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Driesch, Hans [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 3. Abhandlung): Logische Studien über Entwicklung, 1 — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.37665#0012
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12

HANS DRIESCH:

2. Die Trajektoriensysteme, welche in einer befestigten von
einer Stelle aus gedrückten Platte produziert werden. Hier seien
nur 3 Faktoren gegeben.
3. Die Strömungslinien in einer von einer Stelle aus erwärmten
oder von zwei Stellen aus elektrisch durchströmten Platte. Später
werden noch
4. Die Chladnischen Klangfiguren hinzugefügt (S. 46).
Beispiele anorganischer echter Evolution seien dagegen der
mechanische Zeichner, Feuerwerkskörper und die photographische
Platte.
Daß auch bei Epigenesis eine gewisse ,,Präformation" be-
stehe, gibt Roux zu; aber sie sei nur ,,virtuell vorhanden" und
müsse ,,erst durch Wirken Realisiert' werden" (S. 24).
Das ist immerhin ein gewisses Zugeständnis an die Meinung,
welche wir vertreten. Aber wir müssen die Bezeichnung als ,,Epi-
genese" für Roux' anorganische Beispiele nun freilich ganz und
gar ablehnen. Es wird hier doch eben im tieferen Sinne nicht
Aiannigfaltigkeit ,,produziert", wo keine Mannigfaltigkeit, und
zwar im eigentlichsten ranmhaften Sinne des Wortes, ,,präfor-
miert" war. Roux nimmt im ersten Beispiel die Feilspäne ,,als
eine Einfachheit" — gut, wir nehmen die Kraftlinien in ihrer
Gesamtheit als Einfachheit. Oder umgekehrt: zählen wir jede
einzelne der durch die Feilspäne sichtbaren Kraftlinien für sich,
dann zählen wir auch jedes Eisenteilchen in seiner spezifischen Lage
für sich, ln diesem Falle ergibt sich sogar eine Verminderung
des Grades der Mannigfaltigkeit im Verlaufe des Geschehens, denn
die durch den Magnetismus geordneten Späne sind mit weniger
Begriffen erschöpfend zu beschreiben als die ungeordneten. Ganz
ebenso in den anderen Beispielen.
Es gibt andere Fälle, wo man mit mehr Recht auf den ersten
Anschein hin von Epigenesis reden könnte: Man denke sich einen
Stempel mit einem Adler darauf, der durch eine Maschinerie auf
und nieder bewegt wird; ein Wachsstreifen wird unter ihm vorbei-
geführt, und bei jedem Niedersinken preßt sich der Adler in eine
andere Stelle des Wachses ein. Haben wir da nicht eine große Er-
höhung der Mannigfaltigkeit? Trotz allem: nein. Denn die Man-
nigfaltigkeit ,,Adler" ist nur mit der Zahl ihrer Einpressungen,
sagen wir n, multipliziert worden, und für jede Einheit des n
haben wir das jeweilige Auf- und Niedergehen des Stempels als
 
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