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Warburg, Aby Moritz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 26. Abhandlung): Heidnisch-antike Weissagung in Wort und Bild zu Luthers Zeiten — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37732#0044
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A. Warburg:

zu reformieren80. Wir wissen auch, daß Gauricus die Werke
des Paul von Middelburg gekannt und hochgeschätzt hat. Denn
er zitiert ihn in seinem Encomion astrologiae als eine der
Leuchten dieser Wissenschaft81.
Die Grundidee der Prophezeiung ist bei Gauricus einfach um-
gebogen zuungunsten Luthers, indem bei ihm nicht nur zwei
Planeten, wie bei Lichtenberger, sondern alle Planeten mit Aus-
nahme des Mars im Hause des Skorpions Zusammentreffen. Auch
darin wirken die Vorstellungen von der Prophetenkonstellation bei
Gauricus nach, als Mars und Saturn sich im neunten Haus — der
Religion —versammeln und der schädliche Mars in seinem „könig-
lichen Hause“ steht, dem Widder, wie Lichtenberger es ausdrück-
lich verlangt. Hinzu kommt bei Gauricus die Ansammlung der
übrigen Planeten im neunten Hause. Ob die Erzielung dieser
Anhäufung oder eine besondere astronomische Berechnung der
Grund dafür gewesen ist, daß er das Datum Lichtenbergers vom
25. (oder 20.) November nicht übernimmt, sondern statt dessen
den 22. Oktober einsetzt, bedarf weiterer Untersuchung82.

Luther über Weissagen des „bösen Leindes“ hei
Johann Lichtenberger.
Um der Astrologie willen hätte also Luther gewiß eine Bezie-
hung zwischen sich und dem Mönchsbilde ahgelehnt, wie er denn
80 Ben. Soldati, La poesia astrologica nel quattrocento (Bibi. stör, del rin.
III). Firenze 1906, p. 115.
81 E. Percopo, Pomp. Gauricus (Estr. Atti dell’Accad. di archeol. lett. e
belle arti di Napoli). Napoli 1894, p. 136.
82 Die Konstellation von Jupiter und Saturn im Skorpion wird von
Lichtenberger in der von Luther mit einer Vorrede versehenen deutschen
Ausgabe von 1527 gesetzt auf den 25. Tag Novembris „des Weinmondes“ 1484;
damit sind hier zwei Monatsdaten gegeben, da der Weinmonat der Oktober
ist. Eine weitere Verschiedenheit findet sich in der Ausgabe von 1549 Bl. 28,
wo statt des 25. November vielmehr der 20. genannt wird. Für Gauricus
wird man indessen (wenn ihm überhaupt Lichtenberger und nicht etwa Paul
von Middelburg als Quelle gedient hat) sicher nicht die Benutzung eines
deutschen Textes anzunehmen haben — es sei denn, durch Vermittlung seiner
deutschen Freunde — sondern vielmehr eines lateinischen oder italienischen;
in diesen steht, soviele uns bisher zugänglich waren, überall das Datum des
25. November. Aus Lichtenberger wird sich also die Verschiebung des
Datums auf den 22. Oktober, die Gauricus hat, schwerlich erklären lassen,
wenn nicht noch eine uns unbekannte Ausgabe existiert, die dieses Datum
bringt.
 
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