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Liebich, Bruno [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 15. Abhandlung): Zur Einführung in die indische einheimische Sprachwissenschaft, 2: Historische Einführung und Dhātupātha — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37692#0036
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32

Bruno Liebich:

und war von diesem durch keinen großen zeitlichen Zwischenraum
getrennt. Er war, wie ich beifügen möchte, wahrscheinlich kein
unmittelbarer Schüler des S., da er von diesem mehrfach im Per-
fektum spricht (mene, uväca). Für uns kommt sein Werk in
Betracht lediglich wegen der drei grammatischen Stellen I, 23—33.
42—45. II, 89—123a, die uns über den Stand der Sprachwissen-
schaft zu seiner Zeit, namentlich in theoretischer Hinsicht, einige
Aufschlüsse gewähren.
39 An die Namen der Götter anknüpfend stellt der Verfasser die
Frage nach dem Benennungsgrund dieser wie aller Namen über-
haupt. Die alten Weisen, wie Madhuka, Svetaketu und Gälava,
haben neun solcher Ursachen der Namenbildung aufgestellt, die
aufgezählt werden: Wohnsitz, Beschäftigung, Gestalt usw. Yäska,
Gärgya und Eathltara reduzierten diese auf vier, die wiederum
von Saunaka auf eine einzige, nämlich auf karman, zurückgeführt
worden seien. Dieses karman wird hier ebensoweit gefaßt als
bhäva, muß also als Handlung oder Tätigkeit im allgemeinsten
Sinne verstanden werden, was Panini und seine Schule mit kriyä
bezeichnen, während sie karman im Sinne von Objekt bei tran-
sitiven Verben gebrauchen. Wir sind dieser allgemeinen Be-
deutung von karman schon bei den Bahuvrlhi’s auf -karman im
Nirukta (oben § 34 a. E.) begegnet. Der Verfasser bzw. Saunaka
kommt zu dem Ergebnis: es gibt kein Werden ohne Handlung,
keinen Namen ohne Bedeutung. Die Benennungen (der Dinge)
haben keinen andern Ursprung als das Werden, darum sind sie
alle von Handlungen abgeleitet1 (näkarmako ’sti bhävo hi, na
nämästi nirarthakam, nänyatra bhävän nämäni, tasmät sarväni
karmatah 31). Damit stellt er sich auf die Seite der Etymologen
(§ 30), deren Standpunkt er philosophisch zu begründen sucht.
Interessant ist auch der Übergang* von Yäska’s Definition des
Verbums als bhävapradhäna zu der späteren als kriyävacana.
Entsprechend finden wir schon im Ekprätisäkhya 701: tad ä-
khyätaiii yena bhävam (sc. abhidadhäti), 707 dagegen: kriyäväcakam
äkhyätam.
Von der Wortforschung hat der Verfasser der Brhadd. eine
hohe Meinung: während Yäska und Saunaka sie nur als Hilfs-
mittel der Exegese bezeichnen, gilt sie ihm als Weg zur Wesens-
erkenntnis des Brahman (nairukte yo yateta, sah j jijnäsur brahmano
rüpam api duskrt param vrajet 119).
 
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