Martin Dibelius:
Schutzverbandes, dessen Genossen nichts mehr von jenen kosmi-
schen Mächten zu fürchten haben, sondern alles aus der Hand
der Isis empfangen: glückliches Leben (XI 6 uiues autem beatus),
Lebensverlängerung (XI 21 ad nouae reponere rursus salutis
curricula, XI 6 uitam quoque tibi prorogare), Lehen nach dem
Tod (XI 6 cum ... ad inferos demearis, . . . me . . . tibi propitiam
frequens adorabis).
Daß aber diese Freiheit von der Herrschaft der kosmischen
Mächte Freiheit vom Schicksalszwang bedeutet, das wird nicht
nur durch diese Andeutungen belegt, nicht nur durch den Glauben
der Zeit1 wahrscheinlich gemacht, sondern auch durch die Worte
des Priesters bewiesen, die in dem eben vom Tier zum Menschen
verwandelten Lucius den künftigen Mysten der Göttin begrüßen
(XI 15). Mit rhetorischer Ironie spricht er von der Fortuna, die,
wirklich blind, mit all ihren Plagen den gequälten Menschen schließ-
lich doch nur zum sicheren Hafen getrieben hat; sie mag sich nun
einen anderen suchen, den sie verfolge, nam in eos, quorum sibi
uitas <dn)> seruitium deae nostrae maiestas uindicauit, non habet
locum casus infestus. Dem Geretteten aber ruft er zu: in tutelam
iam receptus es Fortunae, sed uidentis, quae suae lucis splendore
ceteros etiam deos illuminat. Man erkennt, welche Bedeutung hier
dem Isis-Mysterium zugesprochen wird: die Herrschaft der kosmi-
schen Kräfte und der durch sie repräsentierten blinden Fortuna
ist abgelöst durch die Herrschaft der gnadenreichen Fortuna
uidens, der alle jene Kräfte gehorchen, der Isis.
IV.
Die Rolle, welche die Elemente in dem untersuchten Apuleius-
Text spielen, die Bedeutung, welche dem Betreten des heiligen
Raumes in der Weihefeier zukommt, beides mag an einen Kult
erinnern, der in Kleinasien zu der Zeit propagiert worden zu sein
scheint, als die ersten Sendboten des Christentums dort ihre Ge-
meinden gründeten. Nachrichten über ihn erhalten wir allerdings
erst aus dritter Hand; trotzdem ein Weniges von ihm zu wissen,
erlaubt uns aber gerade unser Apuleius-Text.
Der Apostel Paulus bekämpft in seinem Brief an die Kolosser
eine Richtung, die innerhalb der Christengemeinde einem Kultus
1 Vgl. Wendland, Hellenist.-röm. Kultur2 105. 156. 157.
Schutzverbandes, dessen Genossen nichts mehr von jenen kosmi-
schen Mächten zu fürchten haben, sondern alles aus der Hand
der Isis empfangen: glückliches Leben (XI 6 uiues autem beatus),
Lebensverlängerung (XI 21 ad nouae reponere rursus salutis
curricula, XI 6 uitam quoque tibi prorogare), Lehen nach dem
Tod (XI 6 cum ... ad inferos demearis, . . . me . . . tibi propitiam
frequens adorabis).
Daß aber diese Freiheit von der Herrschaft der kosmischen
Mächte Freiheit vom Schicksalszwang bedeutet, das wird nicht
nur durch diese Andeutungen belegt, nicht nur durch den Glauben
der Zeit1 wahrscheinlich gemacht, sondern auch durch die Worte
des Priesters bewiesen, die in dem eben vom Tier zum Menschen
verwandelten Lucius den künftigen Mysten der Göttin begrüßen
(XI 15). Mit rhetorischer Ironie spricht er von der Fortuna, die,
wirklich blind, mit all ihren Plagen den gequälten Menschen schließ-
lich doch nur zum sicheren Hafen getrieben hat; sie mag sich nun
einen anderen suchen, den sie verfolge, nam in eos, quorum sibi
uitas <dn)> seruitium deae nostrae maiestas uindicauit, non habet
locum casus infestus. Dem Geretteten aber ruft er zu: in tutelam
iam receptus es Fortunae, sed uidentis, quae suae lucis splendore
ceteros etiam deos illuminat. Man erkennt, welche Bedeutung hier
dem Isis-Mysterium zugesprochen wird: die Herrschaft der kosmi-
schen Kräfte und der durch sie repräsentierten blinden Fortuna
ist abgelöst durch die Herrschaft der gnadenreichen Fortuna
uidens, der alle jene Kräfte gehorchen, der Isis.
IV.
Die Rolle, welche die Elemente in dem untersuchten Apuleius-
Text spielen, die Bedeutung, welche dem Betreten des heiligen
Raumes in der Weihefeier zukommt, beides mag an einen Kult
erinnern, der in Kleinasien zu der Zeit propagiert worden zu sein
scheint, als die ersten Sendboten des Christentums dort ihre Ge-
meinden gründeten. Nachrichten über ihn erhalten wir allerdings
erst aus dritter Hand; trotzdem ein Weniges von ihm zu wissen,
erlaubt uns aber gerade unser Apuleius-Text.
Der Apostel Paulus bekämpft in seinem Brief an die Kolosser
eine Richtung, die innerhalb der Christengemeinde einem Kultus
1 Vgl. Wendland, Hellenist.-röm. Kultur2 105. 156. 157.