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Stoeckius, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 7. Abhandlung): Ottaviano Cesare: ein Rechtsstreit zwischen Gesellschaft Jesu und Elternhaus — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33310#0064
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64

Hermann Stoeckius:

Amt gegen sich selbst sorgfältig zu üben, natürlich nur unter
der Voraussetzung, daß er es führen könne, sonst werde sein
Rektor diese Aufsicht so lange einem anderen übertragen, bis er
sie übernehmen könne 352). Seinem Rektor aber übersandte Polanco
am 23. Februar 1556 folgenden Auftrag: da man in Neapel noch
keinen Gesundheitsvorsteher habe, so wolle Ignatius, daß man
einen solchen einsetze, und es dünke ihn, Ottaviano solle es sein.
Erst solle er aber seine Briefe und Regeln einsehen, wie man sie
für ein solches Amt in Rom brauche 353), und dann sie ihm geben.
Könne sich jedoch Ottaviano nicht damit befassen 354), so solle
er einen anderen einsetzen und dafür sorgen, daß es darin nicht
an der notwendigen Leitung fehle 355).

b) Augenblicklich dürfe Ottaviano keinen Unterricht erteilen,
bis es ihm besser gehe, außer wenn der Arzt sage, er könne sich zu
seiner Unterhaltung und zu seinem Vergnügen ein wenig damit
befassen, jedoch ohne Nachteil für seine Gesundheit. Auch Predigt-
übungen solle er sich nur mit ärztlicher Erlaubnis hingeben, weil
sie sonst seine Gesundheit schädigen könnten 356). Nichts also
wünschte Ignatius mehr lierbei als Ottavianos Gesundheit.
Wollte er dann handeln ? Es scheint, als ob sein ursprünglicher
Plan, ihn nach Spanien zu senden, auch jetzt noch nicht in so
weite Fernen gerückt war. Sollte es wirklich nur Zufall sein, daß
Ignatius gerade am nächsten Tage (23. Februar) den Rektor des
Kollegs von Neapel durch Polanco auf Ottavianos Kenntnis der
spanischen Sprache hinweisen ließ 357) ?

Da der Rektor des Kollegs wahrscheinlich auf Grund ärzt-
licher Untersuchung erkannte, daß die Ivrankheit des Jünglings
langwierig war 358), so war er selbst der Ansicht, daß seine Pflege
vom Elternhause übernommen werde 359). Diese Absicht wird
auch Ottaviano am 22. Februar seinem Ordensgeneral mitgeteilt
und zugleich seinem Widerspruch lebhaften Ausdruck verliehen
haben 360). Was Ignatius ihm antwortete, darüber liegt nur die
kurze Mitteilung vor, daß man ihn ermahnt habe, für seine leib-

352) Mon. Ign., I: Epp. et instr., XI, n. 6236, p. 44. -—- 353) Mon. Ign.,
I: Epp. et instr., XI, n. 6278, p. 114. —- 3S4) Mon. Ign., I: Epp. et instr.,
XI, n. 6278, p. 114. —- 355) Mon. Ign., I: Epp. et instr., XI, n. 6240, p. 50.

-—- 356) Mon. Ign., I: Epp. et instr., XI, n. 6236, p. 44. — 357) Mon. Ign.,
I: Epp. et instr., XI, n. 6239, p. 49. -—- 358) Polanco, Chron., s. J. VI,
n. 976, p. 253f. -—• 359) Polanco, Chron., s. J. VI, n. 976, p. 253f. —
36°) Mon. Ign., I: Epp. et instr., XI, n. 6254, p. 71; Polanco, Chron., s.
J. VI, n. 976, p. 253f.
 
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