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Dibelius, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 4. Abhandlung): Die Isisweihe bei Apuleius und verwandte Initiations-Riten — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37637#0008
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Martin Dibelius:

an einige bei Clemens Alexandrinus und Firmicus Maternus über-
lieferten συνθήματα antiker Mysterien, das eine von Eleusis, das
andere aus den Mysterien des Attis. Gemeinsam ist ihnen und
unserer Formel, daß sie von einer mit dem Gläubigen vorgenom-
menen sakramentalen Handlung berichten, gemeinsam ist auch
die Form: kurze Sätze im historischen Tempus. Der Zweck einer
solchen Formulierung und die Art der Stilisierung ist des näheren
zu untersuchen.
In der geschilderten Weise erzählt von dem sakramentalen
Vorgang das Symbol von Eleusis, das Clemens im Protrepticus
II 21 p. 16 Stählin (und im lateinischen Text Arnobius adv.
nat. V 26) wiedergibt: ένήστευσα, έπιον τον κυκεώνα, ελαβον έκ
κίστης, έργασάμενος άπεθέμην εις κάλαθον καί έκ καλάθου εις
κίστην. Ähnliche Form und ähnlichen, d. h. sakramentalen Inhalt
hat auch das Attis-Symbol, dessen letztes Glied uns in drei
Formen überliefert ist. Clemens gibt es im Protrepticus II 15
p. 13 St. so wieder: έκ τυμπάνου έφαγον, έκ κυμβάλου επιον, έκερ-
νοφόρησα, υπό τον παστόν ύπέδυν (Form Α). Firmicus Maternus
de errore profanarum religionum XVIII 1 p. 43 Ziegler bringt
einen verwandten griechischen Text: έκ τυμπάνου βέβρωκα, έκ
κυμβάλου πέπωκα, γέγονα μύστης ’Άττεως (Β). Vorher aber hat
er die Formel lateinisch wiedergegeben: de tympano manducavi,
de cymbalo bibi, et religionis secreta perdidici (C). Form A scheint
darauf zu deuten, daß der Sprecher bereits die höchsten Weihen
empfangen hat; denn das Schlußglied des Spruches bedeutet wohl:
,,ich bin ins Brautgemach eingegangen“ und ist dann von der
Liebesvereinigung mit der Gottheit zu verstehen1. Viel matter
klingt Form C: religionis secreta perdidici — das kann einer sagen,
der die vorbereitenden Belehrungen erhalten hat, wie etwa Lucius
bei Apuleius XI 22: profert (sacerdos) quosdam libros litteris
ignorabilibus praenotatos .... indidem mihi praedicat, quae forent
ad usum teletae necessario praeparanda ... 23 secretoque man-
datis quibusclam, quae uoce meliora sunt . . . (und zwar zehn
Tage vor der Weihe!). Form B könnte zur Not in demselben Sinne
1 Dieterich hat Mithrasliturgie 126f. diese Deutung von παστός be-
gründet und in einen großen religionsgeschichtlichen Zusammenhang eingeord-
net. Darnach dürfte die andere noch mögliche Erklärung, die an die Pasto-
phoren der Isis erinnert und in dem σύνθημα einen entsprechenden Umzug
mit Tempelchen bezeugt findet, nicht mehr in Betracht kommen. Vgl.
Hepding, Attis 193f.
 
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