Metadaten

Güntert, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 8. Abhandlung): Zur Herkunft und Bildung des italischen Imperfekts: eine sprachwissenschaftliche Untersuchung — Heidelberg, 1917

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37641#0029
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Zur Herkunft und Bildung des italischen Imperfekts.

29

e-Vokalismus aufgegeben wurde, hier sogut wie im Konjunktiv
auf -e in der 1. Konjugation, der ja denselben Ursprung hat. Vor
dem Zusammenfall mit diesen Futurformen bewahrte man die
Aoriststämme durch das Anfügen eines Hilfsverbums.
33. Nun war ferner ein e-Futurum in der 1. und 2. Konjugation
nicht möglich: in der 1. deshalb nicht, weil ja e-Formen als Kon-
junktiv Präs, fungierten — der sonst übliche ^Konjunktiv konnte
bei den Verben auf -äre nicht gebraucht werden —, bei der 2. Kon-
jugation deswegen nicht, weil der Präsensstamm hier an sich schon
auf -e ausging. So entstand noch in der Zeit, als man die Selb-
ständigkeit des Aorists *bhuäm in den frisch hergerichteten Imper-
fektformen empfand, ein neues Futurum auf *-bhuö bezw. -/ö,
aber eben nur dort, wo man ein neues, periphrastisch.es Futurum
brauchte, also in der 1. und 2. Konjugation. Es mag sein, daß
auch das Verhältnis von eram : erö dieses Entstehen der neuen
Futura begünstigte (Thurneysen Etymologie 11 f.; Sommer
Handb.2 526, Walde Gesch. d. idg. Spr. II, 215); aber dies war
doch nur Nebensache; denn eram ist schwerlich alt, und das von
Bartholomae Stud. 2, 63 ff. mit ihm verbundene ai. asih, aslt
steht in schwerem Verdacht, eine junge Umbildung des älteren
ah ,,du, er war (st)“ zu sein. Man pflegt in eram eine Analogie-
bildung nach unserem *bhuäm zu sehen (Thurneysen BB 8, 284,
287, Sommer Handb.2 530), wobei die synonyme Bedeutung be-
achtet werden muß. erö eril dagegen ist sicher alt und setzt bekannt-
lich den Konjunktiv Präs. idg. *eseti fort, der sich aus ai. 3. sg.
asat(i), gFaw. anhaitl, anhat, apers. ahatiy und gr. (homer.) 1. sg.
eco sicher erschließen läßt. Vielleicht hat also dieses „Futurum“
erö erit die Ausbildung unserer /-Futura immerhin begünstigt im
Sinne der Proportion amöibam : amctbö = eram : erö. Aber jeden-
falls möchte ich mir das Zustandekommen des neuen Futurs nicht
rein lautmechanisch nach dieser proportionalen Analogiegleichung
denken, sondern man hat gewiß in der ersten Zeit in *bhuö noch die
Bedeutung „ich werde“ empfunden, dessen enge Verwandtschaft
mit flo (vgl. cymr. byddaf und die oben genannten cymr. Formen
gwy-bydaf usw. § 19) aus *bhuiiö dem Sprachgefühl auch noch
bewußt war (vgl. o. § 17 Fußn.). Von diesen beiden Fällen aus
wurde in italokeltischer (oder wenigstens in gemeinitalischer) Zeit
dies Prinzip, durch suffigierte Hilfsverba neue Formen zu schaffen,
auch noch in anderen Fällen mit Erfolg angewandt, so im Typus
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften