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Hampe, Karl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 6. Abhandlung): Eine frühe Verknüpfung der Weissagung vom Endkaiser mit Friedrich II. und Konrad IV. — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37639#0016
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16

Iv. Hampe :

erfreuen, indem unser Herr Jesus Christus seinen Segen dazu gibt,
der ihm durch sein heilbringendes Kreuz stets Schutz gewährt“1.
Das würde bei einer bloßen Einkleidung schwerlich hinzugefügt
sein; es zeigt, daß dem Verfasser das Schicksal seiner Vaterstadt
wirklich am Herzen liegt.
Weiter folgt auf unser Schriftstück in der Reimser Handschrift
(nicht auch in der Lübecker) ein anderes, das mit dem vorigen in
gewissem Zusammenhänge steht und darum von mir unten eben-
falls zum Abdruck gebracht wird. Es gibt sich geradezu als eine
Äußerung der tiburtinischen Sibylle selbst und könnte natürlich
an sich ebensowohl nur die Einkleidung eines Fremden sein. Je-
doch sein wenig bedeutsamer Inhalt, eine Klage über das Herab-
sinken der Römer von ihrer ehemaligen, aus der Tugend erwach-
senen Macht und Geltung in Unehre und Gewinnsucht, bekommt
einen gewissen Sinn gerade, wenn es ein Tivolese ist, der sie äußert.
Denn die Kämpfe der alten Hauptstadt gegen die ihre Unabhängig-
keit kühn verteidigende kleine Nachbargemeinde waren damals
durch drei Jahrhunderte hindurch geführt2. Die politische Haltung,
die Tivoli fast stets eingenommen hat, entsprach genau der des
obigen Flugblattes: kaiserfreundlich, ghibellinisch im Gegensatz
zu der Stadt Rom, ohne indes die Beziehungen zum Papsttum abzu-
brechen, dessen Vermittlung man sich in jenen Kämpfen mehrfach
bediente. Insbesondere gegenüber Kaiser Friedrich II. waren
die Tivolesen trotz schwerer Einbußen von unerschütterter Treue
gewesen3, sie wußten wohl, daß die Freiheit ihrer kleinen Republik
vor der Begehrlichkeit der Römer nur zu schützen war durch
Anlehnung an die kaiserliche Macht. Darum in unserem Schrift-
stück die Sorge bei der Nachricht von Friedrichs Tod, die Hoff-
nung auf seinen Nachfolger, das Bestreben, die kaiserliche Herr-
schaft bei diesem schweren Übergange vor völliger Erschütterung
zu bewahren, indem unter Zuhilfenahme des alten Weissagungs-

1 Man könnte an eine besondere Verehrung des h. Kreuzes in Tivoli
denken; doch zeigen moderne Pläne dort wohl eine Porta S. Groce und einen
'Monte della Croce (Mons Catillus); von einer Kreuzkirche aber finde ich keine
Spur, soweit die spärliche mir im Augenblick zugängliche Lokalliteratur
reicht.
2 Vgl. die betreffenden Abschnitte im 4. und 5. Bande von Gregorovius’
Geschichte der Stadt Rom.
3 Vgl. z. B. Reg. Imp. V, 2695 vom Jan. 1240; auch 3251 und 6911.
 
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