man vvird unschwer den Philosophen
heraushören. — Aber mehr noch als durch dies alles scheint die Yerfasser-
schaft Schellings durch die ironische Weise bewiesen zu werden, in der S. 18,
Z. 2 v. u. (vgl. Anm. z. St.) auf Schelling selbst angespielt wird, und die,
so gut sie sich bei Schelling macht, im Munde Carolinens recht übel aus-
sehen würde.

1. Die erste Rezension über Kotzebue.
Das Urteil Goethes über diese Rezension in dem Briefe an Eichstädt vom
19. April 1806 ist so treffend, daß sie hier eine Stelle verdient : „Bei der
Recension über die Kotzebuiana wundert man sich nur, wie ein so trefflicher
Kopf, als der Recensent ist, so niederträchtiges Zcug lange genug behandeln
und dabey einen so guten Humor behalten können ; . . . . Um desto mehr soll
Rccensent gelobt seyn, daß er seine Superiorität in der Heiterkeit bewiesen
hat“ (W.-A., IV, Nr. 5191, v. 19. April 1806). Von einer Erwiderung Kotze-
bues auf diese Rezension ist uns nichts bekannt, und schon Caroline liat einen
„Rückschrei im «Freimütigen» von wegen Ivotzebue“ (Brief vom 30. April
1806, bei Waitz, II, 294) vergebens gesucht. Eingegangen ist die Ilezension
am 21. März 1806 (vgl. a. oben S. 4 u. 7).
(S. 13, Z. 15 v. o.) Die Zeitschrift Kotzebues „T)er Freymüthige“. Vgl.
Goedecke, V, § 258. 8. 124.
(S. 13, Z. 21 v. o.) Kotzebue war zum Mitglied der Berliner Akademie
der Wissenschaften ernannt worden. Vgl. oben S. 23, Z. 11 v. u.
(S. 13, Z. 1 v. u.) In den „Erinnerungen von einer Reise aus Liefland
nach Rom und Neapel“. Berlin 1805.
(S. 14, Z. 5 v. o.) Vgl. A. W. Schlegels Satire „Ehrenpforte und
Triumphbogen für den Theaterpräsidenten von Kotzebue bei seiner gehofften
Rückkehr ins Vaterland“. (Berlin 1800, in den WW„ II, 275—344.)
(S. 14, Z. 4 v. u.) Siehe Kotzebue, a. a. 0., S. 16ff.
(S. 16, Z. 21 v. u.) Ahbe Jacques Dellile (1738—1813). Der berühmte,
von Voltaire verherrlichte Dichter.
 
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