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Braune, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 11. Abhandlung): Reim und Vers: eine wortgeschichtliche Untersuchung — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34082#0020
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20

WlLHELM BRAUNE:

im Boetii. und Mep. wird mehrfach der lateinische Dichtervers
mit eer^ wiedergegeben, z. B. N. Boethins ed. PiPER 13, 16 His
versibus conquesta est ^t/i iMeTi cer^en; Mcp. ed.
PiPER 691, 4 Cum crebrius cano istos hymenei versicidos Tö t/i
Hcc/to^ . . . dGe cer-ytt /o/ze /ii77te7ieo. — Dagegen ist bei Willi-
ram (ed. SEEMÜLLER S. 19) unter Ddz ^ei^u eer^, daz erem der^,
dD ce7'^ der betreffende 'versus' des hlohen Liedes gemeint. In
der Benediktinerregel ed. HvTTEMER 1 S. 59 wird dnprimis versum'
durch uz erG^ cer^, "dicto verso' durch /ntc/uie^77in der^e glossiert,
womit der 'Psalmvers' des Gottesdienstes gemeint ist. Ebenso ist
in der Matthaeusglosse Rg. 1 (Gl. 1, 718, 5) zu Math. 26, 30 hymno
dicto die lateinische Erläuterung gegeben 'Post cenam versu
dicto' und diese glossiert /er^e ge^ti77^e7ie77to, wobei versus der
'Psalmvers' ist, welcher nach hlösterhcher Sit-te post cenam gesun-
gen wurde. In der Prudentiusglosse versum cer^ (Gh 2, 513, 41)
ist dagegen versum der lateinische Dichtervers.
In der mhd. Zeit galt bis auf Sebastian BranD) für den
deutschen Vers ausschließlich das Wort rfw. Für das Fremdwort
eer^ gibt LEXER 3, 208 eine Anzahl Belege ohne aber die Bedeu-
tung näher zu untersuchen. Ve7^ kommt im mhd. in beiden Bedeu-
tungen des lateinischen cer^tn' vor. Aber imGegensatz zum deutschen
riTM ist es auf den lateinischen Vers beschränkt. Für den
gegensätzlichen Sprachgebrauch im 13. Jahrhundert sind lehrreiche
Belege in Ot.tes Eraclius und in Hugo von Trimbergs Renner zu
finden. Otte sagt im Prolog v. 115ff. Amn seinern deutschen Ge-
dicht.e:
777icA e7t^oi &drfeze77
fne weMe^ &77?, ^ereüe77,
der^ /m77 7C77d 77MC' er^ehe77,
t/G^e wdrAeü 7?rL rfme
di'e icA ze^uiTiTie /t77ie
77iV de7r ^eziiig'e^i, dte icA /iÜ7i.
Dagegen v. 280ff., wo er von dem gelehrten Scbulunterricht des
jungen Eraclius berichtet, der alle seine Schulgenossen über-
trifft, heißt es:

0 Für diesen humanistisch gebildetenDichterhätte an sich pe/-$ nicht
ferngelegen, aber er braucht /-yw in seiner 'protestation' 1499 (ed. ZARNCKE
8. 1).
 
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