Zur Herkunft und Bildung des italischen Imperfekts.
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betrachtet, eine so]che s-Form zu jesmb als Präteritum im Slavi-
schen und Baltisch-slavischen selbständig nicht mehr belegbar
ist, kann ebensowenig gegen die Richtigkeit dieser Herleitung
geltend gemacht werden, wie etwa das Fehlen eines griech. Aorists
*sFy]v gegen die obige Erklärung des „schwachen“ pass. Aorists
oder das Nichtvorhandensein eines selbständigen ital. *fäm gegen
die Auffassung des ital. Imperfekts, die wir oben zu festigen suchten:
im Gegenteil, dieser Umstand war besonders günstig, insofern im
Sprachgefühl das angetretene Verbum um so schneller als „Suffix“
und Verbalendung empfunden werden mußte. Die e-Basen aber
in Fällen wie nese-acho, vedeacho, sede-ackb finden sich wieder
in lit. nesze (3. Sing. Prät.) „trug“, vede „wußte“, lat. sede-bat
„saß“, die ä-Stämme gingen in den ältesten Vorbildern auf Verba
mit schweren Basen auf idg. « und 5 zurück, wie etwa in znaackb
: lit. zinöjo (zu zinaü), gr. eyvco, oder in raudöjo (zu raudmi) gegen
rydaacho. Da nun die e-Stämme nach Vokal lautmechanisch zu
ja-Formen werden mußten (chvalja- aus *chvalie- von chvaliti),
erhielten a-Ausgänge noch Zuwachs. Schreibungen mit / wie
grqdejase 257, 29, tvorjajase 360, 4 des Supr. Codex bieten gegen-
über den Formen ohne das ältere. Natürlich sind die kürzeren
Formen wie nesecho, vedecho, delachb spätere Entwicklungen aus
neseacho, vedeacht, deleacho. Einzelheiten, wie die Erklärung
des -ch- in jache, für -5-, worüber Brugmann Grdr.2 II, 3, 517
Fußn. 2 eine beachtenswerte Vermutung äußert, oder des chrono-
logischen Verlaufs der Assimilation von *nese-echb > neseacho
(Vondrak Gr. 158, Jagic a. a. 0. 33) können als speziell einzel-
sprachliche Nebenfragen hier unberücksichtigt bleiben.
42. Damit sind die Parallelen, die sich, soviel ich sehe, aus
anderen idg. Sprachen für das italische Imperfekt beibringen
lassen, erschöpft. Denn in litauischen Formen, wie Imperf. pene-
davau „ich pflegte zu mästen“, skeldavo „er pflegte sich zu spalten“,
scheint mir der Ausgang keineswegs ein altes idg. Hilfsverbum fortzu-
setzen, wie manche geglaubt haben, vielmehr wird Brugmann Grdr.2
II, 3, 379 und 515 schon Recht haben, wenn er das d-Suffix mit
den Verbalausgängen -hn, -damas, -dau, -dinu in kausativen und
iterativen Verben in Verbindung bringen möchte. Auch die Stamm-
bildung dieser lit. Imperfekta der Gewohnheit läßt keinen Schluß
auf idg. Alter zu. Eher könnte man vielleicht nach Meillets Vor-
gang (Esqu. d’une Gr. comp, de l’Arm. 94f.) den Versuch wagen,
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betrachtet, eine so]che s-Form zu jesmb als Präteritum im Slavi-
schen und Baltisch-slavischen selbständig nicht mehr belegbar
ist, kann ebensowenig gegen die Richtigkeit dieser Herleitung
geltend gemacht werden, wie etwa das Fehlen eines griech. Aorists
*sFy]v gegen die obige Erklärung des „schwachen“ pass. Aorists
oder das Nichtvorhandensein eines selbständigen ital. *fäm gegen
die Auffassung des ital. Imperfekts, die wir oben zu festigen suchten:
im Gegenteil, dieser Umstand war besonders günstig, insofern im
Sprachgefühl das angetretene Verbum um so schneller als „Suffix“
und Verbalendung empfunden werden mußte. Die e-Basen aber
in Fällen wie nese-acho, vedeacho, sede-ackb finden sich wieder
in lit. nesze (3. Sing. Prät.) „trug“, vede „wußte“, lat. sede-bat
„saß“, die ä-Stämme gingen in den ältesten Vorbildern auf Verba
mit schweren Basen auf idg. « und 5 zurück, wie etwa in znaackb
: lit. zinöjo (zu zinaü), gr. eyvco, oder in raudöjo (zu raudmi) gegen
rydaacho. Da nun die e-Stämme nach Vokal lautmechanisch zu
ja-Formen werden mußten (chvalja- aus *chvalie- von chvaliti),
erhielten a-Ausgänge noch Zuwachs. Schreibungen mit / wie
grqdejase 257, 29, tvorjajase 360, 4 des Supr. Codex bieten gegen-
über den Formen ohne das ältere. Natürlich sind die kürzeren
Formen wie nesecho, vedecho, delachb spätere Entwicklungen aus
neseacho, vedeacht, deleacho. Einzelheiten, wie die Erklärung
des -ch- in jache, für -5-, worüber Brugmann Grdr.2 II, 3, 517
Fußn. 2 eine beachtenswerte Vermutung äußert, oder des chrono-
logischen Verlaufs der Assimilation von *nese-echb > neseacho
(Vondrak Gr. 158, Jagic a. a. 0. 33) können als speziell einzel-
sprachliche Nebenfragen hier unberücksichtigt bleiben.
42. Damit sind die Parallelen, die sich, soviel ich sehe, aus
anderen idg. Sprachen für das italische Imperfekt beibringen
lassen, erschöpft. Denn in litauischen Formen, wie Imperf. pene-
davau „ich pflegte zu mästen“, skeldavo „er pflegte sich zu spalten“,
scheint mir der Ausgang keineswegs ein altes idg. Hilfsverbum fortzu-
setzen, wie manche geglaubt haben, vielmehr wird Brugmann Grdr.2
II, 3, 379 und 515 schon Recht haben, wenn er das d-Suffix mit
den Verbalausgängen -hn, -damas, -dau, -dinu in kausativen und
iterativen Verben in Verbindung bringen möchte. Auch die Stamm-
bildung dieser lit. Imperfekta der Gewohnheit läßt keinen Schluß
auf idg. Alter zu. Eher könnte man vielleicht nach Meillets Vor-
gang (Esqu. d’une Gr. comp, de l’Arm. 94f.) den Versuch wagen,