Metadaten

Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 10. Abhandlung): Die Göttin Psyche in der hellenistischen und frühchristlichen Literatur — Heidelberg, 1917

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37643#0081
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Die Göttin Psyche.

81

Die Fortsetzung (von 402, 27 an) bedarf nur noch weniger
Worte. Die Seelen sind in άγνωσία (also άγνοια) befangen und
außerdem verbittert. So morden die Menschen sich untereinander
und häufen Frevel auf Frevel, bis die Elemente klagend vor den
höchsten Gott treten und ihn um eine neue Emanation (άπόρ-
ροια) bitten1. Gott verheißt sie — übrigens mit einer neuen, wenig
passenden Mahnung an die Elemente, nicht untätig zu sein ·— und
sendet Osiris und Isis zur Erde nieder. Sie bringen Recht, Ordnung
und Gotteserkenntnis in das Menschenleben und steigen endlich
nach einem Hymnos, der einst den Schluß dieser Kosmogonie
bildete, und den Stobaios leider unterdrückt hat, wieder zum Him-
mel empor, wie das ja allen guten Seelen auch verheißen ist. Es
wird gut sein, gleich an den Eingang des siebenten Buches des
Nonnos zu erinnern, in dem der Aion bittend zu Zeus emporsteigt :
er kann die Qualen und Sorgen der Menschen nicht länger mitan-
sehen — auch der Krieg wird erwähnt — und fleht um Erlösung
für sie. Da sendet Zeus seinen Sohn Dionysos, den Osiris der
Ägypter, als Bringer der Freude2. Stärker noch ist die Ähnlichkeit
des Berichtes der Κόρη κόσμου mit der Lehre der Naassener vom
LLmenschen, vgl. Hippolyt V 8, 22 τον αύτόν δέ τούτον, φησί, Φρύγες
καί Πάπαν καλοΰσιν, ότι πάντα επαυσεν άτάκτως καί πλημμελώς
προ τής έαυτοΰ φανερώσεως κεκινημένα. τό γάρ όνομα, φησί,
του Πάπα πάντων όμου έστιν ,,των έπουρανίων καί επιγείων καί
1 Ein Widerspruch liegt auch hier vor, den Bousset Archiv f. Reli-
gionswissenschaft XVIII 165, 2 bemerkt hat. Der Verfasser will von den
Menschenseelen reden, die sich zunächst gegen die Götter auflehnen (vgl.
p. 395, 4ff. δτε εμελλον έγκατακλείεσ-Ο-αι τοΐς σώμ.ασιν), benutzt aber eine
Quelle, die von den πονηρά πνεύματα, gefallenen Geistern oder Dämonen,
sprach (vgl. 402, 27ff. νεωστί γάρ αί ψυχαί καΟειρχ-θ-εΐσαι .... έστασίαζον καί
τοΐς λεί,πομένοις άν-9-ρώποις όργάνοις χρώμεναι έποίουν αύτούς έαυτοΐς έπιτίθ-εσΟαι
καί άντιτάσσεσ-8-αι καί πολεμεΐν άλλήλοις (vgl. zum Ausdruck die von Bousset
a. a. O. 165 besprochene Stelle der Clementinischen Homilien IX 10 εις τά
ανθρώπων είσίασιν σώματα, ϊνα ώσπερ ύπουργούντων οργάνων τυχόντες κτλ.).
2 So scheint in dem Osiris-Liede bei Tibull I 7 der Gott gefaßt (non tibi
sunt tristes curae nec luctus Osiris . . . aptus), daneben natürlich als Kultur-
bringer. Der Krieg ist beendigt, friedliche Tätigkeit und Freude sollen wieder
beginnen. Sie sind in dem Kult des Osiris, den Messalla offenbar übernom-
men hat, die Hauptsache, nicht die Klagen um den toten Gott. Ob man die
Spuren, die auf Kallimachos als Vorlage weisen (fr. 176 und 445) wohl benutzen
darf, auch für Nonnos Anlehnung an Kallimachos zu vermuten? — Eine
Bitte aller Aionen an den Vater und eine dadurch veranlaßte neue Emana-
tion kennt aus valentinianischer Quelle Hippolyt VI 31, 1. 2, eine Klage der
vier Erzengel das äthiopische Henochbuch cap. 9 ff.

Sitzungsberichte der Heidelb. Akad., philos-.hist. Kl. 1917. 10. Abh.

6
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften