WtLHELM BRAU?\ E :
machen suchen, was der Dichter unter rivn verstanden hat; aber
gerade hier scheint man sich viel zu sehr an die moderne Bedeu-
tung des Wortes gehalten zu haben, indem man es vorzugsweise,
ja von mancher Seite ausschheßlich, wie unser ReRit im jetzigen
Kunstverstande = Aomoeo/e/en/OTi gefaßt hat. Das Mittelalter
scheint es jedocii nicht immer in diesem engeren Sinne gebraucht
zu haben, sondern wie heutzutage noch in manchen Dialekten
unseres Volkes, in dem weiteren Sinne von Verszeiie (Verspaar),
aiso ganz gleichbedeutend mit den im Lateinischen hin und wieder
auftretenden /e22/0722C2, g'erma/rici, CM^ore^ = deutsche
Verse/' ZvRNCKE ist hier mit seiner eindeutigen Feststellung
des Begriffs über BECH hinausgekommen. Denn im mhd. ist die
Bedeutung von rfw wirkiich nur Wers'. Man darf es ebensowenig
mit 'Beim' übersetzen, wie man mhd. oeiye mit 'feig', 772220/ mit
'AIut, Tapferkeit' wiedergeben darf. Die falsche t'bersetzung von
7'2272 kann wohl in manchen Stellen einen Sinn zu geben scheinen,
doch den richtigen Sinn wird man nur dann erfassen, wenn man die
echte mhd. Bedeutung des Wortes zugrunde legt.
Aber ZARNCKE ist mit dieser Erkenntnis nicht durchgedrun-
gen. Denn LEXER 2, 437 gibt für mhd. rzW die Bedeutungen
'Beim, Reimzeile, Reimpaar', stellt also die nhd. Bedeutung an
erste Stelle und damit die historische Entwicklung auf den Kopf.
Wohl ist rfw als versus rhythmicus, im Gegensatz zu versus metri-
c.us, der nach dem Akzent. gebaute und mit dem homoeoteleuton
versehene Vers, es gehörte also zum rfw als integrierender Bestand-
teil auch der 'Reim'. Aber im mhd. ist unter rbw immer das Ganze
zu ver$tehen. Wo nur das eine gemeint war, mußte das anders
ausgedrückt werden. 'Reimen' heißt mhd. rfme /7?'72de72 oder
(Belege bei LEXER); für kReim' braucht Jeroschin in der bekannten
Stelle /2272R werde??. gu&nB nzr dem e72.de 22/^/20/2012 dW/ die
Bezeichnung 'Gleichlaut'^), doch scheint sich dafür allmählich der
terminus /iiiii/ herausgebildet zu habeW): noch Puschmann (1571)
braucht ständig &22 7?,d oder ye/iei^d für 'Reim' (s. unten S. 15).
R Über die viel erörterten metrischen Stellen bei Hesler und Jeroschin
handelt am besten IJELM, Beitr. 24, 178ff., welcher auch die Beziehung von
7'?77?. auf den Endreim zurtickweist.
^) Vgl. x. B. die von LEXER zitierte Stelie aus A. v. IÄELLERS altdeutschen
Erzählungen 643, 22 ('Spruch von einem chrancz\ Abdruck aus einer Regens-
burger Hs. vom Anfangdes 16. Jahrhunderts; A. v. IVELLER, Yerzeichnis altd.
Hss., hrsg. v. SiEVERS S. 82): Dy ow2 77Mis2eH7'c/7 geniessen ITM7'i/e7? un/? wei'ses
/lei'czeu g7'U7id2. yedei' 7'ei7?7 2111/ se/77e77? pM??2 H?? s?77C7? nwte?? u'cts ge7*ec/?2.
machen suchen, was der Dichter unter rivn verstanden hat; aber
gerade hier scheint man sich viel zu sehr an die moderne Bedeu-
tung des Wortes gehalten zu haben, indem man es vorzugsweise,
ja von mancher Seite ausschheßlich, wie unser ReRit im jetzigen
Kunstverstande = Aomoeo/e/en/OTi gefaßt hat. Das Mittelalter
scheint es jedocii nicht immer in diesem engeren Sinne gebraucht
zu haben, sondern wie heutzutage noch in manchen Dialekten
unseres Volkes, in dem weiteren Sinne von Verszeiie (Verspaar),
aiso ganz gleichbedeutend mit den im Lateinischen hin und wieder
auftretenden /e22/0722C2, g'erma/rici, CM^ore^ = deutsche
Verse/' ZvRNCKE ist hier mit seiner eindeutigen Feststellung
des Begriffs über BECH hinausgekommen. Denn im mhd. ist die
Bedeutung von rfw wirkiich nur Wers'. Man darf es ebensowenig
mit 'Beim' übersetzen, wie man mhd. oeiye mit 'feig', 772220/ mit
'AIut, Tapferkeit' wiedergeben darf. Die falsche t'bersetzung von
7'2272 kann wohl in manchen Stellen einen Sinn zu geben scheinen,
doch den richtigen Sinn wird man nur dann erfassen, wenn man die
echte mhd. Bedeutung des Wortes zugrunde legt.
Aber ZARNCKE ist mit dieser Erkenntnis nicht durchgedrun-
gen. Denn LEXER 2, 437 gibt für mhd. rzW die Bedeutungen
'Beim, Reimzeile, Reimpaar', stellt also die nhd. Bedeutung an
erste Stelle und damit die historische Entwicklung auf den Kopf.
Wohl ist rfw als versus rhythmicus, im Gegensatz zu versus metri-
c.us, der nach dem Akzent. gebaute und mit dem homoeoteleuton
versehene Vers, es gehörte also zum rfw als integrierender Bestand-
teil auch der 'Reim'. Aber im mhd. ist unter rbw immer das Ganze
zu ver$tehen. Wo nur das eine gemeint war, mußte das anders
ausgedrückt werden. 'Reimen' heißt mhd. rfme /7?'72de72 oder
(Belege bei LEXER); für kReim' braucht Jeroschin in der bekannten
Stelle /2272R werde??. gu&nB nzr dem e72.de 22/^/20/2012 dW/ die
Bezeichnung 'Gleichlaut'^), doch scheint sich dafür allmählich der
terminus /iiiii/ herausgebildet zu habeW): noch Puschmann (1571)
braucht ständig &22 7?,d oder ye/iei^d für 'Reim' (s. unten S. 15).
R Über die viel erörterten metrischen Stellen bei Hesler und Jeroschin
handelt am besten IJELM, Beitr. 24, 178ff., welcher auch die Beziehung von
7'?77?. auf den Endreim zurtickweist.
^) Vgl. x. B. die von LEXER zitierte Stelie aus A. v. IÄELLERS altdeutschen
Erzählungen 643, 22 ('Spruch von einem chrancz\ Abdruck aus einer Regens-
burger Hs. vom Anfangdes 16. Jahrhunderts; A. v. IVELLER, Yerzeichnis altd.
Hss., hrsg. v. SiEVERS S. 82): Dy ow2 77Mis2eH7'c/7 geniessen ITM7'i/e7? un/? wei'ses
/lei'czeu g7'U7id2. yedei' 7'ei7?7 2111/ se/77e77? pM??2 H?? s?77C7? nwte?? u'cts ge7*ec/?2.