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Dibelius, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 4. Abhandlung): Die Isisweihe bei Apuleius und verwandte Initiations-Riten — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37637#0003
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Die Schilderung, die Apuleius im elften Buch der Metamor-
phosen von den Isis-Mysterien entwirft, hat gerade in den letzten
anderthalb Jahrzehnten die Forschung wieder in erhöhtem Maße
beschäftigt. Es entsprach nur dem neubelebten Interesse an
hellenistischer Kultur- und Religionsgeschichte, wenn man dabei
vor allem fragte, welche Aufschlüsse über die geistigen Zusammen-
hänge der Epoche und über ihre religiöse Situation sich aus der
Darstellung des Apuleius gewinnen lassen. In der Tat: ein ägypti-
scher Kult, auf griechischen Boden verpflanzt, in lateinischer
Sprache geschildert — die Linie, die von Osten nach Westen
führt, scheint deutlich zu sein. Und sodann: eine alte nationale
Religion, durch Mystik vergeistigt, durch synkretistischen Uni-
versalismus entschränkt — man sieht, wie die großen Tendenzen
des Zeitalters sich begegnen.
Es sind vor allem Reitzenteins Arbeiten gewesen, die unser
Verständnis der Isis-Mysterien in diesem Sinne außerordentlich
gefördert haben1. In einer für die Erkenntnis der Zusammenhänge
wie für die Schätzung des Stimmungswertes gleich lehrreichen
Weise stellt er nebeneinander den Ritus der alten Religion, den
Brauch des Mysterienkults, endlich die Terminologie der Mystik,
wie sie uns in den hermetischen Schriften entgegentritt, aber auch
bei Philo und Paulus, sowie in mancherlei Ausstrahlungen und
Veränderungen in Literatur und Zauber. Aber weil das Interesse
des Forschers an den durchgehenden Verbindungslinien haftet,
tritt das einzelne Gebilde nicht immer deutlich hervor. Das gilt
insbesondere von den kultischen Handlungen der Mysterien, wie
sie bei Apuleius mehr angedeutet als beschrieben werden. Die
Nachbarschaft der hermetischen Literatur, mit der Reitzen stein
den Apuleius-Text zusammenstellt, bringt die Verwandtschaft
zwischen beiden, was innere Bedeutung und Stimmung des reli-
giösen Erlebnisses angeht, stark zur Geltung; zurück tritt dabei
die Frage nach dem materialen Gehalt der Vorgänge; welche
1 Vor allem kommen in Betracht: Reitzen stein, Zum Asclepius des
Pseudo-Apuleius, Arch. f. Religionswissenschaft VII 393ff. — Derselbe, Die
hellenistischen Mysterienreligionen, Leipzig und Berlin 1910; vgl. beson-
ders S. 8 ff. 84 f. 204 ff.

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