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Stoeckius, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 7. Abhandlung): Ottaviano Cesare: ein Rechtsstreit zwischen Gesellschaft Jesu und Elternhaus — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33310#0015
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Ottaviano Cesare.

15

P. Polanco nach Palermo, und zwar wiederum an den Rektor
des Kollegs, P. Paul Achill, richten 64). Dieser dritte Brief zeigt
einen Fortschritt im Gedankengang: Ignatius ist noch an dem-
selben Tage zu der Ansicht gelangt, daß die Sendung des Jüng-
lings unter allen Umständen zu unterbleiben habe. Ob
diese Fortentwicklung der Gedanken durch äußere Nachrichten mit-
bestimmt war ? Es genügt auch die einfache psychologische
Weiterentwicklung seiner Anschauungen, die diesen Entschluß
reifen ließ. Der Brief bekundet bestimmt: es sei die Meinung
des Ignatius, daß Ottauiano nicht nach Neapel gehe (. . . mon-
strandogli la mente di N. P. essere che detto Ottauio non uadi
a Napoli; et altre cose, etc.) 65).

Es ist sehr erfreulich, daß uns hier von einem Tage
sechs 66) Briefe überliefert sind, die nicht nur unsere Unter-
suchung klarstellen, sondern zugleich einen tiefen Blick in
das Gedankenleben des Ignatius ermöglichen. Diese Briefe
bilden eine psychologisch klare Kette, wenn man näher zusieht. Der
Brief an Minturnu^s zeigt den innersten Beweggrund für sein festes
Beharren gegenüber den Wünschen der Eltern: die wachsende Gewiß-
heit des Ignatius, daß in dem freien Willen des Jünglings das Walten
der Vorsehung sich ausspreche. Der Brief an den Herzog klingt
wie eine Rechtfertigung vor sich selbst. Der erste Brief an Paul
Achill wie der offizielle Brief nach Palermo scheinen wie ein
Ringen nach Klarheit, weil Ignatius noch die Möglichkeit der Reue
des Jünglings ins Auge faßt. Hat vielleicht zwischen diesem und dem
zweiten Briefe anAchill Ignatius eine Versicherung des treuenFest-
haltens des .1 ünglings am Ordensberufe erhalten ? Jedenfalls zeigt der
zweite Brief den reifen Entschluß, der unter allen Umständen Otta-
viano in Palermo festhalten will. Gleichzeitig ist dieser Brief an
Achill auch ein Ausdruck dafür, daß Ignatius nicht sicher ist, daß
Achill seine eigene sich gestaltende Anschauung ahnend erfaßt.

Wie recht er damit hatte, beweist die Antwort des Achill
an seinen Ordensgeneral vom 18. Juli 1553: . . . In quella (sc.
lettera vom 7. Juli 15 53) 67) V. R. P. (= Ignatius) mi commanda,

64) Mon. Ign., I: Epp. et instr., V, n. 3525, p. 168. — 65) Mon. Ign., I:
Epp. et instr., V, n. 3525, p. 168. — 66) Mon. Ign., I: Epp. etinstr., V, n. 3524
(5°), p. 167. Für den sechsten Brief — an die Mutter — gab Ignatius dem Po-
lanco folgende Anweisung: 5°. Ghe mostri alla madre che e piü spediente stia
a Palermo che a Napoli quando hauesse a partirsi della Compagnia; et come
non puö far professione insino a . [verderhte Stelle bzw. 21] anni. —- 67) cf.
supra p. 14.
 
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