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Driesch, Hans [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 3. Abhandlung): Logische Studien über Entwicklung, 1 — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.37665#0069
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Logische Studien über Entwicklung.

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nommen selbst personal gegliedert? Aus dem Studium des nor-
malen Werdens des Personalen heraus ist die Frage nicht ent-
scheidbar.
b) Bedeutsam werden hier aber die Versuche der Entwick-
lungsphysiologie: Aus einem Ei lassen sich bis zu vier ganze ver-
kleinerte Individuen gewinnen, und andererseits lassen sich zwei
Keime zur Verschmelzung bringen und liefern dann ein vergrö-
ßertes Individuum. Das spricht dafür, daß Entelechie sich zwar
personal äußert, aber nicht für sich genommen im empirisch-
wirklichen Sinne personal ,,ist".
c) Eben dafür spricht auch die Tatsache der Fortpflanzung,
erfolge sie durch Knospen oder durch Eier, eingeschlechtlich oder
geschlechtlich. Es besteht materielle Kontinuität durch die
Generationen hindurch. Also ist Materie durch die Generationen
hindurch in Kontinuität von Entelechie ,,kontrolliert". Das
kann keine personale Entelechie sein.
d) An dem überpersonal Kontrollierenden hängt die gesamte
Phylogenie und Geschichte trotz der Personen, an denen oder,
besser, durch welche hindurch sie sich abspielt.
e) Die personale Entelechie der Formbildung erscheint also-
als nur scheinbar rein personal. Sie ist vielmehr stets in unbe-
kannter Form mit dem Über personalen verkettet.
Soweit die Logik der Natur, welche nur von körperlicher per-
sonaler und überpersonaler Ganzheit redet. Die Logik des See-
lischen komm! ihr entgegen: Psychologie und Psychophysik dürfen
von personalen Neeren reden, welche personalen Körpern zu-
geordnet sind. Die personalen Seelen besitzen aber überpersön-
liche Soseinszüge (,,sittliches Bewußtsein"* usw.), sodaß also auch
im Reiche des Seelischen Personales und Überpersonales ver-
kettet sind.
Ganz besonders bedeutsam ist nun aber, daß die Ergebnisse
der Lehre von der Verkettung körperlicher Personalität und
Uberpersonalität offenbar noch eine besondere neue Aussage über
die Beziehungen zwischen seelischen Personen und einem Über-
persönlichen erlauben: Seelische Personen erstehen und ver-
schmelzen mit der Spaltung oder Verschmelzung der körper-
lichen Keime; sie scheinen also, ebenso wie die körperlichen Aus-

* 0. L., Seite 262 ff., Hü L., Seite 175 ff.
 
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