(
8 A. Warburg:
Ich habe versucht, [den Text] mit den angesehensten
Zitaten auszustatten. Was ich erreicht habe, mögen andere be-
urteilen. Der Spruch des Elias kommt nicht in der Bibel vor,
sondern bei den Rabbinen und ist sehr berühmt. Burgensis
(Paulus)6 zitiert ihn und verficht unter Berufung auf ihn gegen die
Juden (die Ansicht), daß der Messias schon erschienen sei. Den
Hebräern ist dieser Ausspruch sehr geläufig und von mir an den
Anfang Deiner Historia [Carions Chronica] gesetzt, um allgemeiner
bekannt zu werden und Deinem Werke Empfehlung zu verschaffen.
Solche Zitate werde ich später noch viele hinzusetzen. Du siehst
(aber), wie die prophetische Stimme vorausweist; so zutreffend
(concinna; harmonisch?) ist die Verteilung der Zeitalter.
Die Historia werden wir diesen Winter, wie ich hoffe, voll-
enden, denn bis jetzt wurde ich durch die Überarbeitung meiner
Apologie, die ich an einzelnen Stellen verbesserte, daran verhindert.
Du 'glaubst kaum, wie schwach meine Gesundheit ist; ich werde
auch durch Sorge und Arbeit aufgerieben.
Meine Frau genas mit Gottes Hülfe einer Tochter, deren
Geburtszeit (Thema) ich Dir schicke, nicht etwa, um Dir Mühe
zu machen. Ich sehe nämlich, daß sie Nonne werden wird7.
Seit mehr als acht Tagen sehen wir einen Kometen. Wie
urteilst Du darüber ? Er scheint über dem Krebs zu stehen, da er
gleich nach der Sonne untergeht und kurz vor Sonnenaufgang
aufgeht. Wenn er eine rote Farbe hätte, würde er mich mehr
erschrecken. Ohne Zweifel bedeutet er den Tod von Fürsten, er
scheint aber den Schweif nach Polen zu wenden. Aber ich erwarte
Dein Urteil. Ich wäre Dir von ganzem Herzen dankbar, wenn Du
mir mitteiltest, was Du meinst.
Nun komme ich zu den heutigen Mitteilungen. Wenn ich
etwas über die Versuche unserer Gegner wüßte, so würde ich Dir
alles schreiben, was daran wäre, denn wir brauchen die Pläne
unserer Gegner nicht zu verbergen; für uns ist im Gegenteil nütz-
licher, sie zu enthüllen.
Ich habe nämlich schon lange nichts Sicheres über irgend-
welcheVorbereitungen gehört, außer Befürchtungen, die dieUnsrigen
hegen wegen jener [nicht ?] kleinen Anzahl von Fußsoldaten, die in
6 Scrutinium scripturarum. Vgl. Beil. A. I. Anm. 135.
7 Vgl. Melanchthon an Camerarius 26. Juli 1531 (Corpus Reformatorum
= CR. II. 516). Peucer, der diese Tochter (Margarethe) heiratete, hat die
Weissagung ad absurdum geführt.
8 A. Warburg:
Ich habe versucht, [den Text] mit den angesehensten
Zitaten auszustatten. Was ich erreicht habe, mögen andere be-
urteilen. Der Spruch des Elias kommt nicht in der Bibel vor,
sondern bei den Rabbinen und ist sehr berühmt. Burgensis
(Paulus)6 zitiert ihn und verficht unter Berufung auf ihn gegen die
Juden (die Ansicht), daß der Messias schon erschienen sei. Den
Hebräern ist dieser Ausspruch sehr geläufig und von mir an den
Anfang Deiner Historia [Carions Chronica] gesetzt, um allgemeiner
bekannt zu werden und Deinem Werke Empfehlung zu verschaffen.
Solche Zitate werde ich später noch viele hinzusetzen. Du siehst
(aber), wie die prophetische Stimme vorausweist; so zutreffend
(concinna; harmonisch?) ist die Verteilung der Zeitalter.
Die Historia werden wir diesen Winter, wie ich hoffe, voll-
enden, denn bis jetzt wurde ich durch die Überarbeitung meiner
Apologie, die ich an einzelnen Stellen verbesserte, daran verhindert.
Du 'glaubst kaum, wie schwach meine Gesundheit ist; ich werde
auch durch Sorge und Arbeit aufgerieben.
Meine Frau genas mit Gottes Hülfe einer Tochter, deren
Geburtszeit (Thema) ich Dir schicke, nicht etwa, um Dir Mühe
zu machen. Ich sehe nämlich, daß sie Nonne werden wird7.
Seit mehr als acht Tagen sehen wir einen Kometen. Wie
urteilst Du darüber ? Er scheint über dem Krebs zu stehen, da er
gleich nach der Sonne untergeht und kurz vor Sonnenaufgang
aufgeht. Wenn er eine rote Farbe hätte, würde er mich mehr
erschrecken. Ohne Zweifel bedeutet er den Tod von Fürsten, er
scheint aber den Schweif nach Polen zu wenden. Aber ich erwarte
Dein Urteil. Ich wäre Dir von ganzem Herzen dankbar, wenn Du
mir mitteiltest, was Du meinst.
Nun komme ich zu den heutigen Mitteilungen. Wenn ich
etwas über die Versuche unserer Gegner wüßte, so würde ich Dir
alles schreiben, was daran wäre, denn wir brauchen die Pläne
unserer Gegner nicht zu verbergen; für uns ist im Gegenteil nütz-
licher, sie zu enthüllen.
Ich habe nämlich schon lange nichts Sicheres über irgend-
welcheVorbereitungen gehört, außer Befürchtungen, die dieUnsrigen
hegen wegen jener [nicht ?] kleinen Anzahl von Fußsoldaten, die in
6 Scrutinium scripturarum. Vgl. Beil. A. I. Anm. 135.
7 Vgl. Melanchthon an Camerarius 26. Juli 1531 (Corpus Reformatorum
= CR. II. 516). Peucer, der diese Tochter (Margarethe) heiratete, hat die
Weissagung ad absurdum geführt.