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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph; Schelling, Caroline; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Frank, Erich [Bearb.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1912, 1. Abhandlung): Rezensionen über schöne Literatur von Schelling und Caroline in der Neuen Jenaischen Literatur-Zeitung — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.32876#0059
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Rezensionen über schöne Literatur von Schelling und Caroline. 51
nehmeres Wort“, fügt der Briefschreiber hinzu, „kann ich gewiß diesem oder
dieser Rec. für die gelieferte Beurtheilung nicht sagen“.
Dagegen machte diese „Blitzmordrecension“ auf den Freundeskreis des
Musenalmanachs einen ganz niederschmetternden Eindruck, wie wir in Cha-
missos Briefen (I, S. 70, 73) und Varnhagens Denkwürdigkeiten (I, S. 301
bis 303 ; vgl. L. Geiger in Berl. Neudrucken, II. Serie, 1, S. N—XIV) lesen.
Ihre Antwort war nun eine sehr merkwürdige und so fein, claß sie kaum je-
mand verstanden haben dürfte. Am Ende der Beurt.eilung empfiehlt nämlich
Caroline, „um mit dem Demokrit zu schließen, zur Aufnahme in den nächsten
Jahrgang folgendes, dem Einsender bekannt gewordenes Sonett von einer zwar
technisch ungeübten, aber natürlich geistvollen Hand“ (siehe S. 28 unten).
Chamisso glaubte sich nun nicht besser rächen zu können, als indem
er das eigentlich spöttisch gedachte Sonett wirklich aufnahm ; und so
kommt es, daß man im Musenalmanach vom Jahre 1806 dieses Gedicht am
Schlusse mit der erklärenden Unterschrift : „Von M. Z. zur Aufnahme emp-
fohlen“ abgedruckt fmdet (Neudruck von Geiger, S. 122). Von wem ist aber
clies Sonett? Von Caroline sicherlich nicht; denn die Geschmacklosigkeit von
ihrer eigenen Hand als von einer „zwar technisch ungeübten, aber natürlich
geistvollen“, zu reden, kann ihr unmöglich zugetraut werden. Man wird es
vielmehr Schelling zuzuweisen haben. Dafür spricht auch der im ersten
Ouartetl angeschlagene Gedanke, der ganz ähnlich in dem naturphilosophischen
Gedicht „Thier und Pflanze“ (im Schlegel-Tieckschen Musenalmanach, S. 158
von Schelling unter dem Namen Bonaventura veröffentlicht = WW., X, 439)
wiederkelirt :
Pllanze, du Erdentspross’ne, warum so strebst du mit deinen
Faden und Blüten empor? Pflanze, dir ist es bewußt,
Dich verknüpfet der Sonn’ und dem Reiche des Lichts das Geschlecht nur. . .
Das durch absichtsvolle Zusammenhanglosigkeit wirkende Sonett dient wohl
der Verspottung des spätromantischen Treibens, wie es der Musenalmanach
zeigt. Immerhin trifft es sich merkwürdig, daß um dieselbe Zeit20), wo
Schelling und Caroline diese Taschenbuch-Poesie der späteren Romantiker
so teuflisch verhöhnen, vom Verlag Dienemann in Penig ein „Taschenbuch
des Teufels“ von Bonaventura, dem Verfasser der Nachtwachen, angekündigt
wird („Zeitung für die elegante Welt“ v. 26. März 1805 und „Konstantinopel
und Petersburg“ v. 15. März 1805, vgl. Euphorion, XIV, 823), das, den
Worten der allein bekannt gewordenen Einleitung nach, auch eine Parodie
der überhandnehmenden Taschenbuchproduktion vorstellen sollte.
Bei dieser Gelegenheit möchten wir noch auf ein anderes Sonett hin-
weisen, das ebenfalls Schelling zuzuweisen sein dürfte. Es steht in den
Schlegelschen „Blumensträußen italiänischer etc. Poesie“, Berlin 1804, S. 14,
und ist mit der Chiffre *. unterzeichnet. Daß es ebenso wie die beiden
andern (S. 20 und S. 74, gezeich.net **. und ff., abgedruckt bei Waitz, II,
S. 378ff.), von Schelling eingesendet worden ist, wird aus Plitt, I, 463 in Ver-
bindung mit I, 459 uncl dann aus der Überlegung sehr wahrscheinlich, daß
Schlegel von einem andern als Schelling vvohl keine so unbeholfene Über-
setzung in seine Sammlung aufgenonunen hätte. Dennoch sei es mit abgedruckt:
20) Die Rezension des Musenalmanachs ist bei der Redaktion am 2. April
eingegangen, ihre Abfassung fällt also in den März 1805.

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