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A. Warburg:
liehen Welt Vorstellung beruhte, die bis zu jener Lehre führte, die
— noch im Zeitalter der Reformation — dem historischen Gewissen
und Wahrheitssinn durch das ,,Als ob“ der astrologischen Fiktion
eine doppelte Wahrheit chronologischer Feststellung entgegen-
setzen durfte.
Die Lehre von den Planeten-Konjunktionen als Kern-
stück astrologischer Weissagung im Spiegel der illustra-
tiven deutschen Kunst. —- Saturnfürchtigkeit in Wort
und Bild. — Ausblick auf Italien.
ln der Astrologie haben sich in unwiderleglicher Tatsächlich-
keit zwei ganz heterogene Geistesmächte, die logischerweise ein-
ander nur befehden müßten, zu einer „Methode“ zusammengetan
(vgl. Abb. 3) : Mathematik, das feinste Werkzeug abstrahieren-
der Denkkraft, mit Dämonenfurcht, der primitivsten Form
religiöser Verursachung. Während der Astrologe das Weltall einer-
seits im nüchternen Liniensystem klar und harmonisch erfaßt und
die Stellungen der Fixsterne und Planeten zur Erde und zueinander
genau und im Voraus zu berechnen versteht, beseelt ihn vor
seinen mathematischen Tafeln doch eine atavistische abergläu-
bische Scheu vor diesen Sternnamen, mit denen er zwar wie mit
Zahlzeichen umgeht, und die doch eigentlich Dämonen sind, die
er zu fürchten hat.
Man muß versuchen, sich durch einige Abbildungen jene
mathematisch-linearen und mythisch-bildhaften Elemente der
Weltanschauung im Kopfe eines mittelalterlichen Astrologen klar
zu machen: Nach welcher Verfassung regieren sie die Welt und
wie sehen sie aus ? Planeten können einzeln oder zusammen
regieren; als Einzelbeherrscher beschützen sie nach einem von
den antiken Sterndeutern wohl ausgeklügelten Teilungsprinzip
wechselweise die einzelnen Monate mit den in diesen erscheinenden
Tierkreiszeichen. Alle diese Planeten, bis auf Sonne und Mond,
erhalten die Schirmherrschaft über zwei Monate; der Saturn
z. B. den Dezember mit dem Steinbock und den Januar mit
dem Wassermann — und den Saturn wollen wir uns bei
dieser Wanderung durch das Labyrinth der astrischen Dämonen
zum Leitstern wählen, weil eben die Saturnfürchtigkeit auch im
Reformationszeitalter im Mittelpunkte des Sternglaubens steht.
Jeder Planet beherrscht weiterhin, tabellarisch wohl verzeichnet,
A. Warburg:
liehen Welt Vorstellung beruhte, die bis zu jener Lehre führte, die
— noch im Zeitalter der Reformation — dem historischen Gewissen
und Wahrheitssinn durch das ,,Als ob“ der astrologischen Fiktion
eine doppelte Wahrheit chronologischer Feststellung entgegen-
setzen durfte.
Die Lehre von den Planeten-Konjunktionen als Kern-
stück astrologischer Weissagung im Spiegel der illustra-
tiven deutschen Kunst. —- Saturnfürchtigkeit in Wort
und Bild. — Ausblick auf Italien.
ln der Astrologie haben sich in unwiderleglicher Tatsächlich-
keit zwei ganz heterogene Geistesmächte, die logischerweise ein-
ander nur befehden müßten, zu einer „Methode“ zusammengetan
(vgl. Abb. 3) : Mathematik, das feinste Werkzeug abstrahieren-
der Denkkraft, mit Dämonenfurcht, der primitivsten Form
religiöser Verursachung. Während der Astrologe das Weltall einer-
seits im nüchternen Liniensystem klar und harmonisch erfaßt und
die Stellungen der Fixsterne und Planeten zur Erde und zueinander
genau und im Voraus zu berechnen versteht, beseelt ihn vor
seinen mathematischen Tafeln doch eine atavistische abergläu-
bische Scheu vor diesen Sternnamen, mit denen er zwar wie mit
Zahlzeichen umgeht, und die doch eigentlich Dämonen sind, die
er zu fürchten hat.
Man muß versuchen, sich durch einige Abbildungen jene
mathematisch-linearen und mythisch-bildhaften Elemente der
Weltanschauung im Kopfe eines mittelalterlichen Astrologen klar
zu machen: Nach welcher Verfassung regieren sie die Welt und
wie sehen sie aus ? Planeten können einzeln oder zusammen
regieren; als Einzelbeherrscher beschützen sie nach einem von
den antiken Sterndeutern wohl ausgeklügelten Teilungsprinzip
wechselweise die einzelnen Monate mit den in diesen erscheinenden
Tierkreiszeichen. Alle diese Planeten, bis auf Sonne und Mond,
erhalten die Schirmherrschaft über zwei Monate; der Saturn
z. B. den Dezember mit dem Steinbock und den Januar mit
dem Wassermann — und den Saturn wollen wir uns bei
dieser Wanderung durch das Labyrinth der astrischen Dämonen
zum Leitstern wählen, weil eben die Saturnfürchtigkeit auch im
Reformationszeitalter im Mittelpunkte des Sternglaubens steht.
Jeder Planet beherrscht weiterhin, tabellarisch wohl verzeichnet,