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Warburg, Aby Moritz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 26. Abhandlung): Heidnisch-antike Weissagung in Wort und Bild zu Luthers Zeiten — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37732#0039
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Heidnisch-antike Weissagung in Wort und Bild zu Luthers Zeiten. 39


ge.spen.st der großen Konjunktion zwischen Saturn und Jupiter
(Abb. 13), ebenso wie die Figur des ,,kleinen Propheten1',
gehörten also zum ganz alten Bestände der vorreformatorischen
Zeit. Trotzdem mußten sie zu Luthers Zeiten aus den ver-
schiedensten Gründen mit erneuter Kraft wirken. In der Zeit
des Konfliktes zwischen Obrigkeit und Bauern wirkte der Saturn
und der Jupiter, wenn
sie nebeneinander auf-
traten, wie Augen-
blicksaufnahmen aus
der Zeit des Bauern-
krieges, und der astro-
logische Text klang
auch seltsam mensch-
lich mit, wenn er von
den Bewegungen der
glänzenden kosmi-
schen Körper wie von
streitenden Menschen
erzählte. Die dämoni-
sche Antike empfing
hier von dem leiden-
schaftlich pulsieren-
den Leben der Refor-
mation selbst eine,
ganz spontane, un-
heimlich wirkliche
Wiederbelebung, die
in den Zeiten der ei-
gentlichen kirchlichen
Revolution vor allem
auch das Lichtenber-
gerische Bild vom Mönchspropheten erfuhr (Abb. 14).
Mochte immerhin weder die Geburtsstunde noch das Auswan-
dern aus der Heimat stimmen, noch die Male und Flecken an
bestimmten Körperteilen, die schon im Handbuch des Abü Ma'sar
zu lesen sind, die Hauptsache stimmte doch mit Luthers Erschei-
nung: ein Mönch war aufgestanden und den Geistlichen zu Leibe
gegangen. Luther selbst kannte sehr wohl die Gefahr, daß die
Abbildungen des Weissagungsbuches auf ihn bezogen werden


ß>33.upi)-Kapitel.
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Abb. 14.

Die beiden Mönche, aus der
Lichtenbergers.

deichen Ausgabe
 
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