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Hampe, Karl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 6. Abhandlung): Eine frühe Verknüpfung der Weissagung vom Endkaiser mit Friedrich II. und Konrad IV. — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37639#0014
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K. Hampe :

Folgerichtig werden nun auch Eigenschaften und Erwartun-
gen auf Konrad IV. übertragen, die sonst mit dem Zukunftskaiser
in Verbindung gebracht werden. Schon sein italienisierter Name
,,Corradus“ scheint mit seiner ersten Silbe auf das „coronare“,
die Kaiserkrönung hinzudeuten (was nach eigener, nicht eben
geistvoller Erfindung des Verfassers schmeckt). Wenn sein hoher
Wuchs gerühmt wird, so daß er alle mit seinem zu krönenden
Haupte überrage, so möchte ich nicht wagen, diesen Zug zu einer
individuellen Schilderung Konrads IV. zu verwenden. Wir können
allerdings auch nicht das Gegenteil behaupten, da wir über Konrads
Figur nicht unterrichtet sind1, -— im allgemeinen waren die Staufer
ja nur von mittlerer Größe —; aber es ist von vornherein sehr
unwahrscheinlich, daß unser Verfasser sein Äußeres wirklich ge-
kannt habe. Er hat ihm eben nur eine Eigenschaft beigelegt, die
man dem Bilde des Endkaisers zuzuschreiben pflegte, wie es
etwa in der Konstansweissagung der tiburtinischen Sibylle heißt:
Hic erit Statura grandis'2. Daß Konrad die auseinanderstrebenden
Reiche wieder zur Einheit zwingen wird, versteht sich für den
Friedensherrscher am Ende der Zeiten von selbst. Die Erwartung
seiner Ankunft im Osten vom Westen her wäre, rein geographisch
betrachtet, auffällig; denn wenn auch Mittel- und Süditalien
östlicher hegen, als die Rheingegend, in der der Verfasser den
König nach seinem Aufenthalt bis in den Herbst 12503 vermuten
mochte, so ist doch die nordsüdliche Richtung seiner erhofften
Herbeikunft nach Italien natürlich weit mehr in die Augen sprin-
gend. Auch hier dürfte aber, abgesehen von dem beeinflussenden
Bilde der untergehenden und auf gehenden Sonne, der für den End-
kaiser erwartete Zug nach dem Osten, der in den Prophetien eine
so große Rolle spielt, für die Bezeichnung maßgebend gewesen
sein4. Bei der Aufforderung zu ehrenvollen Exequien für den
Kaiser mag man daran erinnern, daß in der tiburtinischen Sibylle
die Esajasworte: Et erit ab omnibus sepulcrum eins gloriosum auf
den Zukunftskaiser bezogen werden5. Endlich ist auch die starke
1 Vgl. Kemmerich, Die Porträts deutscher Kaiser und Könige, Neues
Archiv XXKIII, S. 509.
2 Sackur S. 185.
3 Vgl. Reg. Imp. V S. 826.
4 Vgl. auch in der Eliasapokryphe (Kampers, Alexander d. Gr. usw.
S. 158) die Stelle: „Und es wird sich auch ein König in den westlichen Gegen-
den erheben, den man den König des Friedens nennen wird“ usw.
5 Vgl. Sackur S. 146 u. 185.
 
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