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Stoeckius, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 7. Abhandlung): Ottaviano Cesare: ein Rechtsstreit zwischen Gesellschaft Jesu und Elternhaus — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33310#0010
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10

Hermann Stoeckius:

doch deshalb, weil eine solche Aufforderung zu dem Wesen des
Instituts im schärfsten Gegensatz stand 32). Er beruhigte sich
aber, als er Salmerons Brief als eine ,,carta de cumplimiento“
(Höflichkeitsbrief) erkannte 33)! Und noch deutlichere Gewiß-
heit brachten ihm die weiteren Ausführungen Oviedos 34). Denn
dieser mahnte ihn, auf Ottaviano sorgfältig zu achten, weil seine
Mutter drohe, ihn durch eine Fregatte entführen zu lassen. Und
sollten ihn seine Angehörigen sehr belästigen, so erscheine es ge-
boten, ihn nach Spanien zu entsenden, nicht etwa nach Rom,
das man nur über Neapel erreichen könne. Es scheint, als hätte
Ignatius zunächst den Gedanken gehabt, Ottaviano nach Rom
zu ziehen. Denn derselben Anschauung wie Oviedo gab auch
der ProAÜnzial von Sizilien, P. Domenech, in seinem Schreiben
vom 12. April 1553 an P. Ignatius deutlichen Ausdruck: es werde
schwer sein, ihn nach Rom zu senden, ohne Neapel zu berühren.
Und ferner fürchte er auch, selbst in Rom werde er von seiner
Mutter wegen ihres aufgeregten Wesens recht belästigt werden.
Das habe sich schon damals gezeigt, als Ottaviano von Neapel
nach Rom habe reisen wollen: sie habe große Szenen aufgeführt,
obgleich er ihr drittes von drei oder vier Kindern sei (nicht
etwa ihr Erstgeborener). Und nun gar jetzt, v ro sie nach einer
Meldung höchst aufgebracht sei 35)!

Die Wellen der Empörung schlugen auch gegen die Mauern
des Ordenshauses von Palermo. Die Mutter sandte nämlich zwei
Diener mit den Briefen der Herzogin von Monte Leone und von
sich selbst an P. Domenech 36). In ihrem Schreiben, dessen Inhalt
wir aus Domenechs Brief an Ignatius vom 12. April 1553 kennen 37),
forderte aucli sie den Provinzial auf, ihren Sohn nach Neapel zu
senden; wo nicht, sehe sie sich gezwungen, ihn persönlich zu
holen. Domenech stellte beim Vizekönig den Antrag auf ein öffent-
liches Verfahren in der Sache Ottavianos. Diesem Antrage wurde
stattgegeben. Und so ward der Jüngling in Gegenwart des Vize-
königs von Sizilien, Johanns de Vega, des höchsten Vertreters der
Staatsbehörde, des P. Domenech, des Provinzials über die Jesuiten-
kollegien auf Sizilien und der Diener als der Abgesandten der
Herzogin von Monte Leone und des Elternhauses gefragt, ob er

32) Epp. mixt., III, n. 582, p. 241. — 33) Epp. mixt., III, n. 582,
p. 241. — 34) Epp. mixt., III, n. 582, p. 241. — 35) Epp. mixt., III, n. 582,
p. 241. — 36) Epp. mixt., III, n. 582, p. 241; Polanco, Chron., s. J. III,
n. 402, p. 190. —■ 37) Epp. mixt., III, n. 582, p. 241.
 
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