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Troje, Luise; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 17. Abhandlung): Adam und Zoe: eine Szene der altchristlichen Kunst in ihrem religionsgeschichtlichen Zusammenhange — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34088#0048
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L. TROJE:

jüdisch, noch speziell christlich, sondern ahgemein hellenistisch war
das Bestreben, die Bestimmung Adams als göttlich zu erweisen,
ahgemein hellenistisch auch der Gedanke, ihm in Satan einen
unberechtigten Rivalen im Begehren nach Gottgleichheit gegen-
überzustehen und aus dessen gekränktem Selbstgefühl seine Wider-
sacherrolle, in erster Linie also die Verführung im Paradiese zu
erkiären.
Die weitere Fortbildung der Legende trägt einen entschieden
anderen Charakterh Das Ghristentum als solches hat sich ihrer
bemächtigt. lnteressant und geradezu ein Schulbeispiel für die
kluge Einfühiung der christlichen Mission auf fremdem Gebiet
ist die Art und Weise, wie dieselbe sich mit dem heHenistischen
Ideenbestand der Legende auseinandersetzt. Die christliche Re-
ligion hätte bei ihrem weiteren Vordringen auf hellenistischem
Boden kaum dauernden Einffuß gewonnen, wenn sie nur die
ernste Lehre Christi und die ihr eigentümliche Fonn des Unsterb-
Hchkeitsgiaubens gebracht hätte. Nach den Forderungen der Zeit
mußte sie eine bis zu aliem Anfang zurückreichende Tradition
aufweisen können, die mit ihrer Jenseitshoffnung im Einkiang
stand. Durch die Ubernahme der jüdischen Tradition konnte die
christliche Religion dieser Forderung genügen, da sie aus ihr auch
den Weissagungsbeweis mit übernommen hatte, den sie nur auszu-
* in Betracht kommt die syrisch-arabisch-äthiopische Gruppe der
Adamiegende und in erster Linie (für das relig'ionsgeschichtliche Material im
Zusammenhangj das ausführiiche, die ägyptische Tradition init der syrischen
verbindende äthiopische Adambuch (ed. DiLLMANK). Der früheste Xieder-
schlag der neuen Tendenz liegt in der syrischen Schatzhöhle vor (ed. BE-
zoLD), für welche C. BEZOLD das 6. Jahrhundert afs Abfassungszeit. an-
nimmt. Für das äthiopische Adambuch variieren die Meinungen betreffs
derselben zwischen dem 5. (6.) Jahrhundert (LECLERCQ in ÜABROL, Di'catm-
nnü'e c^c CTi-c/ioo^ogL c/ireli'enne I p. 513) und dem 11. (TRUAipp). Falls LE-
C.LERCQS Ansicht richtig ist, würde auch die der äthiopischen Fassung über
arabische Mittelglieder als Quelle dienende Schatzhöhle entsprechend früher
zu datieren sein. — Wie sich aus den Texten selber aber ergibt, ist man füi'
die hiei' allein in Betracht kommende Auffassung der Zeit nach weder an
die Daten der Abfassung gebunden [s. z. B. in der Schatzhöhie die deutliche
Poiemik geg'en ein noch gefälirliches Heidentum und im eng zum äthiop.
Adambuch gehörenden Ilexaemeron noch die frühen Vorstellungen von drei
Himmeln — die Apokalypse Moses (§ 35) kennt. bereits auch die sieben Him-
mel! —, von Chiliasmus und zwei Auferstehungen (S. 220)], noch an die Reihen-
foige der Handschriften. So wird z. B. die Lmdeutung der Tendenz ins Christ-
iiche, wie sie das äthiop. Adambuch bringt, kaum jünger sein als das in ihm
enihaitene syrische Kontingent.
 
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