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Erich Frank :
Rolle, in Bezug auf clas bayerische Gouvernement, spielte, welcher jetzt am
geschäftigsten war, die Yeränderung hervorzubringen, die vor allen Dingen
nur den Rector sprengen sollte, an dessen Stelle er gelangt ist. Alle Gut-
denkenden, im Klerus sowohl, als unter dem übrigen Publicum, halten dafür,
daß auf diese Art, was die Regierung, was insbesondere der mild und ver-
ständig gesinnte Minister als eine heilsame Reform intendirte, nur eine
schlechte Pfaffengeschichte geworden sey. Yon der Reform, so weit sie nicht
persönlich ist, ist bereits so viel bekannt, daß statt 5 nun 7 Glassen am
Gymnasium sind, und jeder Lehrer eine Classe für sich hat, ferner : daß jetzt
weniger Stunden für die alten Sprachen feslgesetzt sind, als durch die baye-
riseken Einrichtungen, in manchen Classen nur die Hälfte, unerachtet man
den Mangel an hinlänglichem Sprachunterricht als Hauptgrund einer noth-
wendigen Veränderung angeführt hatte. Die Lehrstunden sind im Ganzen ver-
mindert worden, dagegen clie Beichttäge versechsfacht, und clie lange schwarze
geistliche Kleidung ist den Lehrern wiederum vorgeschrieben. — Bemerkens-
werth ist es, daß man auch kürzlich den noch übrigen fünf jungen Leuten,
die aus dem geistlichen Seminarium gestoßen wurden, weil sie die Vor-
lesungen der Proff. Paulus und Schelling besuchf, die Entschädigungspension,
welche ihnen das bayerische Gouvernement zugestanden hatte, ohne Weiteres
entzogen hat. — Die Nachwehen des so gewaltsamen Zustandes von Würz-
burg, besonders in Absicht der Philosophie, fangen gleichfalls an sich zu
zeigen. Es war seltsam genug, daß während der bayerischen Periode die
Geistlichkeit (den eben erwähnten Schritt abgerechnet) öffentlich wenigstens
sich gegen die Philosophie ruhig verhielt; wenn es nicht darum geschah, weil
einige Protestanten mittlerweile die Rolle der Pfaffen übernommen hatten :
sodaß diese erst jetzt es wieder für nöthig halten, für sich selbst einzutreten.
Ilr. Klein, der sich um eine Stelle bey der Universität bewarb, die seitr Talent
und seine Wissenschaft gewiß mit Ehren ausfüllen würde, gerieth dabey, wie
es scheint, von der Charybdis in die Scylla. Das Gesuch wurde nach der.
eingeführten Weise von der Curatel an die philosophische Facultät und an
den Senat befördert. Hr. Klein aber ist Verfasser eines Buchs : Darstellung
der Philosophie, als Wissenschaft des All etc. (Würzburg, bey Baumgärtner
1805). Das war denn freylich für gewisse Personen ein unleidlicher Um-
stand ; die Senatssitzung ifber diesen Gegenstand fiel so stürmisch aus, daß:
man sich kaum vorstellen möchte, daß solche Scenen jetzt noch möglich
wären, welclie ganz an die Zeiten finsterer Verfolgungssucht erinnern. Hr.
Berg, der in der Kirchengeschichte mit Meisterhaftigkeit die Taktik ehemaliger
Zeloten zu schildern weiß, stellte das von Herrn Klein dargestellte System
dar als das für Kirche und Staat gefährlichste Ungeheuer, las zu dem Ende
abgerissene Stellen aus der Schrift des Hn. Klein vor, kritisirte den Tilel,
hob Druckfehler heraus u. s. w., auch hatte er bey sich : Steffens neuestes
Werk : Grundzüge der philosophischen Naturwissenschaft, und las, um die Ge-
fährlichkeit dieser Philosophie darzuthun, vorzüglich die Stellen S. 192 und
193 vor. Es ist auf jenen Blättern vom weiblichen Busen die Rede : aus Iln.
Schad’s Lebensbeschreibung ist bekannt, welche Anfechtung diesem geistigen
Herrn dic heata ubera B. virginis Mariae in mehreren kirchlichen Gesängen
und Gebeten verursachten, aber gilt denn diese Noth auch für andere? — Von
Hn. Metz (ebenfalls ein Geist.licher, und vor der bayerischen Regierung ein-
ziger Lehrer der Philosophie an der Universität) ist es besser, zu schweigen,
Erich Frank :
Rolle, in Bezug auf clas bayerische Gouvernement, spielte, welcher jetzt am
geschäftigsten war, die Yeränderung hervorzubringen, die vor allen Dingen
nur den Rector sprengen sollte, an dessen Stelle er gelangt ist. Alle Gut-
denkenden, im Klerus sowohl, als unter dem übrigen Publicum, halten dafür,
daß auf diese Art, was die Regierung, was insbesondere der mild und ver-
ständig gesinnte Minister als eine heilsame Reform intendirte, nur eine
schlechte Pfaffengeschichte geworden sey. Yon der Reform, so weit sie nicht
persönlich ist, ist bereits so viel bekannt, daß statt 5 nun 7 Glassen am
Gymnasium sind, und jeder Lehrer eine Classe für sich hat, ferner : daß jetzt
weniger Stunden für die alten Sprachen feslgesetzt sind, als durch die baye-
riseken Einrichtungen, in manchen Classen nur die Hälfte, unerachtet man
den Mangel an hinlänglichem Sprachunterricht als Hauptgrund einer noth-
wendigen Veränderung angeführt hatte. Die Lehrstunden sind im Ganzen ver-
mindert worden, dagegen clie Beichttäge versechsfacht, und clie lange schwarze
geistliche Kleidung ist den Lehrern wiederum vorgeschrieben. — Bemerkens-
werth ist es, daß man auch kürzlich den noch übrigen fünf jungen Leuten,
die aus dem geistlichen Seminarium gestoßen wurden, weil sie die Vor-
lesungen der Proff. Paulus und Schelling besuchf, die Entschädigungspension,
welche ihnen das bayerische Gouvernement zugestanden hatte, ohne Weiteres
entzogen hat. — Die Nachwehen des so gewaltsamen Zustandes von Würz-
burg, besonders in Absicht der Philosophie, fangen gleichfalls an sich zu
zeigen. Es war seltsam genug, daß während der bayerischen Periode die
Geistlichkeit (den eben erwähnten Schritt abgerechnet) öffentlich wenigstens
sich gegen die Philosophie ruhig verhielt; wenn es nicht darum geschah, weil
einige Protestanten mittlerweile die Rolle der Pfaffen übernommen hatten :
sodaß diese erst jetzt es wieder für nöthig halten, für sich selbst einzutreten.
Ilr. Klein, der sich um eine Stelle bey der Universität bewarb, die seitr Talent
und seine Wissenschaft gewiß mit Ehren ausfüllen würde, gerieth dabey, wie
es scheint, von der Charybdis in die Scylla. Das Gesuch wurde nach der.
eingeführten Weise von der Curatel an die philosophische Facultät und an
den Senat befördert. Hr. Klein aber ist Verfasser eines Buchs : Darstellung
der Philosophie, als Wissenschaft des All etc. (Würzburg, bey Baumgärtner
1805). Das war denn freylich für gewisse Personen ein unleidlicher Um-
stand ; die Senatssitzung ifber diesen Gegenstand fiel so stürmisch aus, daß:
man sich kaum vorstellen möchte, daß solche Scenen jetzt noch möglich
wären, welclie ganz an die Zeiten finsterer Verfolgungssucht erinnern. Hr.
Berg, der in der Kirchengeschichte mit Meisterhaftigkeit die Taktik ehemaliger
Zeloten zu schildern weiß, stellte das von Herrn Klein dargestellte System
dar als das für Kirche und Staat gefährlichste Ungeheuer, las zu dem Ende
abgerissene Stellen aus der Schrift des Hn. Klein vor, kritisirte den Tilel,
hob Druckfehler heraus u. s. w., auch hatte er bey sich : Steffens neuestes
Werk : Grundzüge der philosophischen Naturwissenschaft, und las, um die Ge-
fährlichkeit dieser Philosophie darzuthun, vorzüglich die Stellen S. 192 und
193 vor. Es ist auf jenen Blättern vom weiblichen Busen die Rede : aus Iln.
Schad’s Lebensbeschreibung ist bekannt, welche Anfechtung diesem geistigen
Herrn dic heata ubera B. virginis Mariae in mehreren kirchlichen Gesängen
und Gebeten verursachten, aber gilt denn diese Noth auch für andere? — Von
Hn. Metz (ebenfalls ein Geist.licher, und vor der bayerischen Regierung ein-
ziger Lehrer der Philosophie an der Universität) ist es besser, zu schweigen,