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R. Reitzenstein:
(vgl. Aneccl. Or. III 182, 30 τήν πηγήν τής ψυχής). Die groteske
Vorstellung der als Hekate gedeuteten Göttin1 läßt sich leider nicht
weiter verfolgen, zeigt aber wohl auch, daß ein mythologisches,
also nicht philosophisches System zugrunde liegt, falls nicht gar
in den verschiedenen Gedichten verschiedene Vorstellungen aus
dem gleichen Anschauungskreise zugrunde gelegt waren und in
dem einen Psyche als selbständiges Gottwesen, in dem andern
nur als Quell der Beseelung und Teil einer Urgöttin gedacht war2.
Wenn wir den Bericht des Alexander von Lykopolis nur in
metrischer Bearbeitung hätten, die selbstverständlich oft zwingt,
statt der eigentlichen Termini andere Ausdrücke zu wählen -
man denke an die πατρικαί. διάνοιοη —, ferner diese metrische
Bearbeitung nicht in ihrem Zusammenhang, sondern in losgelösten
kleinen Fragmenten, die ganz willkürlich einem jüngeren philo-
sophischen System angepaßt sind, so würde kein Scharfsinn je
das phantastische Gebäude der manichäischen Kosmogonie wieder
errichten können, ja wir würden über den religiösen Charakter
desselben vollkommen im Dunkeln bleiben. Bei den chaldäischen
Orakeln steht es noch beträchtlich schlimmer, weil es sich um eine
Menge verschiedener Texte handelt. Ich wage daher keinerlei
weitere Schlüsse.
3.
Nach anderer Seite führen zunächst die Angaben über die
Harraniter. Auch hier ist die mythologische Grundlage klar; wir
hören von Tempeln der Psyche, hören, daß es Rundbauten sind,
und erfahren selbst von einem Kultbild in dem einen (es stellt
einen Menschen dar, der viele verschiedenartige Köpfe, Hände
und Füße hat)3. Auch hier ist die Deutung von hellenistischer
Philosophie beeinflußt, vgl. den Bericht El Chätibis bei Chwol-
sohn, Die Ssabier II 493: V äme est une substance immaterielle
1 Ygl. über sie Damascius I 242, 6 ff. Ruelle.
2 Die Vorstellung der göttlichen Πηγή begegnet dann wieder im Kult
der phrygischen Μήτηρ, der noch später zu erwähnen sein wird. Der πηγή
ψυχών entspricht die πηγή πνεύματος bei Aphroditianos, Bratke, Religions-
gespräch am Hofe der Sassaniden, Texte und Untersuchungen XII p. 13 εί δέ
και πηγή αΰτη, ουτω νοείσθω· πηγή γάρ υδατος πηγήν πνεύματος άενα'ίζει, ενα
μονον ιχθύν έ'χουσα<» τω τής θεότητος άγκίστρω λαμβανόμενον τον πάντα
κοσμον ώς έν θαλάσση διαγενόμενον ιδία σαρκι τρέφων (τρέφοντα ?).
3 Chwolsohn, Die Ssabier II 367. 609. 383. Man denkt bei dem Kult-
bild an den παντόμορφος Αιών.
R. Reitzenstein:
(vgl. Aneccl. Or. III 182, 30 τήν πηγήν τής ψυχής). Die groteske
Vorstellung der als Hekate gedeuteten Göttin1 läßt sich leider nicht
weiter verfolgen, zeigt aber wohl auch, daß ein mythologisches,
also nicht philosophisches System zugrunde liegt, falls nicht gar
in den verschiedenen Gedichten verschiedene Vorstellungen aus
dem gleichen Anschauungskreise zugrunde gelegt waren und in
dem einen Psyche als selbständiges Gottwesen, in dem andern
nur als Quell der Beseelung und Teil einer Urgöttin gedacht war2.
Wenn wir den Bericht des Alexander von Lykopolis nur in
metrischer Bearbeitung hätten, die selbstverständlich oft zwingt,
statt der eigentlichen Termini andere Ausdrücke zu wählen -
man denke an die πατρικαί. διάνοιοη —, ferner diese metrische
Bearbeitung nicht in ihrem Zusammenhang, sondern in losgelösten
kleinen Fragmenten, die ganz willkürlich einem jüngeren philo-
sophischen System angepaßt sind, so würde kein Scharfsinn je
das phantastische Gebäude der manichäischen Kosmogonie wieder
errichten können, ja wir würden über den religiösen Charakter
desselben vollkommen im Dunkeln bleiben. Bei den chaldäischen
Orakeln steht es noch beträchtlich schlimmer, weil es sich um eine
Menge verschiedener Texte handelt. Ich wage daher keinerlei
weitere Schlüsse.
3.
Nach anderer Seite führen zunächst die Angaben über die
Harraniter. Auch hier ist die mythologische Grundlage klar; wir
hören von Tempeln der Psyche, hören, daß es Rundbauten sind,
und erfahren selbst von einem Kultbild in dem einen (es stellt
einen Menschen dar, der viele verschiedenartige Köpfe, Hände
und Füße hat)3. Auch hier ist die Deutung von hellenistischer
Philosophie beeinflußt, vgl. den Bericht El Chätibis bei Chwol-
sohn, Die Ssabier II 493: V äme est une substance immaterielle
1 Ygl. über sie Damascius I 242, 6 ff. Ruelle.
2 Die Vorstellung der göttlichen Πηγή begegnet dann wieder im Kult
der phrygischen Μήτηρ, der noch später zu erwähnen sein wird. Der πηγή
ψυχών entspricht die πηγή πνεύματος bei Aphroditianos, Bratke, Religions-
gespräch am Hofe der Sassaniden, Texte und Untersuchungen XII p. 13 εί δέ
και πηγή αΰτη, ουτω νοείσθω· πηγή γάρ υδατος πηγήν πνεύματος άενα'ίζει, ενα
μονον ιχθύν έ'χουσα<» τω τής θεότητος άγκίστρω λαμβανόμενον τον πάντα
κοσμον ώς έν θαλάσση διαγενόμενον ιδία σαρκι τρέφων (τρέφοντα ?).
3 Chwolsohn, Die Ssabier II 367. 609. 383. Man denkt bei dem Kult-
bild an den παντόμορφος Αιών.