18
O. Weinreich:
das sind Personifikationen, die doch eher Zusammengehen
mit den Schutzgottheiten des gottesfürchtigen Dionvsios oder
den von den pergamenischen Mysten verehrten Personi-
fikationen (vgl. § 67).
§ 27. Ein anderes kommt hinzu, was uns warnt, das Relief sehr
hoch hinaufzudatieren: außer Ilias und Odyssee galt in den Kreisen,
aus denen das Relief stammt, auch die Batrachomyomachia als
echtes Werk Homers. Nun hat kürzlich Wackernagel in seinen
Sprachl. Untersuchungen zu Homer (1916, 188ff.) unter Zustim-
mung von Geffcken (Arch. f. Reh Wiss. XIX, 291) zu zeigen
versucht, daß die Batrachomyomachie nicht vor dem 3. Jhd. ent-
standen, eher noch an die Grenze der Kaiserzeit zu rücken sei.
Ist das richtig, werden wir auch aus diesem Grund die Watzinger-
sche Datierung aufgeben müssen. Für Spätdatierung hat sich
im Anschluß an Sievering auch Pagen Stecher soeben ausge-
sprochen, Sitz. Ber. Heidelb. Akad. 1919, 1, S. 25 A. 59 und
v. Salis, Kunst der Griechen (1919), S. 214. Das Relief fällt also
aus chronologischen und sachlichen Gründen für uns stark ins
Gewicht, zumal mir die Entstehung des Werkes in Pergamon
(wegen des Zebustiers hinter dem Opferaltar, vgl. das schöne
pergamenische Relief AM. 35, 1910, Taf. 29, S. 510f.) noch immer
sehr plausibel ist.
§ 28. Die große Kunst war, wie die Literatur (§ 29), mit der Per-
sonifikation der Arete vorausgegangen: Ende des V. Jhd.s hatte
Parrhasios Liberum patrem adstante Virtute et pueros duo.s, in
quibus spectatur securitas et aetatis simplicitas (Plin. 35, 70) gemalt,
also Dionysos mit Arete und zwei anderen Personifikationen,
im IV. Aristolaos, der Sohn und Schüler des Pausias, die
Arete (Plin. 35, 137), und Euphranor hatte Kolossalstatuen von
Arete und Hellas geschaffen (34, 78). In der Festprozession des
Ptolemaios Philadelphos befand sich ein Αρετής άγαλμα, das παρε-
στός τω Πτολεμαίω στέφανον είγεν ελαίας χρυσοΰν (Athen. V 201 D, aus
Kallixeinos von Rhodos). Und an dem Goldkranz, den Alexander,
der Sohn des Antiochos Epiphanes dem Epikureer Diogenes
schenkte, war ein πρόσωπον Αρετής κατά μέσον angebracht — der
Epikureer schenkte die Gabe, wenig passend, weiter an eine Chan-
sonette (Athen. 211 D).
§ 29. Den steilen und mühsamen Weg zur αρετή, im Gegensatz zu
dem leichten der κακότης, hatte schon Hesiod έ. κ. ή. 289ff. in
O. Weinreich:
das sind Personifikationen, die doch eher Zusammengehen
mit den Schutzgottheiten des gottesfürchtigen Dionvsios oder
den von den pergamenischen Mysten verehrten Personi-
fikationen (vgl. § 67).
§ 27. Ein anderes kommt hinzu, was uns warnt, das Relief sehr
hoch hinaufzudatieren: außer Ilias und Odyssee galt in den Kreisen,
aus denen das Relief stammt, auch die Batrachomyomachia als
echtes Werk Homers. Nun hat kürzlich Wackernagel in seinen
Sprachl. Untersuchungen zu Homer (1916, 188ff.) unter Zustim-
mung von Geffcken (Arch. f. Reh Wiss. XIX, 291) zu zeigen
versucht, daß die Batrachomyomachie nicht vor dem 3. Jhd. ent-
standen, eher noch an die Grenze der Kaiserzeit zu rücken sei.
Ist das richtig, werden wir auch aus diesem Grund die Watzinger-
sche Datierung aufgeben müssen. Für Spätdatierung hat sich
im Anschluß an Sievering auch Pagen Stecher soeben ausge-
sprochen, Sitz. Ber. Heidelb. Akad. 1919, 1, S. 25 A. 59 und
v. Salis, Kunst der Griechen (1919), S. 214. Das Relief fällt also
aus chronologischen und sachlichen Gründen für uns stark ins
Gewicht, zumal mir die Entstehung des Werkes in Pergamon
(wegen des Zebustiers hinter dem Opferaltar, vgl. das schöne
pergamenische Relief AM. 35, 1910, Taf. 29, S. 510f.) noch immer
sehr plausibel ist.
§ 28. Die große Kunst war, wie die Literatur (§ 29), mit der Per-
sonifikation der Arete vorausgegangen: Ende des V. Jhd.s hatte
Parrhasios Liberum patrem adstante Virtute et pueros duo.s, in
quibus spectatur securitas et aetatis simplicitas (Plin. 35, 70) gemalt,
also Dionysos mit Arete und zwei anderen Personifikationen,
im IV. Aristolaos, der Sohn und Schüler des Pausias, die
Arete (Plin. 35, 137), und Euphranor hatte Kolossalstatuen von
Arete und Hellas geschaffen (34, 78). In der Festprozession des
Ptolemaios Philadelphos befand sich ein Αρετής άγαλμα, das παρε-
στός τω Πτολεμαίω στέφανον είγεν ελαίας χρυσοΰν (Athen. V 201 D, aus
Kallixeinos von Rhodos). Und an dem Goldkranz, den Alexander,
der Sohn des Antiochos Epiphanes dem Epikureer Diogenes
schenkte, war ein πρόσωπον Αρετής κατά μέσον angebracht — der
Epikureer schenkte die Gabe, wenig passend, weiter an eine Chan-
sonette (Athen. 211 D).
§ 29. Den steilen und mühsamen Weg zur αρετή, im Gegensatz zu
dem leichten der κακότης, hatte schon Hesiod έ. κ. ή. 289ff. in