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Dibelius, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 4. Abhandlung): Die Isisweihe bei Apuleius und verwandte Initiations-Riten — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37637#0014
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14

Martin Dibelius:

verwandt: εφυγον κακόν, ευρον άμεινον ■— doch hier ist wieder
nnr der religiöse Gewinn gepriesen, wie etwa im letzten Satz des
Isistextes, aber die Andeutungen über die einzelnen Handlungen
fehlen, und wieder stimmt damit das Zeugnis des Schriftstellers:
auch dieser Spruch soll eine Responsion nach der Weihe sein.
Solche Abgrenzungen gegen andere Texte erleichtern das Ver-
ständnis der unseren: nicht liturgische Formeln, zu sprechen hei
der Initiation, werden wir in ihnen zu sehen haben — siehe das
Tempus —, wohl überhaupt nicht Teile der Liturgie — siehe die
Aufzählung der einzelnen Handlungen —, sondern wahrscheinlich
Sprüche, mit denen der Myste der Eleusinien, der Attis- oder Isis-
Mysterien sich draußen in der Welt als Glied seiner Gemeinde
bekennt.
So wird man als Zweck solcher Formulierungen1 zunächst die
Verständigung der Mysten untereinander vermuten, gleichviel ob
sie geheim, ob sie öffentlich geschah. Wie ein Geweihter dazu
kommen konnte, auf solche Weise in fremder Umgebung Anschluß
zu begehren, das läßt für den Attiskult die Aberkiosinschrift er-
raten, falls sie sich auf Attismysterien bezieht2; für den Isisdienst
bezeugt Ähnliches die Erzählung von der Romfahrt des Lucius
(Apuleius Met. XI 26). Auf noch andere Gedanken und Absich-
ten, die man mit solchen Sprüchen verband, deutet das eine der
bekannten Goldblättchen aus unteritalischem Mysterienkreis,
Inser. Graec. XIV 641. Am Schluß der Inschrift werden zweifel-
los Worte eines Symbolums verwendet; der Myste bezeugt mit
ihnen die Tatsache seiner Einweihung: έριφος ές γάλ’ έπετον.
Eine feste Formulierung liegt jedenfalls vor; das bezeugt auch
die Inschrift Nr. 642, die denselben Satz im Du-Stil auf den Mysten
an wendet. Möglicherweise haben wir nur einen Teil eines Symbo-
lums vor uns; der ganze Text käme vielleicht als Parallele zu
unseren Sprüchen in Retracht, denn die uns überlieferten Worte
beziehen sich offenbar auf eine sakramentale Handlung, die un-
sterbliches Leben im jenseits verbürgte3. Wenn nun der Tote,
1 Die Kultsprache dieser Isismysterien war natürlich die griechische;
ich sehe von dem Versuch einer Rückübersetzung des Isistextes ab, da uns
die Terminologie dieser Mysterien nicht bekannt ist; sie würde uns vielleicht
bekannter werden, wenn einmal planmäßig eine Rückübersetzung aller
technischen Ausdrücke im XI. Buch der Metamorphosen unternommen
würde.
2 Dieterich, Die Grabschrift des Aberkios.
3 Zur Deutung vgl. Dieterich, Mithrasliturgie 170ff.
 
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