Ottaviano Cesare.
57
Wer diese für Ignatius höchst gefährliche Situation erwägt, wird
sein Zögern und Hinausschieben der endgültigen Entscheidung
über Ottavianos Schicksal verstehen. Und die kommenden Er-
eignisse haben des Ignatius Ahnung erfüllt. Denn aus dem Kon-
klave ging am 23. Mai 1555 in der Tat Joh. Peter Caraffa als
Papst Paul IV. hervor.
X.
Mit großer Spannung sucht man aus den Quellen zu ergründen,
wie sich der neue Papst gegenüber dem Jesuitenorden im all-
gemeinen und dem Fall Ottaviano im besonderen verhalten hat.
Über den ersteren Punkt begegnen wir aber nur der Behauptung des
Historiographen des Ordens, Polanco: trotz der letzten Ereignisse
habe er von den Personen der Gesellschaft und ihrenguten Werken
die beste Meinung gehabt 310) ? Und welche Maßregeln ergriff er im
Rechtsstreit Ottavianos ? Hören wir die Bericlrte der Ordensleitung:
am 21. Juni 1555 gab Ignatius dem Rektor des Kollegs von
Palermo, Paul Achill, die Weisung: falls der Papst ihm einen
Befehl erteilen sollte, so sei es notwendig, zu gehorchen; aber
er glaube, es gebe keinen Grund zum Befehjen 311). Am 18. Juli
1555 ließ Ignatius durch Polanco dem Provinzial Domenech melden:
falls man der Ansicht sei, daß Ottaviano in Palermo seine Zeit
verliere und doch seine Studien fortsetzen müsse, so könne man
ihn nach Rom schicken, da die türkische Flotte zurückgekehrt
und das Meer sicher sei. Und sie (die Jesuiten) fürchteten in
Rom nicht, daß der Papst oder irgendein anderer ihn (Ottaviano)
zwingen werde, seine Berufung prüfen zu lassen. Auf der Fahrt
nach Rom brauche er seine Mutter in Neapel nicht zu sprechen,
müsse aber in Rom seine Berufung auf päpstlichen Befehl geprüft
werden, so würden sie gehorchen 312).
Von hoher Bedeutung ist Polancos Schreiben an Domenech
vom 12. August 1555: der Kardinal Sarasinus habe Ignatius
gedrängt, Ottaviano nach Rom kommen zu lassen, was nun
schon erwogen und beschlossen sei. Domenech wisse ja, daß
Ottaviano seine Studien vollenden solle; sein Kommen scheine
ihm daher geraten, sobald die Reise sicher sei 313). Man sieht:
310) Polanco, Chron., s. J. Y, n. 23, p. 17; cf. auch Epp. Nad., II, p.
14f. — 311)Mon. Ign., I. Epp. et instr., IX, n. 5481, p. 239. — 312) Mon. Ign.,
I: Epp. et instr., IX, n. 5544, p. 338. — 313) Mon. Ign., I: Epp. et instr., IX,
n. 5616, p. 453.
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Wer diese für Ignatius höchst gefährliche Situation erwägt, wird
sein Zögern und Hinausschieben der endgültigen Entscheidung
über Ottavianos Schicksal verstehen. Und die kommenden Er-
eignisse haben des Ignatius Ahnung erfüllt. Denn aus dem Kon-
klave ging am 23. Mai 1555 in der Tat Joh. Peter Caraffa als
Papst Paul IV. hervor.
X.
Mit großer Spannung sucht man aus den Quellen zu ergründen,
wie sich der neue Papst gegenüber dem Jesuitenorden im all-
gemeinen und dem Fall Ottaviano im besonderen verhalten hat.
Über den ersteren Punkt begegnen wir aber nur der Behauptung des
Historiographen des Ordens, Polanco: trotz der letzten Ereignisse
habe er von den Personen der Gesellschaft und ihrenguten Werken
die beste Meinung gehabt 310) ? Und welche Maßregeln ergriff er im
Rechtsstreit Ottavianos ? Hören wir die Bericlrte der Ordensleitung:
am 21. Juni 1555 gab Ignatius dem Rektor des Kollegs von
Palermo, Paul Achill, die Weisung: falls der Papst ihm einen
Befehl erteilen sollte, so sei es notwendig, zu gehorchen; aber
er glaube, es gebe keinen Grund zum Befehjen 311). Am 18. Juli
1555 ließ Ignatius durch Polanco dem Provinzial Domenech melden:
falls man der Ansicht sei, daß Ottaviano in Palermo seine Zeit
verliere und doch seine Studien fortsetzen müsse, so könne man
ihn nach Rom schicken, da die türkische Flotte zurückgekehrt
und das Meer sicher sei. Und sie (die Jesuiten) fürchteten in
Rom nicht, daß der Papst oder irgendein anderer ihn (Ottaviano)
zwingen werde, seine Berufung prüfen zu lassen. Auf der Fahrt
nach Rom brauche er seine Mutter in Neapel nicht zu sprechen,
müsse aber in Rom seine Berufung auf päpstlichen Befehl geprüft
werden, so würden sie gehorchen 312).
Von hoher Bedeutung ist Polancos Schreiben an Domenech
vom 12. August 1555: der Kardinal Sarasinus habe Ignatius
gedrängt, Ottaviano nach Rom kommen zu lassen, was nun
schon erwogen und beschlossen sei. Domenech wisse ja, daß
Ottaviano seine Studien vollenden solle; sein Kommen scheine
ihm daher geraten, sobald die Reise sicher sei 313). Man sieht:
310) Polanco, Chron., s. J. Y, n. 23, p. 17; cf. auch Epp. Nad., II, p.
14f. — 311)Mon. Ign., I. Epp. et instr., IX, n. 5481, p. 239. — 312) Mon. Ign.,
I: Epp. et instr., IX, n. 5544, p. 338. — 313) Mon. Ign., I: Epp. et instr., IX,
n. 5616, p. 453.