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Hampe, Karl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 6. Abhandlung): Eine frühe Verknüpfung der Weissagung vom Endkaiser mit Friedrich II. und Konrad IV. — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37639#0004
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K. Hampe:

Es ist eine Art Manifest oder Flugschrift, auf die wir unser
Augenmerk richten wollen, oder wenigstens gibt sich das Stück
als derartiges. Rechtgläubige Bewohner von Tivoli senden allen
Hütern des wahren Glaubens ihren Gruß. Die Allgemeinheit der
Adresse macht es freilich von vornherein sehr zweifelhaft, ob das
Schreiben jemals wirklich als Flugblatt verschickt worden ist;
vielleicht ist es als Dictamen in der Schreibstube seines Verfassers
verblieben und von dort in die Briefsteller gekommen. Das würde
aber für uns seinen eigenartigen Wert nicht erheblich mindern.
Es setzt ein mit einer im schwülstigen Zeitstil gehaltenen
Klage über die unheilvolle Kunde vom Tode Kaiser Friedrichs II.,
dessen Macht und Freigebigkeit gepriesen werden. Der Ver-
fasser mag an das deutsche Gegenkönigtum, den feindlichen Lom-
bardenbund, die wilden Parteikämpfe Italiens denken, wenn er
nun eine noch vermehrte Zwietracht, einen um so heftigeren Streit
der Großen dieser Welt um Macht und Ehren befürchtet. Doch
er richtet seine Hoffnung auf das aufgehende Gestirn König Kon-
rads IV. Ihm ebnet einstweilen Manfred mit seinen Brüdern,
wie es der Vater weise und bestimmt angeordnet hat, in Italien
die Wege. Konrad weilt also noch in Deutschland1, und der Ver-
fasser kennt sich offenbar einigermaßen in den testamentarischen
Festsetzungen des verstorbenen Kaisers aus. Er weiß, daß Man-
fred in Konrads Abwesenheit zum Statthalter für Italien und
Sizilien bestimmt ist2. Unter den ihm zur Seite stehenden Brüdern
denkt er sicherlich in erster Linie an Heinrich, den ehelichen Sohn
des Kaisers von der englischen Isabella, der 1247 für die Herr-
schaft in Sizilien in Aussicht genommen3, aber im endgültigen
Testamente mit einem der Königreiche Arelat oder Jerusalem be-
dacht war. Da von den unehelichen, nicht wie Manfred nachträg-
lich legitimierten Kaisersöhnen Enzio damals bereits in Bologna
gefangen saß, so kommt als weiterer Vorkämpfer der Sache Kon-
rads IV. wohl nur Friedrich von Antiochien, der Generalvikar
von Tuszien und Podestä von Florenz in Betracht, der als illegitim

1 Seine Ankunft in Verona erfolgte im November 1251 (Reg. Imp.
V, 4563b), seine Landung in Siponto am 8. Januar 1252 (R. I. V,
4569b).
2 R. I. V, 3835; M. G. Const. II, 382ff.
3 Vgl. Scheffer-Boichorst, Über Testamente Friedrichs II. in dem
Buche „Zur Geschichte des 12. und 13. Jahrhunderts”, 1897, S. 268ff.
 
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