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Hermann Güntert:
Ausgleichungen, wie die scheinbare Zusammensetzung von armen.
her ei usw. mit ei „war“ oder von lat. tutuderam mit er am.
44. Wie nun freilich das germ. schwache Präteritum nach der
jetzigen Lage zu erklären sei, das dürfte noch für einige Zeit ein
heißumstrittenes Problem bleiben. Collitz’ eigene Theorie, von
der medialen Personalendung -tai aus sei der Dental im Präteritum
zu verstehen, hat wenig Wahrscheinlichkeit. Brugmann PBB. 39
(1914), 84ff., Grdr.2 a. a. 0. vermutet, das germ. t-Präteritum sei
eine Umbildung eines vorgerm. themavokalischen Präteritums zu
der /-Klasse wie ähd. flektan : lat. plecto, VXsxtoc;, gr. ttsxtco : lat.
pecto usw. Wenn diese Theorie auch die Verwandtschaft des
Dentals im Präteritum und dem Partizipium Pass, erklärt, so kann
ich mich doch nicht für überzeugt erklären: man versteht nicht
recht, warum gerade von dieser Präsensbildung der t-Klasse ein
Imperfekt so produktiv gewesen sein soll; daß sich im Armeni-
schen Präterita zu s&o-Präsentien zu Aoristen entwickelt haben
(e-harc — ai. imperf. d-prcchat), ist wegen der besonderen Bedeu-
tungsfärbung, die dieses sko- dem Verbum verlieh, und die mit
einer ingressiven Aoristbedeutung verwandt ist, viel begreiflicher.
Nach einer entsprechenden Funktion, die das /-Suffix gehabt hätte
und den Gebrauch gerade als Präteritum verständlich erscheinen
ließe, sieht man sich vergebens um. Ja mir scheint vielmehr, von
den Nominalbildungen auf -/- (/o-Partizipia, Zi-, tu-Stämme) aus
sei erst dieses t im Verbum, allerdings schon in idg. Zeit, verallge-
meinert worden. An wirklich beweisenden Gleichungen ist wenig
vorhanden: Brugmann weiß zu german. Z-Präteriten nur drei
Zo-Präsentia aus anderen idg. Sprachen von demselben Verbum
nachzuweisen. Das alles sieht nicht sehr überzeugend aus1. Ohne
weiter auf die schwierige Frage hier eingehen zu wollen, die mit
unserem Thema nichts zu tun hat, gestatte man mir nur die Be-
merkung, daß am allermeisten jetzt wieder Begemanns Auffassung
des schwachen Präteritums nach meiner Ansicht in Erwägung
zu ziehen ist: wenn man bedenkt, wie häufig von Partiz. Präterit.
aus Tempora der Vergangenheit gebildet und umgebildet wurden,
scheint mir eine erneute Durchprüfung jener Theorie angebracht,
nach der die Verwandtschaft der germ. /.-Präterita mit dem -to-
1 Vgl. noch Sverdrup IF 35, 5ff. und Streitberg IF 35, 197f., der
sich mit Recht wie Collitz IF 34, 216 ff. gegen W. Schulze KZ 45, 338f.
wendet.
Hermann Güntert:
Ausgleichungen, wie die scheinbare Zusammensetzung von armen.
her ei usw. mit ei „war“ oder von lat. tutuderam mit er am.
44. Wie nun freilich das germ. schwache Präteritum nach der
jetzigen Lage zu erklären sei, das dürfte noch für einige Zeit ein
heißumstrittenes Problem bleiben. Collitz’ eigene Theorie, von
der medialen Personalendung -tai aus sei der Dental im Präteritum
zu verstehen, hat wenig Wahrscheinlichkeit. Brugmann PBB. 39
(1914), 84ff., Grdr.2 a. a. 0. vermutet, das germ. t-Präteritum sei
eine Umbildung eines vorgerm. themavokalischen Präteritums zu
der /-Klasse wie ähd. flektan : lat. plecto, VXsxtoc;, gr. ttsxtco : lat.
pecto usw. Wenn diese Theorie auch die Verwandtschaft des
Dentals im Präteritum und dem Partizipium Pass, erklärt, so kann
ich mich doch nicht für überzeugt erklären: man versteht nicht
recht, warum gerade von dieser Präsensbildung der t-Klasse ein
Imperfekt so produktiv gewesen sein soll; daß sich im Armeni-
schen Präterita zu s&o-Präsentien zu Aoristen entwickelt haben
(e-harc — ai. imperf. d-prcchat), ist wegen der besonderen Bedeu-
tungsfärbung, die dieses sko- dem Verbum verlieh, und die mit
einer ingressiven Aoristbedeutung verwandt ist, viel begreiflicher.
Nach einer entsprechenden Funktion, die das /-Suffix gehabt hätte
und den Gebrauch gerade als Präteritum verständlich erscheinen
ließe, sieht man sich vergebens um. Ja mir scheint vielmehr, von
den Nominalbildungen auf -/- (/o-Partizipia, Zi-, tu-Stämme) aus
sei erst dieses t im Verbum, allerdings schon in idg. Zeit, verallge-
meinert worden. An wirklich beweisenden Gleichungen ist wenig
vorhanden: Brugmann weiß zu german. Z-Präteriten nur drei
Zo-Präsentia aus anderen idg. Sprachen von demselben Verbum
nachzuweisen. Das alles sieht nicht sehr überzeugend aus1. Ohne
weiter auf die schwierige Frage hier eingehen zu wollen, die mit
unserem Thema nichts zu tun hat, gestatte man mir nur die Be-
merkung, daß am allermeisten jetzt wieder Begemanns Auffassung
des schwachen Präteritums nach meiner Ansicht in Erwägung
zu ziehen ist: wenn man bedenkt, wie häufig von Partiz. Präterit.
aus Tempora der Vergangenheit gebildet und umgebildet wurden,
scheint mir eine erneute Durchprüfung jener Theorie angebracht,
nach der die Verwandtschaft der germ. /.-Präterita mit dem -to-
1 Vgl. noch Sverdrup IF 35, 5ff. und Streitberg IF 35, 197f., der
sich mit Recht wie Collitz IF 34, 216 ff. gegen W. Schulze KZ 45, 338f.
wendet.