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Güntert, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 8. Abhandlung): Zur Herkunft und Bildung des italischen Imperfekts: eine sprachwissenschaftliche Untersuchung — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37641#0008
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Hermann Güntert:

dem Imperfekt zu stecken! Im Gegenteil, wenn Plautus noch
selbständige Partizipia abhängig von facere kennt (z. B. Amph.
1030: quem pol ego hodie .... faciam ferventern), so könnte man
eher fragen, warum nicht dafür fervefacio (s. u. § 21 f.) gebraucht
wird, das nach Skutsch ja gleichfalls im ersten Glied ein erstarrtes
Partizipium fortsetzen soll: wenn dem wirklich so wäre, dann müßte
die Annahme einer „Erstarrung“ (*fervens-facio statt *ferventem-
facio wie *agens-bant statt *agentes-bant) recht stark bezweifelt
werden, da die lebendige Konstruktion bei den Skenikern ja noch
begegnet, und zudem gerade im lateinischen Verbalsystem selb-
ständige periphrastische Umschreibungen wie z. B. amätus sum1
amätürus sum, amandus sum, sun eram, essem usw. durchaus
herrschend sind. Wer mag da also beim Imperfekt an eine „Er-
starrung“ glauben, wenn nach Skutschs eigenen Ausführungen
die der Form angeblich zugrunde liegende Konstruktion noch im
historischen Latein in vollem Leben steht ? Somit entnehmen wir
gerade dieser Beweisführung 'per exclusionem’ (!) ein Argument
gegen seine eigene Hypothese, auf deren „philologische Begrün-
dung“ er sichtlich so stolz war, und fürchten, daß am Ende doch
wieder einmal „Spaziergänge am Ganges, am Plattensee und in
ähnlichen Gegenden“ (Skutschs Worte Zeitschr. f. österr. Gymn.
52, 195!) mehr nützen können zur Erklärung altitalischer Bildun-
gen, als ein eigensinniges Pochen auf den ja durch große Zeiträume
getrennten Plautinischen Sprachgebrauch: da die Herausbildung
des Imperfektums auf alle Fälle jenseits aller schriftlichen Über-
lieferung der italischen Dialekte fällt, die nur die völlig fertige
Form kennen, so heißt es — wenigstens nach meiner Überzeugung
— sich selbst die Augen verbinden (oder eben auf eine wissenschaft-
liche Erklärung der Formentstehung verzichten), wenn man mit
Rückschlüssen aus dem historisch bezeugten Material nicht die
„vergleichende“ Methode verbindet. Ich brauche nach all diesen
Erwägungen kaum noch zu betonen, daß auch eine Herleitung
von osk. fufans aus einem *füns-fä- oder dergl. sich wohl nur
geringer Glaubwürdigkeit erfreuen dürfte.
II.
9. Da ich also überzeugt bin, daß der Erklärungsweg, den
Stowasser und Skutsch zuerst einschlugen, in einer Sackgasse
endigt, anderseits aber auch die Auffassung des ersten Komposi-
 
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