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Braune, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 11. Abhandlung): Reim und Vers: eine wortgeschichtliche Untersuchung — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34082#0028
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28

WlLHELM BRAUVE:

Freilich giaubt das DwB. 8, 665 hierfür einen Beleg zu haben,
indem Ad. Puschmanns termini 5/??77?p/e reime, /?/?7?ne7?7/e refwe
als Namen der Reimgattungen gefaßt und als Beweis für die Be-
deutung homoeoteleuton angeführt werden. Das ist aber A^erkehrt.
wie aufmerksames Lesen des Puschmannschen Textes sofort er-
gibt. Denn Puschmanns termini meinen in nhd. Ubersetzung
'stumpfe und klingende Verse' ! Die sechserlei oe7'5e7?, o&r 7"e?/77?.e7?,
die P. im ersten Tractat (Neudr. S. 7ff.) behandelt, sind 1) 5H?77?p//e
T?67/777677, 2) A77 77geT7& T7e7/777677. Dfe 5/??77?p//e De7/777e 77 77???55e7?
7777 &7" 37?/ ^e7'7?l/e 5?//7?/7e7? A77^e77, . . . V/?7?^e7?7/e De//777 e77 77777Me77 /?7?/7e7?
?777ge7^7r& N7/M7?/?e77 (also z. B. 8 und 9 silbler). Die dritte Gattung
sind: FFazke?? 777/er /?/o5e De?777 e 77 77???55e7? 7777 ^7777 f3e77 Lfed g7?r
0777/ CTrg'e/iTrTrT/eTT y/e/7e77, 5?'e 57777/, . . . 5/77777/7// or/er /?//7?^e7?e/. Also die
'Waisen sind 'bloße'Yerse, die nicht gereimt sind. DievierteArt
von Versen sind Körner : D?'7? A07W 777775 T/??7'c/?T???5 ?7? e?77e-77? L?'ee/
5?,c/7 ? 77 7?//e7? Ue5e/3e7? /??7?7/e77, d. i. 'sich in alfen Strophen
reimen'. Die fünfteVersart sind Peusen: Pe???5e77 5?'??7/ De7/7??e7?
07/e7' Fe?V, /?7?/?e7? 7???7' 2. N?///??/???. — Endlic-h sechstens: Schlag
Reymen : Nc/?/7?,^ Re7/7??e7? 5/777/ zwe?/e7"/e7/, 7???755e77 7???7' zn'o T?///??-
Zie?? Arr&e??, 7??öge77 /?//7?.^e7?7/ 07/er 5^??,77?p// 5e?7?. Das Wort ist also gut
nhd. mit Schlagvers zu übersetzen! L*5 ?Y 7?/?er e/77 /V?/e7'5cA/ef/
?/er zwe7/er Fe7'5e77 (d. h. der klingenden oder stumpfen Schlagverse),
L/7? 5ü?7??p//er Tc/?/7?gre/7?7 T????^ 5e?7? Le/??????/. 5??c/?e7? wo ?7? 5e?7? T/cA^er
/?/?? /7?7?7/e/, uv'e e?7? 7?7?7/erer Z??7?ger T^??77?p// De/77? (zu übersetzen
ist Vin stumpfer Schlagvers — Kurzvers — kann seinen Reim suchen
wo ihn sein Dichter hinreimt, wie ein anderer langer stumpfer
Vers'). Diese Zitate mögen genügen, um zu zeigen, wie sehr im
DwB. Puschmann mißverstanden worden istF).
Das Mißverständnis ist natürlich befördert worden durch den Sprach-
gebrauch der deutschen Philologie des 19. Jahrhunderts. Diese hat für die
mhd. Metrik die durch die Tradition der Meistersänger tiberlieferten alten
termini (Stollen, Abgesang, Waisen, Körner, Pausen) nutzbar gemacht. Aber
die mit zusammengesetzten termini hat sie — zugleich befangen in der
durch die Rudolfstelle gekennzeichneten Mißdeutung des mhd. 7-ün. — vom
jetzigenStandpunkt aus gefaßt und die Yersgattungen der stumpfen und klin-
genden 'ReimeUder Meistersinger als Reimgattungen verstanden. Man
glaubte damit ein deutsches Aquivalent zu haben für die aus dem Französi-
schen tibersetzten Lehnworte 'männlicher und weiblicher Reim'. Ebenso
ist 'Schlagreim', das nichts anderes heißen soilte, als schfagartiger 'zweisil-
biger Kurzvers', seit W. GRiMM als Reimart gefaßt. Noch Schottel (Haubt-
sprache 982) versteht im ursprünglichen Sinne. Vgl. DwB. 9,
422 unter $cA/<7grcÖ7r. Die unter Nachwirkung der Opitz'schen Reform ste-
 
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