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Stoeckius, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 7. Abhandlung): Ottaviano Cesare: ein Rechtsstreit zwischen Gesellschaft Jesu und Elternhaus — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33310#0017
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Ottaviano Cesare.

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um seine Eltern zu beruhigen. Weil aber Ignatius die Ruhe und
den weiteren Fortschritt seiner Seele wünsche, habe er ihm selbst
die Entscheidung darüber überlassen. Er habe daher keineswegs
im Widerstreit mit dem hl. Gehorsam, im Gegenteil in voller
Harmonie mit ihm die Überzeugung gewonnen, es sei für das
Heil seiner Seele nicht gut, wenn er jetzt nach Neapel gehe.
Deshalb wolle er mit Ignatius’ Erlaubnis hier (in Palermo) bleiben,
ja er sei ihm sehr dankbar, wenn er ihn noch weiter senden wolle;
doch hierin wie in jeder anderen Sache unterwerfe er sich dem
hl. Gehorsam, auf dem sein ganzes Wohl und geistlicher Gewinn
beruhe 71). Und den gleichen Entschluß teilte Ottaviano seinem
Vater in Neapel mit 72). Ist es ein Wunder, wenn seine Willens-
entscheidung die Gemüter daselbst aufs neue erregte, wenn seine
Mutter auf neue Mittel sann, um ihren Sohn zu befreien ? Auch
Ignatius muß hierüber eine warnende Nachricht empfangen haben.
Denn am 3. August 1553 schlug er dem Provinzial Domenech vor:
es sei vielleicht gut, wenn Ottaviano bei günstiger Überfahrt nach
Spanien abreisen könne; oder man solle wenigstens der Mutter mit
der Abreise drohen; er überlasse jedoch alles seiner eigenen Einsicht;
in Rom wie auch in Spanien werde man ihn wohl nicht allzusehr be-
drängen 73). Ignatius war inzwischen nicht untätig gewesen, die
maßgebenden Kreise aufzuklären und womöglich zu versöhnen. Wir
wissen, daß er am 7. Juli 1553 an P. Paul Achill in Palermo die Auf-
forderung richten ließ: Auisino punto per punto del successo di
esso Ottauio dopoi che cominciö a uoler esser della Compagnia 74).

71) Epp. mixt., III, n. 637, p. 402: Ho inteso dal R. do Padre don
Paulo quello che V. R. P. li scriue circa il mio andar al nostro coilegio di
Napoli, per contenteza di mei parenti. Et perche V. R. P., desiderando,
come son certo, la quiete et profetto maggiore di mia anima, si e dignato
di lasciarlo in mia volontä, io, in niun modo repugnando alla santa obe-
dienza, anzi in tutto et per tutto prontamente et ciecamente uolendo
esser’a quella sottoposto, sento et giudico che non saria ispidiente all’anima
mia andar’ hora a Napoli; . . . Perö con buona licenza di Y. R. P. restarö
qua, et se li piacessi di mandarmi piü lontano, anchora me seria piü grato;
puro in questo et in ogni altra cosa mi sottometto alla santa obedienza, nella
quale consiste ogni mio bene et profetto. Oder sollte etwa der 2. Brief an
Achill nur eine geheime Mitte-ilung gewesen sein, aus dem Achill und weiter
durch diesen Ottaviano erfahren haben, daß die eigentliche Meinung des Generals
sei, ihn in Palermo festzuhalten ? Ottavianos Brief hätte dann sich zwar nach dem
ersten Schreiben richten müssen, aber doch auch den Sinn erkennen lassen, den
das Geheimschreiben (der zweite Brief) unhedingt forderte.—- 72) Epp. mixt.,
III, n. 637, p. 402. — 73) Mon. Ign., I: Epp. et instr., V, n. 3609, p. 278. — 7i) Mon.
Ign., I: Epp. et instr., Y, n. 3522, p. 166 et cf. supra p. 16.

Sitzungsberichte der Heidelb. Akademie, phil.-hist. Kl. 1914. 7. Abh.

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