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Hermann. Stoeckius:
ruhigen: man habe ihn doch nur in sein elterliches Haus gehen
lassen, damit er dort seine Gesundheit wiedererlange. Sein
eigener Vater und einige hohe Herren in Rom hätten so sehr
darauf gedrungen, daß man vernünftigerweise nicht anders habe
handeln können 397).
Nach unserer Ansicht gehen die unsichtbaren Fäden für
seinen Gesinnungswechsel zum Teil auf jene ,,angesehenen Männer
in Rom“ zurück. Ignatius meint offenbar mit jenem Wort den
Papst und seine Freunde, die aus ihrer Gegnerschaft gegen
die Gesellschaft Jesu vermutlich dem Jüngling gegenüber kein Hehl
gemacht hatten und ihm den Jesuitenorden in einem ganz anderen
Lichte erscheinen ließen, als sein Auge ihn zu sehen gewohnt war.
Solche Anschauungen werden ihm um so leichter eingegangen sein,
als sie zugleich seine Liebe zum Ordensstande überhaupt durch
den Hinweis auf den Theatiner- 398) und andere Orden abzulenken
wußten. Erwägt man dazu, wie die unermüdlichen Remühungen
der Eltern, in denen doch Ottaviano ihre Liebe erkennen mußte,
wenn sie auch nach den Anschauungen des Ordens „übertrieben“
war, auf einen noch dazu. kranken Sohn wirken mußten, so wird
man verstehen, wie er in dieser Zeit den herben Grundsatz der
Gesellschaft Jesu vergaß, nach dem der Jesuit im „Vaterunser“
sagt: nos non habere patrem, non cognatos, non patriam 399).
Auch das Schwächegefühl seiner schweren und andauernden Krank-
heit ist unter die Momente zu zählen, die ihn vom Orden weg-
zogen 400).
Schließlich möchten wir noch besonderes Gewicht legen auf
das verborgene Bemühen jenes Franziskanermönches Franziscus
de Medde, der schon im Auftrage von Ottavianos Mutter an den
Jesuitengeneral geschrieben hatte. Es kommt uns vor, als sei
er nach den vorbereitenden Einwirkungen der hohen Examina-
toren und der schweren Krankheit die Hauptquelle für die Sinnes-
änderung OttaAÜanos. Er wird das Ansehen, das er als Beicht-
vater des Herzogs in Neapel genoß 401), benutzt haben, um überein-
stimmend mit den römischen Kirchenfürsten des Jünglings Ordens-
eifer abzulenken auf ähnliche Orden, wie er selbst einem angehörte.
Er brauchte ihn ja dabei nur an seine frühere Neigung zum Benedik-
397) Mon. Ign., I: Epp. et instr., XII, n. 6610, p. 21. — 398) Polanco,
Chron., s. J. VI, n. 978, p. 254. — 399) Epp. Nad., IV, p. 582. — 40°) Po-
lanco, Chron., s. J. VI, n. 980, p. 254f.; Epp. mixt., V, n. 1141, p. 337f.
— 401) Polanco, Chron., s. J. VI, n. 980, p. 2541.
Hermann. Stoeckius:
ruhigen: man habe ihn doch nur in sein elterliches Haus gehen
lassen, damit er dort seine Gesundheit wiedererlange. Sein
eigener Vater und einige hohe Herren in Rom hätten so sehr
darauf gedrungen, daß man vernünftigerweise nicht anders habe
handeln können 397).
Nach unserer Ansicht gehen die unsichtbaren Fäden für
seinen Gesinnungswechsel zum Teil auf jene ,,angesehenen Männer
in Rom“ zurück. Ignatius meint offenbar mit jenem Wort den
Papst und seine Freunde, die aus ihrer Gegnerschaft gegen
die Gesellschaft Jesu vermutlich dem Jüngling gegenüber kein Hehl
gemacht hatten und ihm den Jesuitenorden in einem ganz anderen
Lichte erscheinen ließen, als sein Auge ihn zu sehen gewohnt war.
Solche Anschauungen werden ihm um so leichter eingegangen sein,
als sie zugleich seine Liebe zum Ordensstande überhaupt durch
den Hinweis auf den Theatiner- 398) und andere Orden abzulenken
wußten. Erwägt man dazu, wie die unermüdlichen Remühungen
der Eltern, in denen doch Ottaviano ihre Liebe erkennen mußte,
wenn sie auch nach den Anschauungen des Ordens „übertrieben“
war, auf einen noch dazu. kranken Sohn wirken mußten, so wird
man verstehen, wie er in dieser Zeit den herben Grundsatz der
Gesellschaft Jesu vergaß, nach dem der Jesuit im „Vaterunser“
sagt: nos non habere patrem, non cognatos, non patriam 399).
Auch das Schwächegefühl seiner schweren und andauernden Krank-
heit ist unter die Momente zu zählen, die ihn vom Orden weg-
zogen 400).
Schließlich möchten wir noch besonderes Gewicht legen auf
das verborgene Bemühen jenes Franziskanermönches Franziscus
de Medde, der schon im Auftrage von Ottavianos Mutter an den
Jesuitengeneral geschrieben hatte. Es kommt uns vor, als sei
er nach den vorbereitenden Einwirkungen der hohen Examina-
toren und der schweren Krankheit die Hauptquelle für die Sinnes-
änderung OttaAÜanos. Er wird das Ansehen, das er als Beicht-
vater des Herzogs in Neapel genoß 401), benutzt haben, um überein-
stimmend mit den römischen Kirchenfürsten des Jünglings Ordens-
eifer abzulenken auf ähnliche Orden, wie er selbst einem angehörte.
Er brauchte ihn ja dabei nur an seine frühere Neigung zum Benedik-
397) Mon. Ign., I: Epp. et instr., XII, n. 6610, p. 21. — 398) Polanco,
Chron., s. J. VI, n. 978, p. 254. — 399) Epp. Nad., IV, p. 582. — 40°) Po-
lanco, Chron., s. J. VI, n. 980, p. 254f.; Epp. mixt., V, n. 1141, p. 337f.
— 401) Polanco, Chron., s. J. VI, n. 980, p. 2541.