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Driesch, Hans [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 3. Abhandlung): Logische Studien über Entwicklung, 1 — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.37665#0033
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Logische Studien über Entwicklung.

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geschoben werden. Schon diese,,Regulation durch Nachschub",
wie wir sie jetzt nennen wollen, konnte in Beliebigkeit nicht
gedacht werden. Wie nun, wenn ein System auf beliebige Ver-
stümmelung dadurch antwortet, daß die verbleibenden Teile nach
der Verstümmelung nicht bleiben, was sie sind, wenn diese
Teile vielmehr ihr Sosein und ihre Wirkungsbesonderheit auf-
geben und sich einzeln, aber in harmonischer Zuordnung zu
einander so umgestalten, daß das gtmze System neu heraus-
kommt ?
Wenn solches Vorkommnis sollte materiell denkbar sein, dann
müßte eine vorgebildete maschinelle Einrichtung gedacht werden
können, in der jeder Teil in seinem Einzelverhalten durch das
aus dem Einzelverhalten aller anderen Teile Resultierende bestimmt
würde und selbst seinen Anteil zum Verhalten jedes anderen Teils
beitrüge. Wenn aber Verstümmelungen jeweils die har-
monische Regulation zum Ganzen nach sich ziehen, geht das ja doch
nicht an: Jeder einzelne System-Abschnitt ,,kann" hier jedes
Einzelne. Wie könnte ihm seine in einem bestimmten Falle ver-
wirklichte Leistung, aus der Tülle seiner Möglichkeiten heraus,
von seinen Genossen als Resultante auf gezwungen werden,
wenn diese Genossen beliebige sein können? Der Begriff der
maschinellen ,,Einrichtung" fällt da in sich zusammen. Denn es
soll ja doch, der Voraussetzung nach, jedesmal dasselbe, nämlich
das Ganze, herauskommen, gleichgültig, welche Einzelteile des
Systems miteinander an der Arbeit sind. Das wäre materiell nur
auf Grundlage einer Maschine möglich, welche auf die Wieder-
herstellung eben dieses Ganzen als Ganzes eingestellt wäre: diese
Maschine nun müßte es, eben wegen der ,,Beliebigkeit" der stets
zur Wiederherstellung des Ganzen führenden Verstümmelung, in
,,Beliebigkeit", das heißt für jede beliebige Teilgesamtheit, geben;
jede beliebige Gesamtheit von Systemteilen würde eine
auf dtM Ganze gerichtete Al aschine sein — eben das ist
sinnlos.
G. Wir richten jetzt, um weitere Kriterien für maschinelle
und nicht-maschinelle Evolution zu erlangen, unser Denken nicht
auf Regulationen an einem fertigen Evolutionssystem, mögen sie
Störungen seiner Struktur oder seiner Verrichtungen betreffen,
sondern wir fragen nach der Herkunft, dem Entstandensein
des Systems selbst. Wann kann sein Entstandensein maschi-

Sitzungsberichte der Heidelb. Akad., phHos.-hist. K). 1918. 3.Abh.

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