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Martin Dibelius:
Denn die Form C hätte er sich dann Adelleicht zu jener Regiebemer-
kung passend zurecht gemacht, ohne jedoch eine entsprechende
Korrektur des griechischen Originals (B) vorzunehmen; vielleicht
wäre er auch zur Bildung der Form C und zu der damit überein-
stimmenden Regiebemerkung durch seine Tendenz veranlaßt
worden. Die Ermahnungen seines XVIII. Kapitels knüpfen ja
in dem uns erhaltenen Texte nur an das Essen und Trinken der
Mysten an, um auf „Christi Brot, Christi Kelch“ hinzuweisen;
die am Ende von XVIII anzunehmende Lücke hätte dann mög-
licherweise eine Anspielung auf die falschen religionis secreta und
einen Hinweis auf die wahren göttlichen Geheimnisse enthalten1.
Jedenfalls würde Form C, wenn sie vom Autor aus diesen oder
jenen Motiven kombiniert ist, als selbständiges Zeugnis ausscheiden.
Oder man wählt eine andere Möglichkeit, jene Unstimmigkeit
zwischen B und C zu erklären: dann wäre C ein dem Firmicus
nur lateinisch überliefertes Original — er zitiert ja auch in XIX
bis XXII immer die griechischen Originaltexte, ohne eine lateini-
sche Übersetzung zu geben; und die Regiebemerkung würde für
C das Richtige treffen. B wäre dann eine andere dem Autor be-
kannte Rezension des Spruches, über deren Rezitation er keiner
Angaben machen konnte; er hätte sie dann, als angeblich gleich-
bedeutenden griechischen Text, hier untergebracht. Dann würde
C eine nicht uninteressante Entwicklung der Attismysterien be-
zeugen; es hätte in diesem Fall ein Unterricht in den secreta reli-
gionis, der vielleicht ursprünglich aus Belehrungen über die vor-
zunehmende Initiation bestand (vgl. Apuleius XI 22 quae forent
ad usum teletae necessario praeparanda), immer größere Bedeu-
tung erlangt, so daß schließlich von den Einzuweihenden ein Zeug-
nis über ihre Teilnahme an diesem Unterricht vor der Weihe ab-
gelegt worden wäre. Es wäre dies dieselbe Entwicklung, wie sie
Reitzen stein am Asclepius des Ps. Apuleius nachgewiesen hat:
1 Für die Wahrscheinlichkeit, daß Firmicus die Form G selber ge-
bildet habe, tritt auch Ziegler im Apparat seiner Ausgabe S. 43 ein unter
Hinweis auf zwei Stellen mit ähnlicher Terminologie in dem astrologischen
Werk des Firmicus, Math. I 4,11 p. 13 Kroll divinae dispositionis secreta
perdidicit und V1, 26 p. 14 absconsarum religionum secreta perdiscens. Zieg-
ler fügt hinzu: unde cognoscimus Latinam eam interpretationem ab ipso
Firmico conceptam neque in Attidis sacris usitatam fuisse. Im Gegensatz
zu anderen nimmt auch Ziegler am Ende von cap. XVIII eine größere Lücke
an, S. 47: nos plura (fortasse folium exempli librarii Palatini) excidisse rati
etc.
Martin Dibelius:
Denn die Form C hätte er sich dann Adelleicht zu jener Regiebemer-
kung passend zurecht gemacht, ohne jedoch eine entsprechende
Korrektur des griechischen Originals (B) vorzunehmen; vielleicht
wäre er auch zur Bildung der Form C und zu der damit überein-
stimmenden Regiebemerkung durch seine Tendenz veranlaßt
worden. Die Ermahnungen seines XVIII. Kapitels knüpfen ja
in dem uns erhaltenen Texte nur an das Essen und Trinken der
Mysten an, um auf „Christi Brot, Christi Kelch“ hinzuweisen;
die am Ende von XVIII anzunehmende Lücke hätte dann mög-
licherweise eine Anspielung auf die falschen religionis secreta und
einen Hinweis auf die wahren göttlichen Geheimnisse enthalten1.
Jedenfalls würde Form C, wenn sie vom Autor aus diesen oder
jenen Motiven kombiniert ist, als selbständiges Zeugnis ausscheiden.
Oder man wählt eine andere Möglichkeit, jene Unstimmigkeit
zwischen B und C zu erklären: dann wäre C ein dem Firmicus
nur lateinisch überliefertes Original — er zitiert ja auch in XIX
bis XXII immer die griechischen Originaltexte, ohne eine lateini-
sche Übersetzung zu geben; und die Regiebemerkung würde für
C das Richtige treffen. B wäre dann eine andere dem Autor be-
kannte Rezension des Spruches, über deren Rezitation er keiner
Angaben machen konnte; er hätte sie dann, als angeblich gleich-
bedeutenden griechischen Text, hier untergebracht. Dann würde
C eine nicht uninteressante Entwicklung der Attismysterien be-
zeugen; es hätte in diesem Fall ein Unterricht in den secreta reli-
gionis, der vielleicht ursprünglich aus Belehrungen über die vor-
zunehmende Initiation bestand (vgl. Apuleius XI 22 quae forent
ad usum teletae necessario praeparanda), immer größere Bedeu-
tung erlangt, so daß schließlich von den Einzuweihenden ein Zeug-
nis über ihre Teilnahme an diesem Unterricht vor der Weihe ab-
gelegt worden wäre. Es wäre dies dieselbe Entwicklung, wie sie
Reitzen stein am Asclepius des Ps. Apuleius nachgewiesen hat:
1 Für die Wahrscheinlichkeit, daß Firmicus die Form G selber ge-
bildet habe, tritt auch Ziegler im Apparat seiner Ausgabe S. 43 ein unter
Hinweis auf zwei Stellen mit ähnlicher Terminologie in dem astrologischen
Werk des Firmicus, Math. I 4,11 p. 13 Kroll divinae dispositionis secreta
perdidicit und V1, 26 p. 14 absconsarum religionum secreta perdiscens. Zieg-
ler fügt hinzu: unde cognoscimus Latinam eam interpretationem ab ipso
Firmico conceptam neque in Attidis sacris usitatam fuisse. Im Gegensatz
zu anderen nimmt auch Ziegler am Ende von cap. XVIII eine größere Lücke
an, S. 47: nos plura (fortasse folium exempli librarii Palatini) excidisse rati
etc.