Zur Sprache der lateinischen Erotik.
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beliebt ist und bei Catuli gewib nicht unmöglich wäre, aber auch
sehr leicht von eiuem humanistisch gebildeten Schreiber eiugesetxt
sein kann. Die beste llandschrift^), 0, bietet und dafür
spricht, dab uch'/'un oder später .sempt'/ei'Mu ein fester Be-
griff ist. Das geht einerseits aus Stelien hervor wie Piautus Most. 195:
shBhi c.s tprne 7//um ae/c/vMMM pMht.s /brc a))u'cu)u e/ bcuc-
tnhahon und Terenz Eun. 872: ch uunc he/u'uc sj)cro achowtwt hhcr
no.s prchhtto /ore, T7ch.s. su^c etc /uhus )Mod/ ?'e t/aaphuu nudo
cipio /mmYmrhos cou/7ahts/ andererseits aus der spriciiwört-
iichen Umbildung des alten Verses (Aristoteles Rhet. II 21, p. 1394b 21
= Menander Monost. 4) ά&άνατον όργήν (εχ&ραν) μή φύλασσ^ {Ινητός
ών bei Gicero pro Rab. Post. 32 73etpte ?MC vero jjacNtYc/ worhPos
iwbn/cithas, seo^her?^as awic//ms /mbcre und bei Livius 40, 46, 12:
w/pa/Mm Uhn/ /^ . . . ^u'oocrb/M)?^ vem/, a)?M'c//ms UM?MO)'/a/cs, )wor/a/cs
7nMM/c///as c/cbcre csseP^) Clodia hat bei ihrem Vorschlag das übliche
Beiwort der comcZ/m gebraucht, /MCMM&t, und hat veriieihen, sie nie
zu brechen (p^'pe/Mo). Diese Verheihung vdederholt der Dichter
steigernd und nmh sie, um zu beteuern, steigernd wiederholen:
Popoe /o/ct t'?7ct scwc/e pc-rcZMceoms /toc cte/crncte ct?)M'c///cte /occ/MS.
So wenig wie das Liebesempfinden in diesen Gedichten aus
der hcilenistischen Poesie zu erklären ist, so wenig ist es die Sprache.
Die iiohie Rhetorik des späthelienistischen leidenschaftlichen Liebes-
epigrannns, wde sie Catulus und sein Kreis nach Rom übertragen
liatten, will Catull nicht mitmachen; so bietet sich, als eine Leiden-
schaft ihn erfabt, wde sie bisher kein Römer erlebt hat, fast not-
wendig das zweitstarke Gefühi zum Vergleich, das in seiner Tiefe
und seiner sittlichen Begründung allgemeiner zum Bewmhtsein
gekonnnen ist. Catull empfindet seine Liebe wdrklich ais Lreund-
schaft, freiiich als Lreundschaft in denr Sinne einer Zeit, welche die
Lreundesliebe w*ohi auf die geistigen und sittlichen Vorzüge, Ge-
meinsamkeit der Neigungen und Interessen zu begründen pfiegt.
— man denke an Giceros Briefe —, aber doch sinnliches Wohl-
gefaiien, ja, eine gewdsse Leidenschaft nicht ausschiiehtU^) Auch
62) Unmittelba.1' aus V stammt sie freitich nicht, wie ein Blick aui die
crsten Seiten lehren kann, vgi. A. MoRGENTHALER, De co<//c/&M^,
Straßburg 1909, S. 30if.
63) Οττο, Sprichw. 19, scheidet die beiden Bestandteite nicht genügend,
vergteicht aber mit Recht Cicero Laetius 32 : π/c/rco 'verae uw/c^/MC scw-
p//e?VMc SMM/',* es ist eine Art Zitat.
64) Mag es gehässige Verteumdung sein, wenn Cicero die Freundschaft
zwischen Curio und Antonius ais ccr/-MW -H)u/Rwo??MMM bezeicbnet, die Ver-
dächtigung iiegt immer nahe.
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beliebt ist und bei Catuli gewib nicht unmöglich wäre, aber auch
sehr leicht von eiuem humanistisch gebildeten Schreiber eiugesetxt
sein kann. Die beste llandschrift^), 0, bietet und dafür
spricht, dab uch'/'un oder später .sempt'/ei'Mu ein fester Be-
griff ist. Das geht einerseits aus Stelien hervor wie Piautus Most. 195:
shBhi c.s tprne 7//um ae/c/vMMM pMht.s /brc a))u'cu)u e/ bcuc-
tnhahon und Terenz Eun. 872: ch uunc he/u'uc sj)cro achowtwt hhcr
no.s prchhtto /ore, T7ch.s. su^c etc /uhus )Mod/ ?'e t/aaphuu nudo
cipio /mmYmrhos cou/7ahts/ andererseits aus der spriciiwört-
iichen Umbildung des alten Verses (Aristoteles Rhet. II 21, p. 1394b 21
= Menander Monost. 4) ά&άνατον όργήν (εχ&ραν) μή φύλασσ^ {Ινητός
ών bei Gicero pro Rab. Post. 32 73etpte ?MC vero jjacNtYc/ worhPos
iwbn/cithas, seo^her?^as awic//ms /mbcre und bei Livius 40, 46, 12:
w/pa/Mm Uhn/ /^ . . . ^u'oocrb/M)?^ vem/, a)?M'c//ms UM?MO)'/a/cs, )wor/a/cs
7nMM/c///as c/cbcre csseP^) Clodia hat bei ihrem Vorschlag das übliche
Beiwort der comcZ/m gebraucht, /MCMM&t, und hat veriieihen, sie nie
zu brechen (p^'pe/Mo). Diese Verheihung vdederholt der Dichter
steigernd und nmh sie, um zu beteuern, steigernd wiederholen:
Popoe /o/ct t'?7ct scwc/e pc-rcZMceoms /toc cte/crncte ct?)M'c///cte /occ/MS.
So wenig wie das Liebesempfinden in diesen Gedichten aus
der hcilenistischen Poesie zu erklären ist, so wenig ist es die Sprache.
Die iiohie Rhetorik des späthelienistischen leidenschaftlichen Liebes-
epigrannns, wde sie Catulus und sein Kreis nach Rom übertragen
liatten, will Catull nicht mitmachen; so bietet sich, als eine Leiden-
schaft ihn erfabt, wde sie bisher kein Römer erlebt hat, fast not-
wendig das zweitstarke Gefühi zum Vergleich, das in seiner Tiefe
und seiner sittlichen Begründung allgemeiner zum Bewmhtsein
gekonnnen ist. Catull empfindet seine Liebe wdrklich ais Lreund-
schaft, freiiich als Lreundschaft in denr Sinne einer Zeit, welche die
Lreundesliebe w*ohi auf die geistigen und sittlichen Vorzüge, Ge-
meinsamkeit der Neigungen und Interessen zu begründen pfiegt.
— man denke an Giceros Briefe —, aber doch sinnliches Wohl-
gefaiien, ja, eine gewdsse Leidenschaft nicht ausschiiehtU^) Auch
62) Unmittelba.1' aus V stammt sie freitich nicht, wie ein Blick aui die
crsten Seiten lehren kann, vgi. A. MoRGENTHALER, De co<//c/&M^,
Straßburg 1909, S. 30if.
63) Οττο, Sprichw. 19, scheidet die beiden Bestandteite nicht genügend,
vergteicht aber mit Recht Cicero Laetius 32 : π/c/rco 'verae uw/c^/MC scw-
p//e?VMc SMM/',* es ist eine Art Zitat.
64) Mag es gehässige Verteumdung sein, wenn Cicero die Freundschaft
zwischen Curio und Antonius ais ccr/-MW -H)u/Rwo??MMM bezeicbnet, die Ver-
dächtigung iiegt immer nahe.