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Rosenzweig, Franz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 5. Abhandlung): Das älteste Systemprogramm des deutschen Idealismus: ein handschriftlicher Fund — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37638#0017
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Das älteste Systemprogramm des deutschen Idealismus. 17
erhellen. Und das wird ermöglicht durch folgende gelegentliche
Anmerkung: „selbst die theoretische Philosophie ist nur in Be-
ziehung auf dieselbe Kausalität des Ichs möglich, die in der prak-
tischen realisiert wird, denn sie dient nur dazu, die praktische
Philosophie vorzubereiten und der durch diese bestimmten Kausali-
tät des Ichs ihre Objekte zu sichern. Endliche Wesen müssen
existieren, damit das Unendliche seine Realität in der Wirklichkeit
darstelle .... die theoretische Philosophie ist nur dazu bestimmt,
dieses Gebiet der Wirklichkeit für die praktische Kausalität zu
bezeichnen und gleichsam abzustecken. Die theoretische Philo-
sophie geht nur darum auf Wirklichkeit, damit die praktische
Kausalität ein Gebiet finde, worin jene Darstellung der unend-
lichen Realität . . . möglich ist“. In diesen Worten allerdings, zu
denen die Bemerkung der Neuen Deduktion des Naturrechtes,
Kausalität durch Freiheit müsse sich durch physische Kausalität
offenbaren, etwa hinzugezogen werden darf, steckt ein Ansatz zu
einem durchgeführten System der Natur und zwar einem solchen,
wie es Fichte in seinem Ende 96 herausgekommenen ersten Band
des Naturrechtes mit seiner Konstruktion von Licht und Luft
als Notwendigkeiten für das moralische Subjekt unternahm.
Sollte Schelling nicht, da dies immerhin die einzige Grundlage
eines naturphilosophischen Interesses ist, die sich in der Schrift
des Jahres 95 findet, in solchem Sinne sich zur Physik gewandt
haben ? Daß er nicht lange auf dieser Grundlage stehen geblieben
wäre, das bewiese nicht erst der Spott, mit dem er später Fichtes,
Ostern 96 übrigens noch nicht erschienene, moralische Natur-
philosophie übergoß; sondern unmittelbar nach jenem natur-
wissenschaftlichen Sommersemester hat dann eine von Metzger
richtig beobachtete empiristische Stimmung Platz gegriffen; die
Achtung vor den neuen naturwissenschaftlichen Entdeckungen,
die er wohl jetzt erst, im Sommer, kennen lernte, war über ihn
gekommen. Nun, in der Winter 96 auf 97 niedergeschriebenen
„Allgemeinen Übersicht über die neueste philosophische Literatur“
ist der Grundgedanke der Naturphilosophie — die äußere Weit-
em Fortschritt von der toten Materie zum lebendigen Geist —•
klar ausgesprochen. Zur theoretischen Philosophie verhält sich
die Naturphilosophie dann 1797 als Anwendung ihrer Ideen auf
den Stoff der Erfahrung; wie sie zur empirischen Naturwissen-
schaft sich verhält, darüber hören wir gleichfalls in der Vorrede
der „Ideen“, diese solle selber hier erst „philosophisch entstehen“;
Sitzungsberichte der Heidelh. Akad., philos.-hist. Kl. 1917. ö.Abh.

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