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Driesch, Hans [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 3. Abhandlung): Logische Studien über Entwicklung, 1 — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.37665#0061
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Logische Studien über Entwicklung.

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BAND und HiCKKRT, in ihrer Lehre von der Beziehung des histo-
rischen Materials au!' ,,Werte", haben nur die Methodik und Struk-
tur der Geschichtsschreibung, aber nicht die letzte logische und
metaphysische Verarbeitung des eigentlichen geschichtlichen Gegen-
standes im Auge.
Innerhalb des Begriffs tritt nun natürlich als
Grundlegendstes die Frage nach und auf,
wubei aber der Gedanke maschineller Evolution selbstredend von
Anfang an außer Betracht bleibt, also: psychophysische Kumu-
lation oder nicht-maschinelle, nämlich auf das Seelenhafte be-
zogene, Ganzheitsevolution ?
Von den Beurteilungsmaximen aber gilt das oben (S. 52) all-
gemein Gesagte: Geschichte ist ein ,,Fall", nicht gibt es hier viele
Fälle; das Geschichtsziel ist unbekannt, also kann auch der
Begriff ,,Regulation" keine klare Anwendung finden. Alles bleibt
also im Unbestimmten, wie in der Phylogenie.
Daß es auf historischem Boden psychologische Kumu-
lationen, von in ihrem besonderen Sosein zufälliger Art, geben
kann, erhellt ohne weiteres aus dem Gedächtnisvermögen als
einer Eigentümlichkeit des Seelischen. Und vieles in unbestimm-
ten Sinne Entwicklungshafte in der Geschichte läßt sich in der
Tat ohne Zwang kumulativ auffassen; hier haben historische Ue-
.yetse ihren Platz; sie sind nie Elementar-, sondern stets Komplex-
gesetze, ganz wie Gesetze der Geologie. —

c.
Kennzeichen für ein gewisses bloßes Ganz-sein des mensch-
lich Seelenhaften, unter vorläufigem Absehen vom eigentlichen
Entwicklungsproblem, Züge überpersönlicher Ganzheit in der
Menschengemeinschaft, anders gesagt, sind diese:
1. Das Dasein des sittlichen Bewußtseins (Gewissen, Pflicht-
bewußtsein, Mitleid);
2. Die Tatsache der Heterogonie der Zwecke;
3. Die Harmonie zwischen Bedürfnissen der Menschheit und
Einzelpersonen, welche diese Bedürfnisse erfüllen können;
4. Die Tatsache der wechselseitigen intellektuellen und mora-
lischen Beeinflußbarkeit (,,Lehrer und Schüler").
 
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