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Dibelius, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 4. Abhandlung): Die Isisweihe bei Apuleius und verwandte Initiations-Riten — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37637#0012
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12

Martin Dibelius:

Firmicus in dieser Frage zukommt, haben wir soeben bei der
Untersuchung seiner Regiebemerkung zum Attis-Symbol gesehen.
Daß seine Kenntnisse nicht besonders zuverlässig sind, beweist
eine auffällige Ungenauigkeit der Angaben gerade an dieser Stelle;
dasselbe Kapitel XVIII, das den Attisspruch als Parole beim
Eintritt in die interiores partes erklärt, wird mit folgenden Worten
eröffnet p. 43 Ziegler: libet nunc explanare quibus se signis
vel quibus symbolis in ipsis superstitionibus miseranda hominum
turba cognoscat. Darnach wären die folgenden Sprüche Erken-
nungszeichen der Mysten untereinander; das Attis-Symbol aber
soll nach Firmicus doch eine Responsion während der Weihe sein;
und daß der folgende Spruch (cap. XIX 1 p. 47) .... δε νυμφίε
χαΐρε νέον φως ursprünglich ein Erkennungszeichen gewesen sei* 1,
wird man auch schwerlich glauben; das bekannte θαρρείτε μύσται
κτλ. (Firmicus Maternus XXII 1 p.57, ist sicher, der Ruf cap. XXI
p. 55 cdcd δίκερως δίμορφε wahrscheinlich ein Bestandteil der
Liturgie. Selbstverständlich kann in dem Gebrauch der heiligen
Formeln eine Entwicklung eingetreten sein; es konnte etwa' eine
liturgische Responsion beim Empfang einer höheren Weihe zu
einem Erkennungszeichen werden oder umgekehrt ein signum zu
einem responsum2, es konnte auch ein geheimes Losungswort durch
häufigen Gebrauch in die Öffentlichkeit kommen3 und damit zwar
für seine eigentliche Bestimmung, die geheime Verständigung
unter den Mysten, wertlos werden, doch aber Heiligkeit und
Geltung bewahren: es kam dann eben nur noch als Abzeichen,

wahrscheinlich auf den Gegenstand, vielleicht auch auf eine Formel.
Jedenfalls haben wir keinen Anlaß, aus dem Wort σύμβολον die Verwendung
des heiligen Spruches herauszulesen.
1 Der Anfang des Symbols ist bekanntlich nicht erhalten und auch
nicht sicher zu rekonstruieren. Friedrich a. a. 0. 47 vermutet auf Grund
seiner Konjektur (ί)δέ, daß der Myste ermahnt werde, das Gottesbild anzu-
schauen. Da die Ergänzung fraglich (vgl. die Vorschläge bei Dieterich,
Mithrasliturgie2 214 u. 236), so scheint mir die Annahme einfacher, die in
den Worten den Gruß der Mysten an den Gott bei dessen Epiphanie erkennt.
2 Vgl. die oben über die Formen des Attis-Symbols ausgesprochene
Vermutung; vielleicht käme auch die Bedeutung in Frage, die Arnobius
adv. nat. V 26 dem eleusinischen Symbol zuspricht: quae rogati sacrorum
in acceptionibus respondetis — wenn dieser Bemerkung überhaupt Glauben
zu schenken ist.
3 Über die Frage der Geheimhaltung überhaupt wird noch zu reden
sein, s. unten S. 15 ff.
 
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