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Bartholomae, Christian; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 10. Abhandlung): Zur Etymologie und Wortbildung der indogermanischen Sprachen — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37687#0012
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12

Christian Bartholomae:

sehen durch o vertreten sind, also durch einen 'dumpferd
Vokal von ähnlicher Art, wie er im Altindischen jeden-
falls schon zu Päninis Zeit für den mit a umschriebenen
Vokal gesprochen wurde, der genau die nämlichen indoger-
manischen Sonanten fortsetzt wie jenes altiranische o; s. dazu
Wackernagel AiGr. 1. 3. Daß alsdann in dem altiranischen
o sehr viele ursprachliehe o enthalten sind, ist ja allerdings
richtig; war doch o wohl der häufigste der indogermanischen
a-Vokale. Aber wenn alle drei indogermanischen a-Vokale:
a, e, o gleicherweise durch o vertreten sind, kann man dann
von einer Erhaltung der ursprachlichen Vokal-
trias a, e, o sprechen?
14 d. Darum aber handelt es sich in erster Linie. Denn
darüber besteht ja doch nicht der geringste Zweifel: was die
weitaus größte Mehrzahl der Indogermanisten an Andreas
Vortrag von 1902 (s. S. 10 unten) interessiert hat, das ist
nicht die Frage, ob die sasanidische Überlieferung der
awestischen Wörter in noch höherem Grade verbesserungs-
bedürftig sei, als man es bisher schon angenommen hatte,
und zwar angenommen aus dem Grund, ,,daß die awestischen
Schriften früher in einem weniger ausgebildeten Alfabet auf-
gezeichnet waren“ (GIrPh. Isl. 153 f.), also nicht die Frage,
ob etwa die in der Gestalt mraftustro, mazclä, ahurahyä, usw.
bezeugten Wörter vielmehr zuraxtus&ro, muzbö, ohurohyo, usw.
zu lesen seien. Was an Andreas Vortrag die allgemeine
Aufmerksamkeit erregt hat, das war vielmehr die Aufstellung,
daß die indogermanische Dreifärbigkeit der a-Vokale e, o, a,
von der man bis dahin allgemein überzeugt war, sie habe
sich im Indischiranischen verwischt, im Altiranischen tat-
sächlich noch vorhanden gewesen sei, und daß sich das
mühelos mit einer Fülle von Belegen beweisen lasse. Das
war ja auch der Punkt, gegen den ich mich alsbald nach
dem Erscheinen der Verh. 13. OrKongr. (1904) in meinem
Vortrag auf der Hamburger Philologenversammlung 1905
(s. IFAnz. 18. 82f.) gewendet habe. — Also nochmals: heraus
mit den Belegen!
15. Was erreichen wir aber mit der merkwürdigen Teilung
vidv-anoi? Wir streichen freilich damit aus der arischen Gramma-
tik den Infinitivausgang -uanai, der verdächtig erscheint, weil er nur
 
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