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Ruska, Julius; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 2. Abhandlung): Zur ältesten arabischen Algebra und Rechenkunst — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37635#0111
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Zur ältesten arabischen Algebra und Rechenkunst.

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Etwas nennst“, aber gewiß richtiger übersetzen wird: „Die Auf-
lösung im Sinne des Ausspruchs des Abu Hanlfah beruht
darauf, daß du die Erbschaft Etwas nennst“ usw. So kann auch
diese Stelle nicht zur Begründung der Vermutung dienen, daß
Muhammad b. Müsä für seine Auflösungsmethoden nennenswerte
Vorgänger gehabt habe.
Unentschieden bleibt bei der Unmöglichkeit, direkte Quellen-
schriften nachzuweisen, die Frage nach dem persönlichen Anteil
des Verfassers an der arabischen Prägung der Algebra. Ob-
gleich die Überlieferung in ihm einstimmig den ersten Verfasser
einer arabischen Algebra sieht, ist doch auch die Möglichkeit er-
wogen worden, daß er die Terminologie schon fertig vorgefunden
hätte. Insbesondere hat sich Gantor (I3, S. 722) auf Grund der
Annahme, daß Muhammad b. Musä die Ausdrücke gahr und
miihabalah nirgends erklärt habe, dafür eingesetzt, „daß Alchwa-
rizmi, mag er auch der erste arabische Schriftsteller über seinen
Gegenstand gewesen sein, doch keinesfalls einen für seine Lands-
leute neuen Gegenstand behandelt, daß vielmehr durch mündliche
Lehre schon bekannt gewesen sein muß, was Herstellung
und was Gegenüberstellung sei“. Nachdem sich aber durch die
oben (S. 7—10) durchgeführte Untersuchung die Irrtümlichkeit jener
Annahme herausgestellt hat, läßt sich auch die Behauptung nicht
mehr aufrecht erhalten, „die Einführung der Algebra müsse hin-
länglich lange Zeit vor Alchwarizmi stattgefunden haben, um
die Möglichkeit zu gewähren, daß jene Begriffe und die für die-
selben erfundenen Kunstausdrücke unter den Fachleuten — denn
für solche schrieb Alchwarizmi — schon landläufig geworden
sein konnten.“ Für die Geschichte der Mathematik bei den Arabern
ist jedenfalls nicht viel gewonnen, wenn man an die Stelle eines
Mannes von Fleisch und Blut einen Unbekannten setzt, der die
Terminologie ein paar Jahrzehnte früher geschaffen haben soll.
Daß Muhammad b. Müsä eine wissenschaftliche Persön-
lichkeit von starker Eigenart war, beweisen seine wirklich für
„Fachleute“ verfaßten astronomischen und geographischen
Werke, soweit sie uns ein glücklicher Zufall erhalten hat. Über
seine astronomischen Tafeln sind wir jetzt durch das S. 85
genannte große Werk Suters unterrichtet. Welchen der ver-
schiedenen indischen Siddhäntas Muhammad b. Müsä bei seinen
Tafeln benutzt hat, ist nicht mehr sicher zu entscheiden; wahr-
scheinlich hat er, der geborene Perser, auch die persischen „Tafeln
 
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