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Hampe, Karl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 6. Abhandlung): Eine frühe Verknüpfung der Weissagung vom Endkaiser mit Friedrich II. und Konrad IV. — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37639#0006
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6

K. Hampe :

Dieser tatsächliche Inhalt ist nun eben nicht von besonderer
Erheblichkeit. Der eigentümliche Wert der kurzen Flugschrift
liegt in anderer Richtung. Schon in einem so frühen Zeitpunkt,
unmittelbar nach Friedrichs Tode, sehen wir seine Figur mit Vor-
stellungen jener alten orientalisch-römischen und mit christlicher
Eschatologie gemischten Sage vom Zukunftskaiser am Ende aller
Zeiten verwoben, und die durch sein Hinscheiden getäuschten
Hoffnungen werden nun auf seinen Nachfolger übertragen. Mir
ist keine frühere derartige Beziehung, die sicher datierbar wäre,
bekannt. Wohl haben schon zu Lebzeiten Friedrichs die Päpste
Gregor IX.1 und Innozenz IV.2 vor ihm ein apokalyptisches Grauen
zu erwecken gesucht, indem sie ihn als Vorläufer des Antichrist,
als zweiten Nero brandmarkten; die Publizistik des Kardinals
Rainer von Viterbo zur Zeit des Lyoner Konzils hat solche Bezeich-
nungen des „neuen Königs von Babel“ noch gehäuft und gestei-
gert3. Aber das und anderes war doch bestenfalls ein Anknüpfungs-
punkt für die Beziehung der Sage vom Zukunftskaiser auf Fried-
rich, noch nicht diese Beziehung selbst. Das gleiche gilt für Be-
nennungen wie „Drache“, „Hammer des Erdkreises“ u. dgl., die
dem Kaiser in Vers oder Prosa gelegentlich ja schon während der
letzten leidenschaftlich-grausamen Kämpfe beigelegt worden sind.
Sie stehen in Zusammenhang mit den wirren Gedankengängen
der pseudojoachitischen Schriften jener Zeit, in denen Friedrich
in dunklen Wendungen zwar mit dem Ende aller Zeiten in Ver-
bindung gebracht wird, aber eben doch auch nur als Fürst der
Verfolgungen, Verderber der Kirche, Vorläufer des Antichrist4.

1 Vgl. z. B. Gregors IX. Manifest v. 21. Juni 1239 Ascendit de mari
bestia, M. G. Epp. saec^ XIII. e regestis pontif. Rom. select.ae I. 653 Z. 26
qui gciudet se nominari preambulum Antichristi usw.
2 Vgl. u. a. Innozenz’ IV. Manifest v. 26. April 1246, ebda. II, 126 Z. 26:
alterius Neronis.
3 Ein näheres Eingehen auf diese Schriften ist hier nicht möglich; vgl.
etwa zum pseudojoachitischen Jeremiaskommentar, der meist zu 1244 gesetzt
wird, Kampers, Kaiserprophetien und Kaisersagen (Histor. Abh. hrsg.
v. Heigel u. Grauert, Heft 8), 1895, S. 96, und zum Liber de oneribus
prophetarum im Neuen Arch. XXXIII, 129ff. die Ausgabe von Holder-Egger,
der es S. 138 als „sehr wahrscheinlich, fast sicher“ bezeichnet, „daß die Ent-
stehung aller dieser pseudojoachitischen Schriften in die kurze Spanne der
Jahre von 1251 bis 1254 fällt.“
4 Vgl. namentlich den Traktat „Juxta vaticinium“ in Winkelmann,
Acta Imperii inedita II, 709ff., dazu Hampe, Hist. Vierteljahrsschrift XI,
 
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