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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1912, 12. Abhandlung): Zur Sprache der lateinischen Erotik — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.32887#0006
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Richard Reitzenstein :

daß man auch von der körperlichen Umarmung t-'iuc&g sagen kann;
freilich herrsche jetzt in der Philologie eine Richtung, für die es
oberstes Gesetz zu sein scheine, nur ja keinen poetischen Gedanken
organisch aus der Situation herauswachsen zu lassen. Mir lag
daran, den Zusammenhang der Verse zu erklären, was
RoTHSTEiN in der Ausgabe wie der Poiemik unteriäht. Da die Tauben
sich nicht umarmen oder gar ihr ganzes Lehen in der Umarmung
verbringen und der Dichter zu einer Betonung dauernder Liebe und
Treue fortschreiten wiil, erinnerte ich mich an Gatuli 61, 31: uc
c/ouMMM donhnmM vocu Cbmni/M ctphohm novi, diciVem umore recv'n-
cfen.s, 6Z /euutr Aederu /uic e/ /rnc H?7?o?*eM? Mi?p//ca/ ermH.s.') Der
Gedanke, dah erst die volie Vereinigung eine die ganze Seele
zwingende und bindende Liebe bringt (vgl. Gatnii 64, 330), liegt wohl
nahe genug. Nun bietet in der Tat Statius Siiv. V 1, 43 ein Bild,
das dem von Properz gebrauchten völlig entspricht: %ec g/ w.s
co//cGo pec/ore HH'.-y/o.s (vgi. bei Properz /me-reM/os) Amcc// ÜM?/?-
fMp/α coi^cordcu /ο^ψη co/enu. Es handelt sich bei ihm um die Ehe,
den CH.s/Z.ssÜMM.s m'e/or, den ennor ee e/oHM'no wef&ed cen.sore ρνο/πο*/.'-)
Wenn weiter Tibuli II 2 dem Wunsch des Cornutus (eeeei/Mror Meeor/s
//e/o.s op/eeZhs emeoe'esj mit den Worten Erfüilung ertleht (v. 17): o/eneun
.S'/^*ep//eeM//hM5' cecZt'o/e/ ee/e.s Tleceu^MC coMCM^/o c/eecM/n poe*/e/ Moeor,
U/MCM/ee gMeee Meee-eeeceM/ souepo?', e/Mue /ce-re/ee .seeeec/ee.s Aee/eecce/ reee/ees
eee//c/ee/$eee cooeee.s, so glaube ich auch heut noch in der Gesamtheit
dieser Stelien, die RoTHSTEiN nicht bespricht, eine einheitliche Grund-
vorstellung zu finden, die zunächst in der Hochzeitspoesie auf-
gekommen ist: durch die Liebe werden in der Ehe in geistigem
Sinne die Zwei Eins; sie werden mit goldener Kette aneinander
'gefesselt', und zwar Herz an Herz und Brust an Brust. Dies eigen-
tümliche Biid, das in der körperiichen Vereinigung zwar seinen
Ausgangspunkt liat, sicli aber von ihm absichtlich losiöst, schien mir
von dem Mythos des Aristophanes in Platos Symposion irgendwie
beeinflubt. Ist doch dieser Mythos, wie leicht zu begreifen ist,

7) Dasselbe Bild wird in demselben Liede (v. 106) von der körperlichen
Umarmung gebraucht.
s) doMccu'i/M, die uns später entsprechend der Peitho iast ais eine Art
Ehegöttin erscheinen wird, ist hier fast sächiich gefaßt, wie die δμόνοια
innner in der griechischen Hochzeitsiiteratur erscheint. Sie tritt für <MMo?*
ein bei Catuit 64, 334 : fn/es co??/ea;ü u???o?*cs,
o?uo'?* /uH coMÜwH/ /ocde?*e MM?a.u/e'S, Q?iu/M on/eg/ T*Ae//i//, cu??co?'i/M
Pe/eo.
 
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