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Warburg, Aby Moritz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 26. Abhandlung): Heidnisch-antike Weissagung in Wort und Bild zu Luthers Zeiten — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37732#0009
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Heidnisch-antike Weissagung in Wort und Bild zu Luthers Zeiten. 9

Friesland sind. Vielleicht denken sie daran, unter dem Vorwand
des dänischen Krieges auch über uns herzufallen. Aber der Pfälzer
und der Mainzer verhandeln mit den Unsrigen schon über fried-
liche Beilegung, obwohl ich keine Friedenshoffnung habe. Ich werde
nämlich nicht allein durch astrologische Voraussagen beein-
druckt, sondern auch durch Weissagungen. Haßfurt sagte
dem König Christian eine ehrenvolle Rückkehr voraus. Schep-
perus leugnet, daß er zurückkommen würde. Auf mich macht
Schepperus keinen Eindruck. Er täuscht sich oft. Haßfurt sagte
auch dem Landgrafen die größten Siege voraus und ein Bürger in
Schmalkalden, der mir bekannt ist, hatte ein Wundergesicht über
diese (politischen) Unruhen, eine Weissagung, auf die ich den größten
Wert lege. Sie enthält die Voraussage auf eine glimpflich ver-
laufende Katastrophe, deutet dabei aber doch an, daß unsere
Gegner, von Schrecken gepackt, jenem Löwen [dem hessischen
Landgrafen] weichen. Ein Weib in Kitzingen hat Schreckliches
über Ferdinand vorausgesagt. Er werde Krieg gegen uns führen,
der für ihn aber unglücklich verlaufen werde. In Belgien hat eine
Jungfrau dem Kaiser auch geweissagt, was ich aber noch nicht
genügend nachgeprüft habe. Im ganzen meine ich, daß irgend eine
Bewegung auftreten wird und ich flehe zu Gott, daß er sie zu gutem
Ende lenkt und ihr einen der Kirche und dem Staate günstigen
Ausgang verleiht. Ich arbeitete schon vor Jahresfrist eifrig daran,
daß sie mit uns Frieden machten. Hätten sie es getan, dann würde
es weniger Aufruhr in Schwaben geben, das (jetzt) zum großen
Teil der Schweizer Theologie und Vermessenheit (licentia) anhängt.
Aber Campeggi will den Kaiser in einen deutschen Krieg hinein-
reißen und verstricken, um seine Macht zu erschüttern, und die
Ratschläge des Campeggi billigen einige aus persönlichem Haß
gegen die Unsrigen. Gottes Auge aber ist gerecht. Wir haben
sicherlich nichts Schlechtes gelehrt und befreiten viele fromme
Seelen von vielen verderblichen Irrlehren. Sabinus schickt dir
meine Vorrede über das Lob der Astronomie und Astrologie, über
die ich Dein Urteil erwarte. Lebe wohl. Am Donnerstag nach
Mariae Himmelfahrt 1531. Ich schicke Dir die Briefe zurück.
ODa,7T7ro<U.
In diesem Briefe sieht man Melanchthon in einem kritischen
Augenblick seines Lebens über die Schulter; wir finden ihn drei-
fach schriftstellerisch beschäftigt, als Humanisten, Theologen und
astropolitischen Journalisten. Zunächst bestimmt er durch den
 
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