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HANS DRIESCH :
Von diesem Satze ausgehend kommen wir nun zu wichtigen
negativen Einsichten — ,,negativ" freilich nur mit Rücksicht auf
den df%3cADm7rbegriff als das Positive. Wir fragen: Was an irgend-
einem Entwicklungsgeschehen könnte nicht ,,grundsätzlich Re-
sultante materieller Konstellationen sein" ?
E. Wir kommen hier nun sofort zu der Einsicht, daß es nicht
als ,,materiell vorgebildet" denkbar wäre, wenn jede beliebige
Entnahme von Teilen eines Systems ersetzbar wäre und erst recht
nicht, wenn das Ersatzergebnis selbst jeden beliebigen neuen
Verlust wiederum aus sich ersetzen könnte.
a) Was das erste angeht, so müßte ja jeder beliebige Ab-
schnitt des Systems ,,latent" und zum Nachschub bereit das ent-
halten, was gerade ihm am Ganzen fehlt. Dabei müßte entweder
das seltsame Verhältnis obwalten, daß, je größer ein System-
abschnitt ist, er um so weniger, je kleiner er ist, er um so
mehr an vorgebildetem Nachschubmaterial enthalten müßte, oder
aber man müßte annehmen, überall im System läge latent und in
sehr kleinen Dimensionen das Ganze bereit, um aber nur ,,groß"
zu werden, so weit es jeweils nötig ist. Woher soll diese Fülle
der latenten Teile kommen und durch welche Einrichtungen sollen
sie in jedem ,,beliebigen" Falle an den rechten Ort kommen?
Wir werden auf diese Frage alsbald von noch höherem Gesichts-
punkte aus zurückkommen.
b) Daß aber gar eine im Gefolge einer beliebigen Verstüm-
melung geleistete Ersatzbildung ihrerseits auf eine neue be-
liebige an ihr selbst geschehende Verstümmelung mit Neubildung
reagieren könnte, erscheint erst recht maschinell unmöglich: da
müßte ja mit der Ersatzleistung zugleich eine Fülle von Einrich-
tungen an ihr von dem verstümmelten Teil des ursprünglichen
Systems gebildet worden sein. Woher sollen diese einstweilen
latenten Einrichtungen stammen, die sich ja doch.an einer Bildung
befinden, welche selbst schon als von latenten ,Einrichtungen" des
Originalsystems herstammend nicht gedacht werden kann ?
F. Ganz und gar nicht wäre ferner folgendes als materiell
vorgebildet denkbar: Bisher redeten wir von einem ,,Ersatz" der
einem System entnommenen Teile immer in dem Sinne, daß das
Nicht-entnommene seiner Konfiguration und Leistung nach bleibt,
was es ist, daß in ihm aber latente Teile vorhanden sind, welche
nach erfolgter Verstümmelung sozusagen an die richtige Stelle
HANS DRIESCH :
Von diesem Satze ausgehend kommen wir nun zu wichtigen
negativen Einsichten — ,,negativ" freilich nur mit Rücksicht auf
den df%3cADm7rbegriff als das Positive. Wir fragen: Was an irgend-
einem Entwicklungsgeschehen könnte nicht ,,grundsätzlich Re-
sultante materieller Konstellationen sein" ?
E. Wir kommen hier nun sofort zu der Einsicht, daß es nicht
als ,,materiell vorgebildet" denkbar wäre, wenn jede beliebige
Entnahme von Teilen eines Systems ersetzbar wäre und erst recht
nicht, wenn das Ersatzergebnis selbst jeden beliebigen neuen
Verlust wiederum aus sich ersetzen könnte.
a) Was das erste angeht, so müßte ja jeder beliebige Ab-
schnitt des Systems ,,latent" und zum Nachschub bereit das ent-
halten, was gerade ihm am Ganzen fehlt. Dabei müßte entweder
das seltsame Verhältnis obwalten, daß, je größer ein System-
abschnitt ist, er um so weniger, je kleiner er ist, er um so
mehr an vorgebildetem Nachschubmaterial enthalten müßte, oder
aber man müßte annehmen, überall im System läge latent und in
sehr kleinen Dimensionen das Ganze bereit, um aber nur ,,groß"
zu werden, so weit es jeweils nötig ist. Woher soll diese Fülle
der latenten Teile kommen und durch welche Einrichtungen sollen
sie in jedem ,,beliebigen" Falle an den rechten Ort kommen?
Wir werden auf diese Frage alsbald von noch höherem Gesichts-
punkte aus zurückkommen.
b) Daß aber gar eine im Gefolge einer beliebigen Verstüm-
melung geleistete Ersatzbildung ihrerseits auf eine neue be-
liebige an ihr selbst geschehende Verstümmelung mit Neubildung
reagieren könnte, erscheint erst recht maschinell unmöglich: da
müßte ja mit der Ersatzleistung zugleich eine Fülle von Einrich-
tungen an ihr von dem verstümmelten Teil des ursprünglichen
Systems gebildet worden sein. Woher sollen diese einstweilen
latenten Einrichtungen stammen, die sich ja doch.an einer Bildung
befinden, welche selbst schon als von latenten ,Einrichtungen" des
Originalsystems herstammend nicht gedacht werden kann ?
F. Ganz und gar nicht wäre ferner folgendes als materiell
vorgebildet denkbar: Bisher redeten wir von einem ,,Ersatz" der
einem System entnommenen Teile immer in dem Sinne, daß das
Nicht-entnommene seiner Konfiguration und Leistung nach bleibt,
was es ist, daß in ihm aber latente Teile vorhanden sind, welche
nach erfolgter Verstümmelung sozusagen an die richtige Stelle