Metadaten

Driesch, Hans [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 3. Abhandlung): Logische Studien über Entwicklung, 1 — Heidelberg, 1918

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37665#0070
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
70

HANS DRIESCH: Logische Studien über Entwicklung.

prägungen personaler Ganzheit, aus einem Überpersönlichen ge-
radezu herzustammenL
Wer in die Metaphysik weitergehen und in ihr die sogenannte
,,Unsterblichkeits"frage behandeln wilP, wird es auf Grund dieser
empirischen Sachverhalte für das Wahrscheinlichste erklären
müssen, daß seelisches Dasein nach dem Tode nicht in rein per-
sonaler Form, sondern in Bezogenheit auf ein überpersönliches
Seelisches besteht, etwa so, wie bei den sogenannten ^Spal-
tungen" des empirischen Bewußtseins mehrere ,,Iche"
da sind, welche aber doch, etwa im hypnotischen Zu-
stand, zu einem Ich ,,vereinigt" werden könnend Auf
diese Weise würde dem Personalen und dem Überpersonalem sein
Becht, und es würde das Personale in das Überpersonale hinein
sozusagen gerettet werden.
Wollte man die seelische Person rein, als Person unsterblich
sein lassen, so müßte man das Seelisch-Geistige und das Vitale,
welche beide uns im letzten metaphysischen Grunde doch Eines
sind, scharf trennen. Denn die überpersonale Verkettung des
eigentlich Vitalen steht ganz außer Frage. Uns scheint zu dieser
Trennung keine Veranlassung vorzuliegen.
Daß sowmhl nach Seiten leiblicher Ganzheitsverwirklichung
wie nach Seiten des bewußten und unbewußten Seelischen über-
persönliche Züge im Personalen bestehen und zwar sogar im Sinne
des Herstammens der Person aus der Überperson, das also spricht,
so scheint mir, für die hier vertretene Auffassung. Und die Tat-
sache der sogenannten Bewußtseinsspaltung gibt unserer Lehre
geradezu festen Boden: es ist in gewissem Sinne eine c%M.sn
mit der wir arbeiten.
i Der Vitalismus des 18. Jahrhunderts hat sich gern mit diesen Fragen
beschäftigt; auch Roux (s. die auf S. 50 Anm. 3 genannte Schrift, S. 70)
hat das Problem gesehen.
s UL A, Seite 286 ff., 318 ff.
'3 Vgl. z. B. MORTON PRINCE, The Dissociation of a Personality, 1910.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften