Metadaten

Hampe, Karl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 6. Abhandlung): Eine frühe Verknüpfung der Weissagung vom Endkaiser mit Friedrich II. und Konrad IV. — Heidelberg, 1917

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37639#0015
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Verknüpfung d. Weissagung vom Endkaiser mit Friedrich II. u. Konrad IV. 15
Betonung der Rückkehr Friedrichs II. in den Schoß der Kirche
und der Rechtgläubigkeit Konrads (Conrado catholicol) durch den
Hinblick auf die Weissagungen beeinflußt. Denn der Zukunfts-
kaiser ist kein Verfolger des wahren christlichen Glaubens; im
Gegenteil, er wird das Kreuz Christi auf der ganzen Erde auf-
richten, wie es bei der tiburtinischen Sibylle heißt: Omnes ergo
insulas et civitates paganorum devastabit et universa idolorum templa
destruet et omnes paganos ad babtismum convocabit et per omnia
templa crux Jesu Christi erigetur.-Qui cruce(m) Jesu Christi
non adoraverit, gladio punietur1. Ganz ähnlich wird hier von Kon-
rad erwartet, daß er crucis inimicos et odientes iusticiam2 imperiali
gladio edomabit. Man darf da wohl an jenen Sektenprediger in
Schwäbisch-Hall von 1248 erinnern, von dem es in den Annalen
von Stade heißt3: Et blasphemando adiecit idem perfidus praedi-
cator: ,,Orate, inquit, pro domino Friderico imperatore et Conrado
jilio eins, qui perfecti et iusti sunt.“

Noch bleibt die Frage der Herkunft unseres Schriftstückes
zu erörtern. Denn nachdem festgestellt worden ist, daß es eine
Art Manifest zugunsten Konrads IV. sein will und stark unter
dem Einfluß der alten Kaiserprophetien, insbesondere auch der
tiburtinischen Sibylle steht, so möchte man vielleicht die Absen-
derschaft der Tiburtini in der Adresse nur für eine Einkleidung
halten, die durch die Herkunft aus diesem alten Weissagungsorte
dem Stück von vornherein ein gewisses prophetisches Ansehen
verleihen sollte. Der Tendenz und auch dem Idauptbestande der
Reimser Brief Sammlung entsprechend, würde man dann etwa
auf das an Propheten so fruchtbare Süditalien als Entstehungsland
schließen.
Indessen ist an dem Tivoleser Ursprung doch mit Bestimmtheit
festzuhalten. Darauf deutet zunächst der lokalgefärbte Schluß,
den ich bisher beiseite gelassen habe: „Das tiburtinische Gebiet,
durch verschiedene Bollwerke geschützt, wird sich durch Konrad,
wie es das verdient, des vollsten Friedens mit seinen Nachbarn
1 Sackur S. 185.
2 Der Ausdruck odientes iustitiam begegnet auch bei der tiburtinischen
Sibylle, Sackur S. 183 Z. 2 v. unten.
3 M. G. SS. XVI, 372.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften