Verknüpfung d. Weissagung vom Endkaiser mit Friedrich II. u. KonradIV. 17
Schatzes eine Zuversicht gepredigt wurde, die man vielleicht tat-
sächlich selbst nicht mehr in demselben Grade besaß, ln solchem
Sinne könnte das Flugblatt damals wohl wirklich in der Umgebung
von Tivoli versandt sein, um die gefährdete ghibellinische Sache
zu stützen und auch die kirchlich Gesinnten nicht ganz dafür zu
verlieren.
Gegen die Ungunst des Schicksals hat es dann freilich nichts
auszurichten vermocht; es war ein Vorläufer des nahen Unter-
gangs der städtischen Freiheit. Schon 1252 begann der römische
Senator Brancaleone, nicht mehr gehemmt durch kaiserliches
Machtgebot, den Vernichtungskampf. Die politische Lage wollte
es, daß sowohl Konrad IV., auf den man so große Hoffnungen
gesetzt hatte, freundliche Beziehungen zu dem bedeutenden Sena-
tor suchte, als auch Papst Innozenz IV., der die Verstärkung der
römischen Stadtgemeinde keineswegs gern sah, durch höhere Rück-
sichten am Einschreiten gehindert war. Noch haben sich die Tivo-
lesen zwei Jahre lang verzweifelt gewehrt, bis 1254 ihr Widerstand
etwa gleichzeitig mit dem vorzeitigen Tode Konrads IV. zusammen-
brach, und ihre Gesandten unter Verlust der alten Unabhängigkeit
den verhaßten Römern auf dem Kapitol den Vasalleneid leisteten.
1.
Rechtgläubige Tiburtiner beklagen allen Hütern wahren Glaubens
gegenüber den die Welt erschütternden Tod Kaiser Friedrichs //.,
weisen auf das auf gehende Gestirn seines Sohnes König Konrad IV.
hin, dem im Süden Manfred mit den andern Brüdern die Wege
bereitet, und fordern sie auf, für den Verstorbenen, der noch zuletzt in
den Schoß der Kirche zurückgekehrt ist, ehrenvolle Exequien zu er-
füllen, für Konrads Sieg aber den Segen des Höchsten zu erflehen3-).
(Tivoli, etwa Januar 1251)1 *.
a) Cod. Rem. 275 fol. 37 (= R); Cod. Lub. 152 fol. 158 {= L).
1 Vgl. die obigen Ausführungen, zu denen hier nur noch zu bemerken
wäre, daß, auch wenn man dem Schriftstück den Charakter einer Stilübung
zuschreibt, doch dem Inhalt nach an eine Abfassung in späterer Zeit nicht
zu denken ist.
Sitzungsberichte d. Heildeib. Akad., philos.-hist. Kl. 1917. G. Abh.
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Schatzes eine Zuversicht gepredigt wurde, die man vielleicht tat-
sächlich selbst nicht mehr in demselben Grade besaß, ln solchem
Sinne könnte das Flugblatt damals wohl wirklich in der Umgebung
von Tivoli versandt sein, um die gefährdete ghibellinische Sache
zu stützen und auch die kirchlich Gesinnten nicht ganz dafür zu
verlieren.
Gegen die Ungunst des Schicksals hat es dann freilich nichts
auszurichten vermocht; es war ein Vorläufer des nahen Unter-
gangs der städtischen Freiheit. Schon 1252 begann der römische
Senator Brancaleone, nicht mehr gehemmt durch kaiserliches
Machtgebot, den Vernichtungskampf. Die politische Lage wollte
es, daß sowohl Konrad IV., auf den man so große Hoffnungen
gesetzt hatte, freundliche Beziehungen zu dem bedeutenden Sena-
tor suchte, als auch Papst Innozenz IV., der die Verstärkung der
römischen Stadtgemeinde keineswegs gern sah, durch höhere Rück-
sichten am Einschreiten gehindert war. Noch haben sich die Tivo-
lesen zwei Jahre lang verzweifelt gewehrt, bis 1254 ihr Widerstand
etwa gleichzeitig mit dem vorzeitigen Tode Konrads IV. zusammen-
brach, und ihre Gesandten unter Verlust der alten Unabhängigkeit
den verhaßten Römern auf dem Kapitol den Vasalleneid leisteten.
1.
Rechtgläubige Tiburtiner beklagen allen Hütern wahren Glaubens
gegenüber den die Welt erschütternden Tod Kaiser Friedrichs //.,
weisen auf das auf gehende Gestirn seines Sohnes König Konrad IV.
hin, dem im Süden Manfred mit den andern Brüdern die Wege
bereitet, und fordern sie auf, für den Verstorbenen, der noch zuletzt in
den Schoß der Kirche zurückgekehrt ist, ehrenvolle Exequien zu er-
füllen, für Konrads Sieg aber den Segen des Höchsten zu erflehen3-).
(Tivoli, etwa Januar 1251)1 *.
a) Cod. Rem. 275 fol. 37 (= R); Cod. Lub. 152 fol. 158 {= L).
1 Vgl. die obigen Ausführungen, zu denen hier nur noch zu bemerken
wäre, daß, auch wenn man dem Schriftstück den Charakter einer Stilübung
zuschreibt, doch dem Inhalt nach an eine Abfassung in späterer Zeit nicht
zu denken ist.
Sitzungsberichte d. Heildeib. Akad., philos.-hist. Kl. 1917. G. Abh.
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