Zur Herkunft und Bildung des italischen Imperfekts.
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nähme einer analogischen Ausbreitung des -/- auf Kosten des laut-
gesetzlichen -b- zu größter Wahrscheinlichkeit.
30. Sollte aber eine Sonderuntersuchung trotz alledem Peder-
sens Ansicht, -/- sei statt -b- (-ß-) nach Konsonanten lautgesetz-
lich entwickelt, nicht bestätigen, dann würde ich selbst dann an
der Zusammengehörigkeit der keltischen und italischen fjb-Futura
noch keineswegs verzweifeln. Denn sollte es sich trotz obiger Aus-
führungen herausstellen, daß -/- das ursprüngliche war, dann möchte
ich es mir aus idg. -bhu- in Inlautstellung entstanden denken,
was phonetisch leicht begreiflich wäre. Zwar bemerkt Thurn-
eysen Handb. 121, § 201, außer nach -s- sei -u- im Inlaut spurlos
geschwunden; aber ich vermisse Belege für idg. -bhu- des Inlauts,
das so gut wie -su- zu -/- geführt haben kann. Anlautsformen, wie
biu können natürlich für die Inlautstellung nichts beweisen. Be-
hauptet Pedersen Vgl. Gr. II, 364 doch sogar, idg. -su- sei mit
idg. -bh- — also nicht einmal -bhu-! — im ir. ln- und Auslaut
unterschiedslos zusammengefallen. Man übersehe nicht, welch ein
schwerwiegendes Beispiel für diesen seltenen Lautwandel geltend
gemacht werden kann, während bei Thurneysens Standpunkt,
Formen, die sichtlich zusammengehören und sich gegenseitig
stützen, voneinander getrennt werden und unerklärt bleiben:
denn dann steht die Erklärung der irischen Futurbildung noch aus.
31. Die verblüffende Ähnlichkeit zwischen irischem und
italischem /-Futurum geht noch weiter: denn wie im Latein neben
den Futurformen auf -bo (ital. *-/ö) die Imperfekta auf -bam (ital.
*-fäm) und im Oskisch-umbrischen das /-Perfektum einhergeht,
so steht auch dem irischen /-Futurum ein Präteritum, der Kondi-
zional, zur Seite, das mit einem Imperfekt oder Aorist der Wurzel
*bheuä- „werden“ zusammengesetzt ist. Pedersen ist der Ansicht
(Vgl. Gr. 11,365, § 613), dieser Kondizional könne, wenigstens zum
Teil, von alters neben dem /-Futurum vorhanden gewesen sein
und beruhe auf Zusammensetzung „mit einem Imperfektum der
idg. Wurzel *bheu~“, und er bezeichnet es nicht als unmöglich,
„daß der irische b-Konditionalis mit der zusammengesetzten Form.,
die im Lat. das idg. Ipf. verdrängt hat (amäbam usw.) einen gewissen
historischen Zusammenhang haben kann.“ Auch lasse sich durch
syntaktische Erwägung wahrscheinlich machen, daß das Futurum
und der Kondizionalis keine irische Neuerung, sondern ein gemein-
inselkeltisches Erbe sei (§ 612, S. 363). Ich möchte meinerseits
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nähme einer analogischen Ausbreitung des -/- auf Kosten des laut-
gesetzlichen -b- zu größter Wahrscheinlichkeit.
30. Sollte aber eine Sonderuntersuchung trotz alledem Peder-
sens Ansicht, -/- sei statt -b- (-ß-) nach Konsonanten lautgesetz-
lich entwickelt, nicht bestätigen, dann würde ich selbst dann an
der Zusammengehörigkeit der keltischen und italischen fjb-Futura
noch keineswegs verzweifeln. Denn sollte es sich trotz obiger Aus-
führungen herausstellen, daß -/- das ursprüngliche war, dann möchte
ich es mir aus idg. -bhu- in Inlautstellung entstanden denken,
was phonetisch leicht begreiflich wäre. Zwar bemerkt Thurn-
eysen Handb. 121, § 201, außer nach -s- sei -u- im Inlaut spurlos
geschwunden; aber ich vermisse Belege für idg. -bhu- des Inlauts,
das so gut wie -su- zu -/- geführt haben kann. Anlautsformen, wie
biu können natürlich für die Inlautstellung nichts beweisen. Be-
hauptet Pedersen Vgl. Gr. II, 364 doch sogar, idg. -su- sei mit
idg. -bh- — also nicht einmal -bhu-! — im ir. ln- und Auslaut
unterschiedslos zusammengefallen. Man übersehe nicht, welch ein
schwerwiegendes Beispiel für diesen seltenen Lautwandel geltend
gemacht werden kann, während bei Thurneysens Standpunkt,
Formen, die sichtlich zusammengehören und sich gegenseitig
stützen, voneinander getrennt werden und unerklärt bleiben:
denn dann steht die Erklärung der irischen Futurbildung noch aus.
31. Die verblüffende Ähnlichkeit zwischen irischem und
italischem /-Futurum geht noch weiter: denn wie im Latein neben
den Futurformen auf -bo (ital. *-/ö) die Imperfekta auf -bam (ital.
*-fäm) und im Oskisch-umbrischen das /-Perfektum einhergeht,
so steht auch dem irischen /-Futurum ein Präteritum, der Kondi-
zional, zur Seite, das mit einem Imperfekt oder Aorist der Wurzel
*bheuä- „werden“ zusammengesetzt ist. Pedersen ist der Ansicht
(Vgl. Gr. 11,365, § 613), dieser Kondizional könne, wenigstens zum
Teil, von alters neben dem /-Futurum vorhanden gewesen sein
und beruhe auf Zusammensetzung „mit einem Imperfektum der
idg. Wurzel *bheu~“, und er bezeichnet es nicht als unmöglich,
„daß der irische b-Konditionalis mit der zusammengesetzten Form.,
die im Lat. das idg. Ipf. verdrängt hat (amäbam usw.) einen gewissen
historischen Zusammenhang haben kann.“ Auch lasse sich durch
syntaktische Erwägung wahrscheinlich machen, daß das Futurum
und der Kondizionalis keine irische Neuerung, sondern ein gemein-
inselkeltisches Erbe sei (§ 612, S. 363). Ich möchte meinerseits